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Spielclubs sorgen für Applaus Theater feiert Fetzt!Festival: Stendaler begeistern auf Bürgerbühne

Das Fetzt!Festival der Spielclubs hat für reichlich Premierenapplaus im Stendaler Theater der Altmark gesorgt.

Von Berit Boetzer Aktualisiert: 10.06.2025, 16:53
Der Spielclub AltMärker haben beim Fetzt!Fetival am Theater der Altmark in Stendal ihr Stück „Die Liebenden in der Untergrundbahn“ präsentiert.
Der Spielclub AltMärker haben beim Fetzt!Fetival am Theater der Altmark in Stendal ihr Stück „Die Liebenden in der Untergrundbahn“ präsentiert. Foto: Nilz Böhme

Stendal. - „Das Fetzt!“ Und zwar gewaltig, an drei Tagen im Stendaler Theater. Nach einer Premiere des Fetzt!Festivals im vorigen Jahr, wurde zur zweiten Auflage am Wochenende sogar noch eine Schippe draufgelegt. Acht Spielclubs sind im Theater angesiedelt, die Mitmachenden erarbeiten sich in der Spielzeit ein Stück und die Resultate werden allesamt an einem Festivalwochenende sichtbar.

Dieses Vorhaben ist nicht für die spiellustigen Kinder und Erwachsenen eine aufregende Sache, sondern auch fürs Publikum. Karten für die Vorstellungen sind begehrt und wer zu unentschlossen war, musste auch mal vor der Tür bleiben.

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Kinder spielen für Kinder, Jugendliche für ihre Altersgenossen und Erwachsene für Erwachsene. „Alle haben Familie und Freunde, welche die Premieren bejubeln, und somit finden Menschen einen Weg ins Theater, den sie sonst eher nicht gehen würden“, sagt Oberspielleitern Patricia Hachtel. Die Laiendarsteller gehören fest zur Theaterfamilie und erhalten ihre Wertschätzung. Schließlich sind die Auftritte so streng organisiert, wie es im Profispielbetrieb Normalität ist.

Viel Aufwand für Vorbereitung des Fetzt!Festivals

Es gibt Haupt- und Generalproben, durchdachte Bühnenbilder, die innerhalb einer Stunde umbaubar sein müssen, angepasste Kostüme, dazu die Maske und natürlich die Bühnentechnik. Die Mitmachenden durchleben laut Patricia Hachtel alle Gewerke, die für einen Auftritt nötig sind. Sie betreut den Club der TeenMärker. Die Jugendlichen haben sich für das Stück „Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zaunes schaute“ entschieden. Die Tiere im Zoo haben sich mit ihrer Gefangenschaft arrangiert. Der Zoo befindet sich neben einem Konzentrationslager und die Tiere beobachten einerseits Zebramenschen und andererseits gestiefelte Menschen.

Bei den Laien ist meist der Weg das Ziel. Die Veränderung zu beobachten, von schüchternen ersten Sätzen in der Probe bis zum selbstbewussten Auftritt auf der Bühne. „Der respektvolle Umgang miteinander, für den anderen einstehen, das machen sie alle so großartig“, lobt Patricia Hachtel nicht nur ihre Schützlinge, sondern sämtliche Laiendarsteller. Das Theater gilt als geschützter Raum und nur im Team kann Großes vollbracht werden.

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Neu in diesem Jahr war, dass die Profi-Schauspieler die einzelnen Clubs unterstützten. Jede Spielgruppe hatte einen Paten an seiner Seite. Sie waren bei Proben dabei, motivierten, gaben zusätzlich Hinweise und beantworteten Fragen.

Die Jüngsten, die MiniMärker, zeigten „Hörbe mit dem großen Hut“: Auf einer Wanderschaft stellt sich heraus, dass auch anderswo nette Menschen anzutreffen sind. Mit Kommissar Pronto, der im Fernsehen ermittelt und dessen Zuschauerzahlen zu wünschen übriglassen, setzten sich die JungMärker in „SOAP“ auseinander.

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„Jugend ohne Gott“ war das Thema für die beiden Clubs MusicMärker und ChorMärker. Verroht und unmoralisch, so umschreibt ein Lehrer seine Schüler zu Beginn des Dritten Reiches. Dabei ging es um so gewichtige Fragen, wie: Wer manipuliert, wer grenzt aus, wer hat überhaupt Schuld?

Die BlitzMärker erarbeiteten sich in „Mitgerissen“, wie Menschen in Extremsituationen reagieren. Eine Gruppe lebt abgeschottet und kontrolliert in einem Atombunker. Über ein Mädchen, das ihren eigenen Weg beschreiten will, erzählten die HerzMärker in „Annegrets Achterbahn“.

Stendaler Laienschauspieler sind wie im Rausch

Nach ihrer Premiere von „Die Liebenden in der Untergrundbahn“ waren die Akteure des Clubs AltMärker wie in einem positiven Rausch, erklärt Janko Claus. Dabei sind die zehn Minuten vor einem Auftritt eher sehr angespannt. Doch, wenn der erste Satz vor Publikum gesprochen ist, schwindet die Aufregung. „Ich liebe einfach das Theater“, begründet Christina Etzold ihre Entscheidung für das aufwendige Hobby. Menschen zu unterhalten bringt ganz einfach Freude.

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Özdal Özdemir stammt aus der Türkei. Im Spielclub kann er neue Leute kennenlernen und seine Deutschkenntnisse verbessern. „Das Lampenfieber vorher hört nicht auf“, sagt Gabi Fischer, die seit 13 Jahren als Laiendarstellerin agiert. Einig sind sich alle, dass der Beifall wohl der schönste Lohn ist.

Abseits der Premieren gab es für Theaterbesucher viel zu tun: In der Kostümecke nähte sich etwa Julie Deliga (links) aus einer Gardine ein Top, während sich Vanessa Neu an einer Jacke für ihre Tochter probierte.
Abseits der Premieren gab es für Theaterbesucher viel zu tun: In der Kostümecke nähte sich etwa Julie Deliga (links) aus einer Gardine ein Top, während sich Vanessa Neu an einer Jacke für ihre Tochter probierte.
Foto: Berit Boetzer

Für Ausstattungsleiter Mark Späth bringen die Spielclubs im Kinder- und Jugendbereich viele Vorteile für den Alltag. Die jungen Heranwachsenden lernen, laut und deutlich zu sprechen, stehen aufrecht vor anderen und stärken somit ihr Selbstbewusstsein. Das wiederum kommt ihnen bei Vorträgen in der Klasse oder Prüfungen zugute.

Fetzt!Festival am Theater der Altmark in Stendal: „Mach mir mal was Schönes auf die Hand“, wünschte sich Fritz Dahrendorff. Diesen Wunsch erfüllte Hanni Schäffner natürlich gern.
Fetzt!Festival am Theater der Altmark in Stendal: „Mach mir mal was Schönes auf die Hand“, wünschte sich Fritz Dahrendorff. Diesen Wunsch erfüllte Hanni Schäffner natürlich gern.
Foto: Berit Boetzer

Doch auch Erwachsene, im Alltag und Beruf gestandene Männer und Frauen, holen sich durch das Spiel eine Extraportion an Selbstwert. Intendantin Dorotty Szalma zollt jedem Respekt, der sich auf eine Bühne traut. Deshalb ist das dreitägige Festival auch so groß aufgezogen, mit Premierenapplaus und Premierenfeiern. Ob das Fetzt!Festival im nächsten Jahr wiederholt wird, wird noch entschieden.

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Das Drumherum war ebenfalls spannend. Im Außenbereich unterhielten Spiele, Unterstützung bekam das Theater dabei von der Spielunke in Stendal. Zitate rezitieren unter freiem Himmel, und wer sich mit Nadel und Faden ausprobieren wollte, fand sich im Foyer in der Kostümecke ein. Ein Schminkbereich erfreute nicht nur die jüngsten Besucher, auch so manch Erwachsener ließ sich ein Motiv auf die Haut malen.