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Radfahren Die Dramatik der bunten Kreise

Die häufigste Ursache für Radfahrer-Unfälle sind Vorfahrtsfehler. Einen Unfallschwerpunkt gibt es in Stendal aber nicht.

Von Nora Knappe 27.07.2016, 01:01

Stendal l Auf den ersten Blick ist es ein Wirrwarr an roten, gelben, grünen, blauen, braunen Kreisen und Dreiecksfähnchen. Aber Polizeikommissar Fred Mücke sieht sofort, was da los war: War es ein Fahrfehler, ein Abbiegefehler oder hat da jemand die Vorfahrt nicht beachtet? War ein Fußgänger, ein Radfahrer oder ein Auto am Unfall beteiligt? War es ein Wildunfall? Am häufigsten sind die roten Kreise: Vorfahrtsfehler. Die Unfalltypen-Steckkarte – vor der Digitalisierung wurden die Unfälle mit Stecknadeln an einer großen Wandkarte markiert – ist zwar eine bunte Statistik, aber eine, die von Ordnungswidrigkeiten genauso berichtet wie von den schweren oder auch tragischen Folgen.
Mit einem Klick kann Fred Mücke daher auch Auskunft geben über den tödlichen Unfall eines 77-jährigen Radfahrers, der am 18. Mai 2015 an der Erich-Weinert-Straße in Stendal passierte. Dieser Unfall hat einen gelben Kreis, was auf einen Abbiegefehler deutet – und einen schwarzen eckigen Rand: das Zeichen für einen Unfall mit Todesfolge. In der Statistik für 2015 blieb es im Landkreis Stendal bei diesem einen Toten in der Kategorie der Unfälle mit Radfahrerbeteiligung. Davon gab es 150 (bei 3906 Verkehrsunfällen insgesamt), in 59 Fällen waren Radfahrer die Verursacher. Was das aktuelle Jahr angeht, sind bislang 71 Verkehrsunfälle mit Radfahrern passiert, 28-mal waren sie Verursacher. Tote gab es dabei bislang zum Glück nicht.
„Schwerpunkte für Unfälle mit Radfahrern haben wir im Stendaler Stadtgebiet wie auch im Landkreis nicht“, sagt Fred Mücke vom Polizeirevier Stendal, „und wenn es einen gäbe, hätten wir längst reagieren müssen.“ Wir, das ist die Verkehrsunfallkommission, in der regulär einmal im Jahr Polizei, Straßenbaulastträger und Straßenverkehrsbehörden von Stadt und Kreis zusammenkommen. Oder eben nach Bedarf, wenn sich ein Unfallschwerpunkt herauskristallisiert. „Sicher gibt es immer Stellen, wo man etwas besser machen könnte, aber daran wird im Zuge von Straßensanierungen dann ja auch gedacht“, sagt Mücke. Alles auf einmal geht eben nicht, und ohne Geld schon gar nicht.
Fred Mücke selbst ist zwar kein Radfahrer, gleichwohl weiß er aus seinen vielen Jahren Diensterfahrung als Polizist und Verkehrssicherheitsberater, worauf es ankommt, wenn man sich als Radfahrer sicher durch den Verkehr bewegen will. Und das fängt nun mal mit einem sicher ausgerüsteten Fahrrad an und geht dann weiter zur Kenntnis der Verkehrsregeln. Die lernen Kinder im Rahmen der Verkehrserziehung, die fester Bestandteil des Lehrplans an Grundschulen in Sachsen-Anhalt ist. Im Verkehrsgarten lädt die Kreisverkehrswacht außerdem regelmäßig zum Fahrradparcours. Mit der Fahrradprüfung in der 4. Klasse endet dann das polizeilich-verkehrserzieherische Einwirken – in der Hoffnung, dass das vorbildliche Verhalten und das Verkehrsregelwissen im Jugend- und Erwachsenenalter nicht verloren gehen.