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FDP will öffentliche Bedürfnisanstalten schließen / Restaurants sollen Alternative bieten "Nette Toilette" - Gastwirte rümpfen Nase

Von Thomas Pusch 06.09.2013, 03:02

Die öffentlichen Toiletten sollen geschlossen, Gastronomen dazu aufgerufen werden, ihre WCs auch Nicht-Gästen zur Verfügung zu stellen. So will die FDP-Fraktion Stendal attraktiver machen und dabei noch Geld sparen.

Stendal l Die Aktion "Nette Toilette" stammt aus Aalen. Ihren Namen hat sie nicht etwa daher, weil die Bedürfnisanstalten in freundlichen Farben angestrichen sind oder ein anheimelnder Duft durch die Belüftungsanlage strömt. Nette Toilette, das bedeutet, dass die öffentlichen Toiletten geschlossen werden und in erster Linie Gastronomen, aber auch Einzelhändler und öffentliche Einrichtungen dazu aufgerufen werden, ihre Toilette für Besucher und Einwohner der Stadt zur Verfügung zu stellen, auch wenn sie nicht Gäste oder Kunden sind. Diese Idee entdeckte FDP-Stadtrat Michael Kühn. Und dann entdeckte sie die FDP-Fraktion für sich.

25000 Euro Kosten pro Jahr

"Die Stadt muss Geld sparen und attraktiver werden", sagte Fraktionsvorsitzende Astrid Bleißner. 25000 Euro gibt die Stadt jährlich für die Unterhaltung der öffentlichen Toiletten an den Standorten Uenglinger Tor, Priester- und Hospitalstraße sowie am Bahnhof und im Tiergarten aus. "Das sind die Kosten für Personal und Material", erklärte Sprecherin Sandra Slusarek. Bleißner machte auch auf Schäden durch Vandalismus aufmerksam.

Und sie hofft, dass möglichst viele Gastronomen der Idee gegenüber aufgeschlossen sein werden. Immerhin sollen sie auch nicht leer ausgehen, sondern eine Aufwandsentschädigung erhalten. Einen Spareffekt für die Hansestadt gebe es trotzdem noch. Beim Kreisvorsitzenden des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Manfred Hippeli, stieß die Idee nicht auf Begeisterung. "Das wird nicht jede Gaststätte so machen können, das paast auch nicht immer so hin", meinte er. Von den rund 130 Kommunen in ganz Deutschland mit "Netter Toilette" seien nur zwei im Osten. Das müsse doch hinterfragt werden. "Hier sind die Betriebe wirtschaftlich nicht so gut aufgestellt, dass sie die Kommunen entlasten können", sagte er.

Nächste Woche Ausschussthema

Auch die Gastronomen vor Ort stehen der Idee skeptisch gegenüber. "Wir erlauben auch jetzt schon Nicht-Gästen unsere Toilette zu benutzen, das dürfen wir auch gar nicht verbieten", meint Felix Goder vom Atrium. Groß bewerben solle man das aber nicht. So sieht es auch Alexander Kreutz vom Schwarzen Adler. "Nur beim Rolandfest nehmen wir 50 Cent", fügte er hinzu.

Am 10. September ist die "Nette Toilette" Thema im Finanz-, einen Tag später im Stadtentwicklungsausschuss.