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Feuerwerk Verbote bremsen Silvester aus

Öffentliches Feuerwerk ist zum Jahreswechsel verboten - privat das alte Jahr auf diese Weise zu verabschieden allerdings nicht.

Von Anke Hoffmeister 19.12.2020, 06:00

Tangermünde l Marco Bergande hat die jüngste Verordnung des Landes Sachsen-Anhalt, die unter anderem die Regelungen für die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel beinhaltet, vor sich liegen. Der junge Unternehmer hat sie bereits mehrfach gelesen. Für ihn Zutreffendes hat er markiert. „Das ist nicht eindeutig für uns“, sagt er. Die Regelung werfe für ihn und damit für das Unternehmen ungeklärte Fragen auf. Diese zu beantworten, wird für ihn eine Aufgabe der nächsten Tage sein.

Marco Bergande leitet mit seinem Vater Heinz-Jürgen Bergande ein Wachschutzunternehmen, zu dem seit vielen Jahren auch „Wild Pyros“ gehört. Dieses Standbein war in den vergangenen Jahren gewachsen. Die Feuerwerks-Show zum Burgfest öffnete dem Tangermünder Unternehmen die Türen zu anderen großen Festen im Norden der Republik.

40 bis 60 Feuerwerke bestimmten in den vergangenen Jahren die Zeit von Januar bis Dezember. 60 Prozent davon wurden für Hochzeiten gebucht. „In diesem Jahr hatten wir gerade einmal drei Feuerwerke“, erinnert sich Marco Bergande.

Zwei wurden Anfang des Jahres zu kleineren Hochzeitsfeiern bestellt, ein weiteres zum Stadtseefest in Stendal. So lautet die traurige Bilanz. Und Marco Bergande ergänzt: „So traurig es auch klingt, aber mit dem Feuerwerksgeschäft hatten wir in all den Jahren unser Wachschutzgeschäft finanzieren können.“

Denn das ist für die Bergandes das Hauptgeschäft, gegründet 1991 und damit in der Altmark sowie im Berliner und Brandenburger Raum aktiv. „Wir haben eine 24-Stunden-Notruf-Zentrale“, beschreibt der 37-Jährige das Geschäft. Weitere Mitarbeiter würden Revierstreifendienst fahren oder auch Werkspfortendienst übernehmen.

Aufgrund der wirtschaftlichen Lage, bedingt durch die Einschnitte in diesem Jahr, hätten auch etwa 15 Prozent der Wachschutzkunden ihre Verträge gekündigt. „Denn wovon sollen sie uns bezahlen, wenn die Umsätze einbrechen?“, fragt Marco Bergande.

Er ist im Jahre 2006 in das Unternehmen seines Vaters eingestiegen und gelernter Kfz-Mechaniker und außerdem Berufsfeuerwerker. Zusammen tragen sie Verantwortung für etwa 20 Mitarbeiter. Trotz der schwierigen vergangenen Monate musste keiner von ihnen nach Hause geschickt werden. Eine finanzielle Unterstützung für die Umsatzeinbrüche im Feuerwerksgeschäft wurde abgelehnt.

Lange Zeit hofften Vater und Sohn auf das Jahresendgeschäft. Da ihnen nun auch das wegzubrechen scheint, spricht Heinz-Jürgen Bergande allein hier von 136.000 Euro Umsatzeinbußen. Alles hatten die beiden für das große Vorschießen, das traditionell am Tag nach Weihnachten stattfindet, vorbereitet.

Kunden aus der Region, sogar aus mehr als 200 Kilometer Entfernung, reisten dafür Jahr für Jahr an. Schauen, staunen, bestellen und ab dem erlaubten Datum abholen – so lief das Geschäft in den vergangenen Jahren über die Bühne. Auch wurden Feuerwerke ausgeliefert – an Kunden, die weit entfernt leben. All das geht nun wahrscheinlich nicht. Marco Bergande versucht, seine Fragen in dieser Hinsicht beantwortet zu bekommen.

Und während sie die Ereignisse wenige Tage vor Weihnachten überschlagen, Behördenmitarbeiter befragt werden müssen, vor der großen Urlaubswelle Klarheit geschaffen werden muss, ist der 37-Jährige zugleich ein zweites Mal in diesem Jahr ungefragt zum „Ersatz-Lehrer“ geworden. Sohn Pepe besucht eigentlich die Grundschule. Doch seit dieser Woche steht seine Schulbank im Unternehmen von Papa und Opa.

Immer mal wieder schaut er um die Ecke, ob sein Papa vielleicht kurz Zeit für ihn hat. In einem anderen Raum des Unternehmens sitzt ein 13-Jähriger und erledigt ebenfalls Schulaufgaben. „Natürlich bieten wir unseren Mitarbeitern an, dass die Kinder hier mit herkommen dürfen. Was sollen sie sonst machen? Sie allein zu Hause lassen?“, sagt Marco Bergande und hält dieses Angebot für selbstverständlich.

Mit Blick auf das Jahr 2021 sagt der Unternehmer: „Auf die Entwicklung unserer Wirtschaft schaue ich gar nicht optimistisch.“