Jobmesse in Stendal Wenn ein Videospiel bei der Suche nach dem passenden Job hilft
Am Rückkehrertag in Stendal konnten sich Firmen aus der Region auf einer Jobmesse Arbeitnehmern vorstellen. Um Aufmerksamkeit zu erregen, wurden die Betriebe kreativ.

Stendal - Mit seinem leuchtend gelben Erscheinungsbild ist der alte Videospiel-Automat im Landratsamt am 27. Dezember kaum zu übersehen. Würde man nicht wissen, dass sich dort Firmen aus der Region ihren potenziellen Arbeitnehmern präsentieren, hätte man glauben können, man hätte sich in eine Spielhalle oder auf einen Trödelmarkt verirrt. Doch was hat ein Videospiel-Automat auf einer Jobmesse zu suchen?
Potenzielle Bewerber anlocken, ist doch klar. Dass dieses ungewöhnliche Konzept funktionieren kann, beweist das Software-Unternehmen Coman aus Stendal beim diesjährigen Rückkehrertag im Landkreis Stendal. „Wir hatten schon ein paar Besucher, die wegen des Automaten bei uns am Stand waren. Er ist ein guter Eisbrecher“, sagt Geschäftsführer Timur Ripke.
Ein Kollege kam auf die Idee, den alten Automaten, auf dem der Videospiel-Klassiker „Pac-Man“ gespielt werden konnte, aufzustellen. „Die Leute fragen uns, ob wir das Spiel entwickelt haben“, sagt er und lacht. „So kommt man dann ins Gespräch.“
Steffen Stasik ist einer der vielen Besucher der Jobmesse, die am Automaten des Unternehmens stehen bleiben. Der Stendaler ist auf der Suche nach einem Job in der Hansestadt, um mehr Zeit mit seiner Familie verbringen zu können. „Ich arbeite in Berlin und muss viel pendeln. Das möchte ich nicht mehr“, sagt er.
Lange Fahrten unbeliebt
Dass Themen wie Familie, Flexibilität und eine gesunde Work-Life-Balance weiterhin wichtig für viele Arbeitnehmer sind, weiß auch Timur Ripke. Mit flexiblen Arbeitszeiten und Kernzeit versucht sein Unternehmen, diesen Wünschen zu entsprechen, sagt er. „Bei vielen steht Freizeit über Geld.“
Dennoch bleibt für viele auch die Bezahlung ein ausschlaggebender Punkt. Herbert und Bianca Bender sind 2018 von Bayern nach Tangermünde gezogen und schauen sich nach einem neuen Job um. „Wir müssen noch fünf Jahre arbeiten und suchen etwas, wo auch die Bezahlung passt“, sagt Herbert Bender.

Die Arbeitszeiten flexibel selbst gestalten zu können und auch die Möglichkeit zu haben, ohne Probleme von zu Hause aus im Homeoffice arbeiten zu können, das sind die Ansprüche, die auf der Jobbörse besonders gestellt werden. „Ein Job ist für mich nicht attraktiv, wenn mir solche Möglichkeiten nicht zustehen“, sagt Celine Neubaum. Die 31-jährige Hamburgerin plant, 2024 in die Hansestadt Stendal zu ziehen, und ist noch auf der Suche nach einem passenden Job.
Von den insgesamt 60 Unternehmen, die sich auf der Jobmesse präsentieren, habe sie nur wenige finden können, die für ihre Arbeitnehmer Home-Office anbieten. „Da liegt Stendal noch weit zurück. Das ist schade“, sagt sie. Denn lange Fahrten bis zur Arbeitsstelle sind unbeliebt. Ein Nachteil für die Unternehmen, die nicht direkt in Stendal ihren Sitz haben. Eine Erfahrung, die auch Kerstin Michaelis von der Altmark-Käserei Uelzena gemacht hat. „Nicht jeder möchte bis nach Bismark fahren.“ Gegen Ende der Veranstaltung zieht sie jedoch eine positive Bilanz. „Es lief auf jeden Fall besser als im vergangenen Jahr. Was sich aus den Gesprächen entwickeln wird, muss sich noch zeigen.“
Etwa 500 Besucher informierten sich über Jobangebote im Landkreis Stendal, wie Pressesprecher des Landkreises, Stefan Rühling, auf Volksstimme-Nachfrage mitteilt. Damit hat sich die Besucherzahl im Vergleich zu 2022 verdreifacht. In diesem Jahr kamen nur 150 Menschen. Ein Grund für den Besucheraufschwung liegt im veränderten Marketing, wie der Pressesprecher verrät: „Dieses Mal wurde der Fokus stärker auf den Aspekt der Jobmesse gelegt, als nur Rückkehrer in die Region anzusprechen.“ Eine gute Strategie, wie sich gezeigt hat. Viele Arbeitgeber waren von dem großen Interesse überwältigt. Michael Kohn von den Milchwerken „Elb-Milch“ in Stendal war 2023 das erste Mal auf der Messe. „Es ist schön, zu sehen, dass das Interesse heute so groß ist. Wir konnten schon einige gute Gespräche führen“, sagt er.
Neben Jobangeboten konnten sich die Besucher der Messe auch allgemein über den Landkreis und die Hansestadt informieren. So war beispielsweise das Theater der Altmark mit einem Stand vertreten. „Wir wollen zeigen, dass es hier auch Kultur gibt. Für viele bildet das auch einen Anreiz“, sagt Daniela Heinen vom TdA.