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Ideen machen Schule Wenn das Schulgebäude zur Burg wird

Mit einem Mittelalterprojekt hat sich die Grundschule Osterweddingen beim Wettbewerb „Ideen machen Schule“ beworben.

Von Sebastian Pötzsch 02.03.2017, 11:00

Osterweddingen l Kinder wollen gern einmal Ritter oder Burgfräulein sein. Aber wie war es wirklich im Mittelalter? Wie lebten die Menschen damals und wie kamen sie ohne moderne Technik wie Strom und fließend Wasser aus? Das wollen Lehrer und Mitglieder des Schul-Fördervereins ihren Schülern näher bringen. „Deshalb holen wir uns vom 12. bis zum 16. Juni das Mittelalter in unser Haus“, erklärt Schulleiterin Petra Meyer in einem Volksstimme-Gespräch.

So werde sich der Schulhof eine ganze Woche lang in einen mittelalterlichen Ort verwandeln. „Unsere Mädchen und Jungen sollen nicht nur hören und lesen, wie es vor 1000 Jahren zuging, sie werden selbst zu Handwerkern, Bauern, Burgwachen, Köchen und Schreibern“, beschreibt Liane Samland, Vorsitzende des Schulfördervereins Osterweddingen. Das Schulgebäude selbst werde dann die Funktion einer Burg übernehmen, „es sieht ja auch ein bisschen so aus“, sagt die Schulleiterin.

Bereits vor vier Jahren hat es schon einmal ein Mittelalterprojekt gegeben, „damit durchlaufen alle unsere Grundschüler das Projekt einmal. Das ist so wichtig, damit sie lernen, wie schwer das Leben ohne unsere heutige Technik ablief“, ergänzt Petra Meyer. So werden die Kinder von Montag bis Freitag einzelne Projekte in jahrgangsgemischten Gruppen durchlaufen. „Hierzu werden viele verschiedene Stände aufgestellt. Einer davon wird mit einem mobilen Holzofen ausgestattet und in eine mittelalterliche Schenke verwandelt“, beschreibt Liane Samland und fügt hinzu: „Zuerst heißt es Wasser holen, dann Holz sammeln und Feuer entfachen, bevor angefangen werden kann, Brot zu backen oder eine Suppe zu kochen. Die Kinder müssen sich auseinandersetzen, mit wieviel Aufwand vor 1000 Jahren gearbeitet wurde. Alles soll so originalgetreu wie möglich ablaufen.“

In der heutigen Zeit sei es wichtig, „dass Kinder sich an etwas betätigen können, um daraus zu lernen. Wer in der Grundschule das Mittelalter erlebt und vor Augen hat, der wird den Geschichtsunterricht in späteren Klassenstufen besser verstehen“, ist Petra Meyer fest überzeugt.

Eine große Bedeutung komme den eigens angelegten Beeten im Schulgarten zu. Denn aus den Kräutern sollen beispielsweise Aufgüsse und Brotaufstriche hergestellt werden. „Das Spannende ist, dass plötzlich Dinge gegessen werden, auf die die Kinder eigentlich gar nicht stehen. Doch wenn es selbst gekocht worden ist, schmeckt es auf einmal allen“, hebt Liane Samland ein Phänomen des Projektes hervor.

An weiteren Handwerksständen sollen die Kinder zum Beispiel das töpfern und filzen. „Es ist kaum zu glauben, wie aufwendig es ist, kleine Filzbälle herzustellen. Die Kinder laufen dann den ganzen Tag herum und reiben mit ihren Händen die Wolle, bis ein kleiner Ball entsteht“, erinnert sich die Vereinsvorsitzende an das Mittelalterprojekt vor vier Jahren. Außerdem sollen Kreuze aus Holz, Kerzen aus Bienenwachs und Beutel aus Leder entstehen. Mittelalterliche Musik und Tanz würden ebenfalls nicht zu kurz kommen.

Als etwas ganz Besonderes preisen Schulleiterin und Vereinsvorsitzende die Schreibstube an. Hier sollen die Kinder die mittelalterliche Schreibkunst mit Feder und Tinte erlernen, was vor 1000 Jahren meist nur Mönchen und Adligen vorbehalten war. Sogar das verwendete Papier sei zuvor mittels überliefertem Schöpfverfahren hergestellt worden.

Als Projektabschluss ist ein großes Mittelalterfest geplant, zu dem Familienangehörige sowie Sponsoren eingeladen werden. „Hier können die Kinder ihre selbstgenähten Kleider oder ihre Handwerkskunst vorführen und an Marktständen verkaufen“, erklärt Petra Meyer. Mittelalterliche Musiker würden gemeinsam mit den Mädchen und Jungen typische Instrumente der damaligen Zeit vorführen und ein Gaukler die Menge mit Musik und Witz unterhalten. Und bei einer Baderin können sich die Besucher die Füße waschen lassen.

Für den Wettbewerb „Ideen machen Schule“ können sich Schulen, Klassen und Schülergruppen bewerben. Ziel ist die Förderung von Spaß am Lernen sowie die Unterstützung des Gemeinschaftsgefühls. Genau deshalb hat sich die Grundschule auch beworben, erzählen die beiden Damen. „Das Mittelalterprojekt werde ein Erfolgserlebnis für jeden einzelnen Schüler sein. Im Rampenlicht zu stehen und Applaus zu bekommen schafft Selbstvertrauen. Und manch Einer wird vielleicht Fähigkeiten an sich entdecken, die er vorher nicht kannte“, ist Schulleiterin Petra Meyer fest überzeugt.