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Im Bördekrankenhaus Neindorf schließt zum Jahresende 2012 die Geburtenstation Oberärztin: Unser letztes Baby ist geboren

Von Mathias Müller 19.12.2012, 02:29

Marlon Hildebrandt aus Klein Wanzleben hat am 14. Dezember nach 44 Jahren als letztes Baby im Bördekrankenhaus Neindorf das Licht der Welt erblickt. Die Geburtenstation wird zum Ende des Jahres geschlossen.

Neindorf l In diesem Jahr sind in Neindorf 102 Jungen und 85 Mädchen zur Welt gekommen. "Es wären sicher mehr gewesen", schätzt Hebamme Angelika Franke. Doch mit dem Bekanntwerden der Schließung der Geburtenstation zum Jahresende hätten sich werdende Mütter umorientiert und sich für die Niederkunft in anderen Kliniken entschieden. Angelika Franke bleibt dem Bördekrankenhaus als Hebamme erhalten und wird in Ausnahmefällen Babys auf die Welt helfen. Seit 1958 sind in 44 Jahren in Neindorf 22466 Kinder auf die Welt gekommen.

Neben der Geburtenstation schließt die Rhön AG, zu der das Bördekrankenhaus Neindorf gehört, die Abteilung für Kinder und Jugendmedizin. Die Krankenhauskette begründet die Umstrukturierung mit der regionalen demografischen Entwicklung. Deshalb werde im Krankenhaus die Altersheilkunde (Geriatrie) ausgebaut. In Neindorf wird für etwa elf Millionen Euro ein neues Bettenhaus gebaut. Das kurz nach der Wende fertiggestellte Bettenhaus wird abgerissen. Mehr als fünf Millionen Euro der Kosten für den Neubau stammen von Rhön, der Rest aus dem Investitionsprogramm für Krankenhausbauten in Sachsen-Anhalt.

Dieses Programm wird aus den Beiträgen der Benutzer der Krankenhäuser und der Krankenkassen gespeist. Die Medigreif-Gruppe, Besitzer des Krankenhauses vor Rhön, hatte bereits 2008 einen Antrag an das Land Sachsen-Anhalt zur Förderung des jetzt begonnenen Neubaus gestellt. Die 2009 erteilte Zusage der Fördergelder war damit verbunden, dass die Geburtenstation sowie die Kinder- und Jugendstation Ende 2012 wegen gesunkener Auslastungen geschlossen werden müssen.

"Während mit Jahresbeginn sämtliche Leistungen rund um die Geburt im Bördekrankenhaus nicht mehr angeboten werden, so wird es keine Einschränkungen im Leistungsangebot der Gynäkologie geben", kündigt Dieter Thielemann, Pressesprecher des Bördekrankenhauses Neindorf, an. Dieser Bereich werde zukünftig vollwertig in die Klinik für Chirurgie integriert. Die Oberärzte der Gynäkologie Sabine Rothämel und Lothar Neidler sowie langjährige Mitarbeiter "garantieren die hohe Qualität der gynäkologischen Versorgung der Patientinnen".

Alle ihre sechs Kinder hat Ines Hildebrandt aus Klein Wanzleben auf der Geburtenstation des Krankenhauses Neindorf zur Welt gebacht. Ihr sechstes Kind, der 2740 Gramm schwere und 49 Zentimeter große Marlon, war am 14. Dezember um 9.08 Uhr nach 44 Jahren das letzte Kind, das in Neindorf das Licht der Welt erblickte.

"Ich finde es schade, dass die Geburtenstation des Bördekrankenhauses geschlossen wird", sagte Ines Hildebrandt am Dienstag. Bei den Geburten ihrer sechs Kinder habe sich die 33-jährige Hausfrau im Neindorfer Krankenhaus immer gut aufgehoben und betreut gefühlt. Eigentlich sei der Entbindungstermin erst für einige Tage später errechnet worden. "Aber die Mutti wollte ihr Kind wie auch die anderen fünf unbedingt in Neindorf bekommen und sie hat es gerade noch geschafft", sagt Oberärztin Sabine Rothämel.