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Ruhestörung Spielplatz ist Alptraum für Tangerhütter

Ist das Paar kinderfeindlich oder sind ihre Sorgen berechtigt? Seit Monaten plagt sie der Lärm vom benachbarten Spielplatz.

Von Birgit Schulze 17.09.2020, 19:35

Tangerhütte l Im März hatte Familie Spitzer aus der Tangerhütter Schulstraße an den Bürgermeister der Einheitsgemeinde geschrieben, weil sie die Situation auf dem direkt an ihr Grundstück angrenzenden Abenteuerspielplatz vor der Coronakrise nicht mehr hinnehmen wollten. Dass sie infolge dessen als kinderfeindlich dastehen, ärgert sie sehr.

Von nächtlichem Lärm und Belagerungen Jugendlicher auf dem gute zehn Meter entfernten Rodelberg, von klappernden Ballfanggittern auf dem Fußballfeld und von lauter Musik und Gegröle war in ihrem Brief unter anderem die Rede. Nicht zum ersten Mal seit dem Umbau des Spielplatzes vor drei Jahren für rund 70.000 Euro beklagt die Familie Lärmprobleme, wandte sich an Stadtrat und zuletzt den Bürgermeister.

Doch es ging nie darum, dass sie keine spielenden Kinder auf dem Abenteuerspielplatz sehen wollten, wie ihnen im Nachfolge-Bericht „Gegenwind für Spielplatzgegner“ vom 26. August aus Nachbarkreisen unterstellt worden sei, betont jetzt Hans-Dieter Spitzer. Der Familie, die in manchen Nächten kaum schlafen kann, gehe es viel mehr um eine regelkonforme Nutzung des Spielplatzes und dazu gehörten auch Ruhezeiten, ein Beschallungsverbot und das Reduzieren nicht notwendiger Lärmquellen, wie der losen Ballfanggitter.

„Wir fühlen uns missverstanden, denn wir werden zu Unrecht als kinderfeindlich hingestellt. Derzeit werden wir schlimmer behandelt als jemand, der ganze Spielplätze abreißen lässt, da gab es nicht solchen Aufschrei“, sagt Hans-Dieter Spitzer. Er spricht von Anfeindungen und großer Enttäuschung, auch im näheren Umfeld. „Dabei haben wir selbst Enkelkinder, die auf dem Spielplatz spielen.“

Seit ihrem Brief aus dem März ist wenig geschehen, es gab ein Vor-Ort-Gespräch, bei dem eigentlich weitere Maßnahmen vereinbart worden waren. Bürgermeister Brohm kündigte jüngst ein neues Schild mit Benutzungsregeln an, eine wirkliche Lösung, die sich Spitzers dringend wünschen, gibt es bisher aber nicht. Ihre Schreiben waren immer nur auf die eigenen Sorgen mit direktem Lärm vor dem Schlafzimmerfenster und der eigenen Terrasse bezogen und nicht auf andere Nachbarn, das betonen sie noch. Seit rund zehn Jahren wohnen sie am Abenteuerspielplatz, der mit seiner früheren Verteilung vielen Kindern verschiedener Altersstufen Raum geboten hatte und auf dem auch ein Rodelberg („der zwei, dreimal im Jahr genutzt wird“) nicht störte.

Durch das große Fußballfeld und den konzentrierten Aufbau des Spielplatzes fehle nun Spielfläche und auch ein Angebot für größere Kinder. Gruppen Jugendlicher oder sogar Erwachsenen-Truppen treffen sich zum lautstarken „Abhängen“ auf dem Rodelberg oder zum Fußballspielen auf dem Platz mit den klappernden Zäunen. Oft wird das Ganze verstärkt von lauter Musik und das bis in die Nacht hinein.

Phasenweise hätten ganze Schulklassen in Pausen oder Freistunden den Platz belagert, das ist zwar derzeit durch den Umzug der Gemeinschaftsschule in die Außenstelle Birkholzer Chaussee weggefallen, aber sicher nicht von Dauer. Dadurch, dass auch Abgrenzungen zwischen Spielplatz und Weg weggenommen wurden, verlagere sich das „Spielen“ und „Abhängen“ der Jugendlichen bis auf den Gehweg und die vom Berg kommenden Radfahrer bis in die Schul­straße. Das ist nicht nur beim Ausfahren vom Grundstück ein Sicherheitsrisiko. Auch die Absperrstange, die ein Durchfahren durch die Schulstraße verhindern soll, wird gern „belagert“. Der Gehweg aber ist eben kein Spielplatz.

Für Spitzers sind fehlende Altersbeschränkungen, fehlende Absperrungen zum Gehweg Richtung Schulstraße, aber auch fehlende Regeln in Sachen Lärm, Altersbegrenzung und Ruhezeiten ein Problem. „Es geht uns überhaupt nicht um die normale Spielplatznutzung, sondern um verbindliche Regeln. Da ist ein einzelnes Schild zu wenig. Es gibt auch andere Spielplatznutzer, die das Verhalten einiger Jugendlicher stört“, sagt Hans-Dieter Spitzer, der in den vergangenen Wochen einige schlaflose Nächte hatte.

Er hatte schon in einem Schreiben vor zwei Jahren wegen der gestiegenen Lärmbelästigung der Stadt sein Haus zum Kauf angeboten und würde das wieder tun. „Wir würden gerne wegziehen – auch an den Friedhof“, sagt er.