Radfahrer & Co. Tägliches Verkehrschaos in der Innenstadt von Tangerhütte
Frühmorgens wird es in der Innenstadt von Tangerhütte richtig eng – auf den Rad- und Gehwegen, aber manchmal auch auf den Gleisanlagen des zentralen Bahnübergangs.

Tangerhütte - Ein ganz normaler Morgen in Tangerhüttes „City“: Es ist kurz nach 7 Uhr. Die ersten Fahrradfahrer in Richtung Grundschule, Lebenshilfe und Landesbildungszentrum tauchen gruppenweise auf, es wird überholt oder fröhlich plaudernd in voller Breite nebeneinander geradelt. Schließt sich um 7.07 Uhr zum ersten Mal die Bahnschranke, bricht für manch einen richtig Stress aus – mit nicht nachvollziehbaren Folgen.
Fußgänger werden schwungvoll umschifft
Fußgänger gibt es für viele der fahrradfahrenden Kinder und Jugendlichen auf dem Weg zur Schule offenbar nicht, und wenn die doch mal auftauchen, dann werden sie schwungvoll umschifft. Tritt beim Bäcker jemand auf den Gehweg, wird es schon mal eng.
Das teils chaotische morgendliche Fahrradfahren bringe manchen Einwohner auf die Palme, sprach Stadtratsmitglied Peter Jagolski (SPD) jüngst im Bauausschuss an. Grund genug, sich vor Ort umzuschauen.
Um 7.07 Uhr schließt sich die zentrale Bahnschranke in der Innenstadt an dem Morgen zum ersten Mal. Ein junger Mann auf einem BMX-Rad setzt sich hörbar unter Druck und seinen Muskeln tüchtig zu: „Oh nee, oh nee…“, sagt er vor sich hin und fährt unter den schon halb geschlossenen Schranken hindurch.
Per Rad und zu Fuß durch geschlossene Schranken
Wenig später kommt ein anderer, offenbar gestresster Jugendlicher, der kurz nach rechts und links schaut und sich dann entscheidet, sich noch um die geschlossenen Schranken herumzufädeln.
Die Krönung aber ist ein Erwachsener, der kurz vor dem Einfahren des Zuges aus Richtung Stendal die Bahngleise zu Fuß überquert. Vor den Augen der artig vor der Schranke wartenden Kinder. Um 7.09 Uhr öffnet sich die Schranke wieder und es fällt eine Art Starterklappe wie beim Pferderennen. Viele wollen ganz vorne dabei sein. Ist der erste Schwung weg, schließt sich die Schranke wieder und das Ganze beginnt von vorn.
Dass die Polizei, die seit Schuljahresanfang wieder verstärkt an der Grundschule den Verkehr observiert und Hinweise gibt, auch am Bahnübergang und in der Innenstadt dringend angezeigt wäre, sagte Jagolski im Ausschuss. Dass es morgens chaotisch zugeht in Tangerhüttes Innenstadt, das sei aber nur die eine Seite.
„Wilde Sau“ in den Sommerferien
Das abendliche Chaos am Bahnhof und in der Innenstadt, das vor allem durch Jugendliche verursacht werde, sprach Stadtrat Michael Nagler (WG Zukunft) am. Vor allem in den Sommerferien sei wieder „wilde Sau gespielt“ worden, berichtetet er. Doch weder Ordnungsamt noch Polizei seien zu sehen gewesen.
„Das kann so nicht bleiben. Irgendjemand muss dem Grenzen setzen. Bei 20 halbstarken Jugendlichen fühlen sich die Einwohner einfach alleingelassen. Ich werde immer wieder darauf angesprochen“, erklärte er. Nagler wollte auch wissen, wie der normale Bürger außerhalb der Sprechzeiten das Ordnungsamt erreichen könne, denn eine zentrale Bereitschaftsnummer wie vor Jahren geben es schon lange nicht mehr.
Ordnungsamt kontrolliert auch abends
Amtsleiterin Claudia Wittke berichtete daraufhin, dass das Ordnungsamt bereits seit einigen Wochen auch abends nach 18 Uhr noch auf Kontrollen in der Stadt unterwegs gewesen sei – nicht täglich, aber regelmäßig. Dabei seien keine größeren Ausschreitungen wahrgenommen worden. Dass die Polizei morgens in der Innenstadt gefordert sei, das wolle sie aber weitergeben.
Bürger, die bei Ausschreitungen durch Jugendliche und andere das Ordnungsamt rufen wollten, müssten sich bei der zentralen Leitstelle über die Telefonnummer 110 melden, so Wittke. Die informiere dann den Bereitschaftsdienst des Ordnungsamtes in Tangerhütte.

