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Coronavirus Prüfungswoche im Hallenklassenraum

Für die 46 Zehntklässler der Gemeinschaftsschule Eilsleben haben am Montag die schriftlichen Abschlussprüfungen begonnen.

Von Ronny Schoof 13.05.2020, 01:01

Eilsleben l Über der Analyse einer Kurzgeschichte nach Wahl haben die baldigen Absolventen dreieinhalb Stunden lang in der Eilsleber Sporthalle gebrütet. Die schriftliche Deutschprüfung läutete die langen Klausurtage dieser Woche ein. 210 Minuten Textanalyse als letzte große Hürde der zehnjährigen Deutsch-Ausbildung. Anfang Juni, nach den Pfingstferien, werden die Noten bekanntgegeben, ebenso für die weiteren Prüfungsfächer.

Es folgen die Konsultationstage und schließlich die mündlichen Prüfungen. Abschlussfahrt und die Abschlussfeier mit buntem Programm in der Schule sowie der Festveranstaltung auf dem Saal sind in der Corona-Krise untergegangen. „Am meisten tut es mir weh, dass den Kindern, also den Schülern, die ganzen Traditionen weggebrochen sind und sie keinen gebührenden Schulabschluss feiern können“, sagt Schulleiterin Christiane Karl. Sie leitet selbst eine der zehnten Klassen und hätte ihren Schülern, „den Kindern“, wie Karl sie trotz deren jugendlichen Alters weiterhin nennt, den gebührenden Abschied sehr gegönnt. „Wir werden jetzt noch überlegen, in welcher würdigen Form wir die Abschlusszeugnisse überreichen können. Das ist das Wenigste“, so die Direktorin.

Dass die Sporthalle indes zum großen Prüfungsklassenraum umfunktioniert wurde, sei nicht außergewöhnlich, erklärt Karl: „Das machen wir immer so und hat nichts mit Corona zu tun.“ Allein die Bänke stünden diesmal weiter auseinander als sonst. „Zudem haben wir den Schülern Mundschutz angeboten, aber sie haben alle abgelehnt.“ Auch der Großteil der Lehrkräfte verzichte im Unterricht auf die Masken.

Die Prüfungsvorbereitung schätzt Christiane Karl als „unter diesen Umständen gut“ ein. „Die Zehnten sind ja in den vergangenen zweieinhalb Wochen schon in der Schule gewesen und haben die Arbeit in den Kleinstgruppen aus meiner Sicht sehr genossen.“

Von anderer Seite hingegen sieht man dies teils weniger positiv. So übt etwa Anja Eiling aus Ummendorf, Mutter einer Schülerin, Kritik an der Vorgehensweise der Schule: „Am 23. April durften unsere Kinder ja wieder los, aber statt sie ordentlich auf die Prüfungen vorzubereiten, wurden zum Teil dann noch unwichtige Fächer wie Hauswirtschaft und Astronomie unterrichtet. Die Vorprüfung in Mathe war insgesamt eine ziemliche Katastrophe, da hätten sie es wirklich nochmal nötig gehabt, doch es wurden vor der Prüfung lediglich nochmal zwei Stunden Mathe angeboten.“

Eiling zufolge sei sie mit dieser Meinung nicht allein. Sie sagt weiter: „Das ist eine Gewichtung des Unterrichts, die wir als Eltern nicht nachvollziehen können. Und klar, es herrscht so schon allgemeiner Personalmangel, der es der Schule nicht einfach macht, nun die Fächer für vier statt für zwei zehnte Klassen zu besetzen. Aber dann ist es ein Unding, auch gleich wieder die neunten Klassen ins Haus zu holen. Dort wurden aus den sonst drei nun sieben Klassengruppen gemacht.“

Eiling bedauert in diesem Zusammenhang, dass die so genannte Fachwoche, die üblicherweise der gezielten und intensiven Prüfungsvorbereitung dient, gestrichen wurde, und sie zeigt sich auch mit der Handhabe der Hausunterrichtsaufgaben unzufrieden: „Während der Schulschließung wurden etliche Aufgaben und Arbeitsblätter abgearbeitet, vieles ist jedoch gar nicht kontrolliert worden.“ Nicht zuletzt sei Unmut darüber gewachsen, „dass die Schule sehr undurchsichtig mit dem Hygienekonzept verfährt. Zu finden ist es jedenfalls nirgends. Die Kinder berichten uns auch, dass in dieser Hinsicht nicht viel passiere, wobei sie allerdings selbst auch mehr dafür tun könnten und sich nicht immer an die Regeln halten.“

Dass die Wiederaufnahme des Regelfahrplans der Schulbusse (4. Mai) später erfolgte als die Wiederaufnahme des Schulbetriebs (23. April), passe laut Eiling ins Bild. „Letztlich war es eine von den höheren Stellen nicht gut durchdachte und unausgegorene Aktion zulasten unserer Kinder. Ich befürchte, dass einige von ihnen dadurch Nachteile erleiden werden. Das hätte man auch in der Schule dann besser lösen können.“

Schulleiterin Christiane Karl zeigt Verständnis für die Bedenken der Eltern, hält den Vorwürfen jedoch entgegen: „Das stimmt alles so nicht, wir halten uns strikt an die Vorgaben des Landes beziehungsweise des Landkreises. Die Fachwoche hätten wir gern angeboten, aber wir können dafür nicht alles aushebeln und leider auch nicht nur Kernfächer vorhalten. Es ist für uns alle eine schwierige Situation, die wir nach bestem Gewissen versuchen zu meistern. Die Hygienevorschriften sind den Kindern bekannt, sie hängen hier aus und in der Schule halten sie sich nach meiner Beobachtung auch weitgehend daran. Das Hygienekonzept haben wir zwar nicht auf unsere Internetseite gestellt, aber es kann jederzeit bei uns eingesehen werden, wenn das gewünscht ist. Ich denke, es ist eine anstrengende Zeit, in der Stress und Ängste auch oder gerade bei den Eltern für Wirbel sorgen.“