1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Fahrradklau trotz Videokamera

Überwachung Fahrradklau trotz Videokamera

In einer Anfrage an die Stadt Stendal wollte Reiner Instenberg wissen, wie es um die Sicherheit der Fahrräder am Bahnhof bestellt ist.

Von Thomas Pusch 20.09.2017, 01:01

Stendal l Manchmal sind es die ganz persönlichen Erlebnisse, die den Blick auf das große Ganze lenken. Das Fahrrad der Frau von SPD-Stadtrat Reiner Instenberg wurde am Bahnhof gestohlen und das nahm dieser zum Anlass, sich in einer Anfrage bei Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU) nach Einzelheiten zur Fahrradstellplatzanlage zu erkundigen. So wollte er wissen, ob die Videokamera tatsächlich funktionstüchtig sei. Als er die Anzeige erstattet hatte, sei nämlich auf dem Polizeirevier behauptet worden, es handele sich um eine Attrappe.

Dem widersprach Schmotz. Tatsächlich handele es sich um eine funktionstüchtige Kamera. Allerdings werde mit der vor zehn Jahren installierten Anlage nur der unmittelbare Bereich der Fahrradboxen überwacht. Die Winkeleinstellung der Kamera sei eingegrenzt. Überhaupt habe vor deren Installation das Interesse der Stadt am Schutz ihres Eigentums gegen das Interesse der Passanten, die an der Anlage vorbeigehen oder sie nutzen wollen, abgewogen werden müssen. Das Datenschutzgesetz Sachsen-Anhalts lasse eine Installation jedoch zu, wenn sie dem Schutz von Eigentum dient und schutzwürdige Interessen von Passanten im überwachten Bereich nicht verletzt werden. Zudem müssen sie auf die Videoüberwachung hingewiesen werden. In der Kamera ist ein Endlosband eingelegt, das das regelmäßige Löschen alter Aufnahmen gewährleistet.

Instenberg wollte auch wissen, ob sich die Stadt vorstellen könnte, an Diebstahlschwerpunkten wie eben dem Bahnhofsvorplatz und rund um das Kaufhaus Ramelow eine flächendeckende Videoüberwachung zu installieren. „Für eine generelle Videoüberwachung des öffentlichen Bereiches am Bahnhof und dem Kaufhaus Ramelow besteht derzeit für die Hansestadt Stendal keine rechtliche Möglichkeit“, heißt es aus dem Rathaus. Die Rechtsgrundlage erlaube es ausschließlich der Polizei aus gegebenem Anlass Bild- und Tonaufnahmen anzufertigen.

Schließlich brachte Instenberg noch ein Ärgernis zur Sprache, über das er zum wiederholten Male von Radfahrern angesprochen worden sei. Sie beschwerten sich über die zum Teil durch Diebstahl und Vandalismus zerstörten Fahrad-teile, die im Umfeld des Fahrradständers verbleiben und so Ständer und Wege blockieren.

Einmal im Jahr würden die herumliegenden Teile und nicht mehr nutzbaren Fahrräder von Mitarbeitern des Bauamtes entsorgt, informierte die Verwaltung. Im Vorfeld werde auf den Objekten ein Aufkleber angebracht, der auf den geplanten Entsorgungstermin hinweist. Die Entsorgung könnte sicherlich auch nach Absprache vor der Reinigung der Fahrradstellplatzanlage erfolgen. Allerdings müsse dem Eigentümer auch eine Zeitspanne zur Abholung seines Eigentums eingeräumt werden.

Die Fahrraddiebstähle sind im Bereich des Polizeireviers Stendal rückläufig. Im vergangenen Jahr wurden rund 500 Diebstähle zur Anzeige gebracht. Im Jahr zuvor waren es noch 559 Diebstähle und 2014 sogar 758. Letztlich bedeuten aber auch die zurükgegangenen Zahlen, dass immer noch mehr als ein Fahrrad pro Tag geklaut wird. Neu ist das Thema allerdings nicht. „Fast kein Tag vergeht, an dem wir nicht von einem Fahrraddiebstahl zu berichten hätten“, schrieb „Der Altmärker“ schon 1910.

Neben den Fahrradständern gibt es auch eine Reihe von abschließbaren Fahrradboxen in der Anlage. Zunächst waren zehn Boxen aufgestellt worden, 2008 wurden sie auf 40 Boxen erweitert. Die Boxen werden vom Tiefbauamt vermietet. Die Jahresgebühr beträgt 50 Euro, zusätzlich ist eine Kaution in Höhe von 80 Euro zu entrichten.

Um Diebstähle zu verhindern oder zumindest zu erschweren, rät der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), sich hochwertige Schlösser zu besorgen und von Billigvarianten Abstand zu nehmen. Fünf bis zehn Prozent vom Anschaffungspreis sollten für die Sicherheit investiert werden. Vor allem sollte ein Fahrrad angeschlossen und nicht einfach nur abgeschlossen werden.