StadtseeDer Gestank nimmt zu

Das große Fischsterben im Stadtsee von Stendal jährt sich. Von einer Lösung, die Wasserqualität zu verbessern, ist nichts zu sehen.

Von Regina Urbat 12.07.2020, 01:01

Stendal l Zwei Flöße mitten auf dem Stadtsee. Sie sind jeweils mit einer Umwälzpumpe ausgestattet. Angetrieben werden Technik und Floß mit Sonnenenergie. Fast geräuschlos treiben die kleinen Schwimmplattformen über das 9,6 Hektar große Gewässer, sie versorgen den Stadtsee mit Sauerstoff.

So zumindest sieht es das Konzept vor, das im Rathaus der Hansestadt Stendal verfolgt wird, um den Stadtsee vor einer erneuten Katastrophe zu bewahren. Die Umsetzung lässt aber noch auf sich warten. „In diesem Sommer wird es nichts mehr. Wir sammeln derzeit Angebote“, sagt Pressesprecher Philipp Krüge auf Nachfrage.

Während im Rathaus weiter am Konzept gearbeitet wird, für das der Stadtrat 40.000 Euro bewilligt hatte, machen sich Bürger Sorgen, dass wertvolle Zeit verstreicht. Denn am Seeufer stinkt es mächtig. Zumindest dort, wo das Gewässer so flach ist, dass ein Nutria locker auf seinen vier Pfoten durch den Modder laufen könnte anstatt zu schwimmen.

Grund für den Gestank ist eine Vielzahl von Faktoren, die dem künstlich angelegten See immer wieder zu schaffen machen: fehlende Zirkulierung durch Zu- und Abfluss der Uchte, viel zu hohe Belastung durch Biomasse und damit steigende Schlammbildung sowie Unterversorgung mit Sauerstoff.

Letzteres ist im Vorjahr durch die Sommerhitze so dramatisch geworden, dass Mitte August 2019 Tausende Fische erstickt sind. 2,5 Tonnen Fischkadaver mussten entsorgt werden. Seither schlagen die Stendaler Angler, die den See als Vereinsgewässer gepachtet haben, Alarm. Sie fordern eine konsequente Lösung zur Verbesserung der Wasserqualität.

Für sie müsste, so Gewässerwart Jürgen Schwarzlose, die Belüftung des Sees durch Umwälzpumpen mit der Entschlammung des Ablaufes samt der Reparatur des Uchte-Wehres einhergehen.

Laut Krüger werde zurzeit nur die Anschaffung der Flöße samt Umwälzpumpen und Solaranlagen geprüft. Solche Anlage ist laut Volksstimme-Informationen nicht unter 50.000 Euro zu haben. Ein Kauf müsste somit vom Stendaler Stadtrat beschlossen werden.