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Tiergarten Ein Konzept ohne Visionen

Der Fördervereinsvorsitzende Uwe Donner wünscht sich Strategien für die Zukunft des Stendaler Tiergartens.

Von Donald Lyko 14.11.2019, 00:01

Stendal l Mit dem Beschluss der Tiergartenkonzeption 2020 bis 2024 sollte der Stadtrat die Weichen für die Entwicklung des Tiergartens in den nächsten Jahren stellen. Doch die Verwaltung hat die Vorlage zurückgezogen – nach Kritik, dass die Konzeption gar keine sei. Auch wenn die aktuelle Konzeption für den Tiergarten zum Jahresende ausläuft und die neue noch nicht beschlossen ist, geht die Arbeit weiter. „Es wird dann ein Zwischenjahr geben. Warum soll man nicht flexibel sein und die neue Konzeption rausschieben“, sagte Silke Pidun, Leiterin des Amtes für Technische Dienste, und zog die Beschlussvorlage zurück. Sie schlug vor, nach weiteren Gesprächen und einer Überarbeitung das Papier im kommenden Jahr zur Abstimmung vorzulegen. Ergänzt werden solle die Tiergartenkonzeption auch um Visionen für die künftige Entwicklung.

Das fordern nicht nur die Mitglieder des Kultur-, Schul- und Sport­ausschusses ein, sondern auch Uwe Donner als Vorsitzender des Tiergarten-Fördervereins. Für Aufhorchen in der Ausschussrunde sorgte dessen Aussage, erst am Tag vor der Sitzung aus einem Volksstimme-Beitrag etwas vom Inhalt der Konzeption erfahren zu haben. Der sogenannten, denn für ihn sei das vorliegende Papier keine Konzeption. „In ein Konzept gehören Strategien und Visionen“, so Donner.

Es müssten Fragen behandelt werden wie: Wie kann man mehr Besucher generieren? Wie kann man Umwelt- und Naturschutz vermitteln? Was muss für den Artenschutz und die Artenvielfalt getan werden? Was soll baulich gemacht werden? Einige dieser Arbeiten werden zwar aufgelistet, aber „die Planung von Reparaturen der nächsten Jahre zu benennen“, sei kein Konzept, so der Fördervereinsvorsitzende. Ihm und dem Verein gehe es nicht um „Rieseninvestitionen“, sondern „um kleine Stellschrauben“, um ein oder zwei Gehege, an denen noch etwas gemacht werden müsste. Auch mit Blick auf das Jahr 2022, so Donner, wenn der Stendaler Tiergarten seinen 70. Geburtstag feiert.

Das Konzept könne überarbeitet werden, denn „nichts ist in Stein gemeißelt“, bot Silke Pidun an. Auf Nachfrage von Martin Mertens (Bürger für Stendal) räumte sie ein, dass der Förderverein nicht direkt in die Arbeit am Konzept einbezogen worden ist, es aber insgesamt einen regelmäßigen Austausch, auch zusammen mit der Tiergartenleiterin, gebe. Mertens kritisierte das vorgelegte Papier: „Das ist eine Festschreibung von Daten, von Ist-Fakten, aber kein Konzept.“

Dem schloss sich der Ausschussvorsitzende Rico Goroncy (Linke) an: „Ich finde darin keinen wirklichen Plan.“ Er würde sich zum Beispiel Vorschläge wünschen, wie weitere Besucher gewonnen werden sollen. Er schlug vor, dass alle Beteiligten ihre Ideen und Visionen zusammentragen und dann eine neue Konzeption erarbeitet wird. Goroncy: „Wir sollten mit frischen Ideen arbeiten, nicht nur mit nackten Zahlen.“ Das Konzept müsse ja auch nicht wie bisher immer für fünf Jahre formuliert werden, sondern für kleinere Etappen, für ein oder zwei Jahre, regte Kerstin Kurth (AfD) an.

Eine sehr wichtige Zahl ist für Herbert Wollmann (SPD) die Summe von 190.000 Euro. Die, so hat es der Stadtrat beschlossen, sollen in einen neuen Kiosk-Bau investiert werden. Das Geld wurde in den 2019er Haushalt eingestellt. Der Kiosk habe zwar noch immer hohe Priorität, heißt es von der Verwaltung, wegen anderer Großvorhaben (Grundschul-Neubau, neue Kita Uenglingen) wurde er aber zeitlich zurückgestellt. Das Geld soll nun für den Haushalt 2020 eingeplant werden. Wenn es einen Ratsbeschluss gebe, „kann man doch nicht einfach sagen: ‚Wir schaffen das nicht‘“, sagte Wollmann. Ihm sei nicht bekannt, dass der Stadtrat eine Prioritätenliste für die Abarbeitung der Bauvorhaben erarbeitet hat.

Schon in der Einwohnerfragestunde hatte Regina Gehlhar, Vorstandsmitglied im Tiergarten-Förderverein, danach gefragt, wann der Kioskbau beginnt. „Wenn es noch länger dauert, wird es nur teurer“, sagte sie. Auf die Antwort von Silke Pidun, dass niemand genau sagen könne, „wann es was wird, leider“, reagierte Regina Gehlhar: „Mir fehlt ein bisschen das Vertrauen.“

Mit der Rücknahme der Vorlage blieb die Debatte über eine Erhöhung der Eintrittspreise in dieser Sitzung aus. Wegen steigender Kosten für Energie, Kraftstoffe, Futter und anderes hat die Verwaltung – wie schon 2017 angekündigt – eine moderate Preiserhöhung ab 2021 vorgeschlagen. 2020, so der Vorschlag, soll die Gebührensatzung überarbeitet werden.