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Haus Gadenstedt Im Kampf gegen Pilz und Holzwurm

Im Haus Gadenstedt in Wernigerode steht der zweite Sanierungsabschnitt vor der Fertigstellung. Bis Weihnachten soll er abgeschlossen sein.

Von Jörn Wegner 27.10.2015, 00:01

Wernigerode l Bis Weihnachten sollen die Bauarbeiten am Haus Gadenstedt in Wernigerode beendet sein – damit rechnet zumindest Siegfried Siegel von der Sylvestri-Gemeinde. Nach der Sanierung und Rekonstruktion der Renaissance-Fassade folgt allerdings der dritte Bauabschnitt. In diesem soll vor allem der Ausbau der Wohnung über dem Gemeindesaal stattfinden.

Bis dahin ist allerdings noch viel zu tun. Das zeigt ein Blick in das Innere des Hauses. Dort wurden alte Balken freigelegt, wo sie nicht mehr zu retten waren, durch neue ersetzt und viele Stellen in Millimeterarbeit ausgebessert. Nachträglich angebrachte Holzvertäfelungen und eingezogene Decken wurden wieder entfernt. Jeder Balken wird begutachtet, bevor er saniert oder ersetzt wird. Lehm wird von innen auf die Wände aufgebracht und mit Naturmaterialien verkleidet, denn die denkmalgeschützte Fassade lässt sich natürlich nicht mit einer Wärmedämmung versehen.

„Eine Gratwanderung“ sei die Sanierung eines alten und wertvollen Hauses wie das am Oberpfarrkirchhof, erklärt Siegel. Holzgutachter, Statiker, Restauratoren – mit allen müssten Kompromisse gefunden werden. Dabei stehe der Erhalt der ursprünglichen Bausubstanz an vorderer Stelle, sagt Siegfried Siegel. „Wir schneiden nur das raus, was unbedingt nötig ist.“

Das zeigt sich am Gebälk. Dort wo Pilze und Insekten ihr zerstörerisches Werk verrichteten, finden sich immer wieder helle Holzteile, die in die alten Balken wie Flicken eingelassen sind. Dabei verwenden die heutigen Handwerker dasselbe Holz wie ihre Vorfahren: Douglasie und Eiche, beides sehr strapazierfähige Hölzer.

Finanziert wurde die insgesamt etwa 900 000 Euro teure Sanierung unter anderem durch Fördergelder aus der Landeskirche, der Stadt, der Harzsparkasse und anderen. Die Vermietung der Wohnung über dem Gemeindesaal soll dabei für zusätzliche Einnahmen sorgen. „Wir orientieren uns bei der Miete am Ortsüblichen“, sagt Siegel. Die Wohnung in dem nachträglich eingefügten Gebäudeflügel aus dem 19. Jahrhundert sei etwa 90 Quadratmeter groß, dazu kommt fast der gesamte Dachboden als Lagerraum. Wo jetzt noch Reste von Blümchentapete an den Wänden hängen, wird es bald einen modernen Standard in einem der ältesten Häuser Wernigerodes geben.

Einen Eindruck von der Zukunft des Gesamtgebäudes gibt es bereits auf der Rückseite. im ersten Bauabschnitt wurde hier bereits der zuvor einsturzgefährdete Südflügel saniert und erstrahlt in frischen Farben.