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Aus dem Gericht Sanitäter und Polizisten attackiert

Gar nicht fein reagierte ein Altmärker im betrunkenen Zustand auf seine Mitmenschen

Von Wolfgang Biermann 08.10.2015, 16:50

Stendal l Er hat im alkoholisierten Zustand Rettungssanitäter, eine Krankenschwester und Polizisten mit Fäusten, Füßen, Taschenmesser, Feuerzeug sowie einem herausgerissenen WC-Deckel attackiert und sie zudem beschimpft und beleidigt. Jetzt hat das Amtsgericht einen 52-Jährigen aus der Region wegen fahrlässigen Vollrausches und versuchter gefährlicher Körperverletzung in zwei Fällen im Zustand verminderter Schuldfähigkeit zu einer Freiheitsstrafe von acht Monaten verurteilt.

Der Strafrichter hat die Haftstrafe für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt und dem Angeklagten die Zahlung von 500 Euro an das Deutsche Rote Kreuz zur Bewährungsauflage gemacht. Zahlt er nicht oder wird erneut straffällig, muss er ins Gefängnis. „Mit Geldstrafe kamen wir hier nicht weiter“, sagte Amtsrichter Thomas Schulz in der Urteilsbegründung. Die vorherigen hätten allesamt nicht gefruchtet. „Das nimmt kein gutes Ende mit Ihnen“, hatte die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer dem Angeklagten vorhergesagt.

„Ich sehe meine Fehler öfter ja auch ein“, gab sich dieser reumütig. Was es an Maßnahmen zur Bekämpfung von Alkoholsucht so gebe, habe er schon hinter sich, hätte aber alles nicht geholfen, sagte der Angeklagte. Er trinke täglich mindestens zehn Bier. „Mit Kumpels kommt auch noch Schnaps dazu.“

Bei Polizisten, Rettungssanitätern und im Krankenhaus ist er bekannt wie ein bunter Hund, wie 13 Zeugen bestätigten. Zweimal in der Woche wird er demnach betrunken von der Straße aufgelesen. Meist sei er dabei halbwegs friedlich. Anders in den angeklagten Fällen. So beleidigte, beschimpfte und bedrohte er am 1. März einen von seinem Trinkkumpan nach einem Zechgelage gerufene Rettungswagenbesatzung, die den Angeklagten ins Krankenhaus bringen wollte. Er gebrauchte derbe Schimpfworte und stieß dazu auch noch Morddrohungen aus. Die Rettungssanitäter, die offenbar einiges von ihm gewöhnt sind, riefen die Polizei. Die Beamten wurden ebenfalls Ziel seiner Beschimpfungen. Als er fixiert werden sollte, trat und schlug er um sich.

Am 30. März entzündete er bei seiner Einlieferung ins Krankenhaus zweimal ein Feuerzeug dicht am Kopf einer Krankenschwester, die um ihr Leben fürchtete, wie sie als Zeugin aussagte. Zumal er noch mit einem Messer herumgefuchtelt habe. Einen der vier deshalb gerufenen Polizeibeamten wollte er mit einem WC-Deckel schlagen. Der Schlag verfehlte den Polizisten.

Weil er seinem ersten Prozesstermin ferngeblieben war, kam der Angeklagte in Untersuchungshaft und wurde dabei zugleich einer Alkoholentgiftung unterzogen. „Das war wie Urlaub“, so der 52-jährige ehemalige Tierpfleger. In Freiheit wolle er aber sofort wieder Bier trinken, tat er vor dem Verlassen des Gerichtssaales kund.