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Finanzamt Mieter leiden unter Baulärm

Die Umbauarbeiten am ehemaligen Finanzamt in Wernigerode sind für die letzten Mieter im Haus kein Zuckerschlecken.

Von Katrin Schröder 21.04.2016, 01:01

Wernigerode l Im Büro des Studienkreises ist es ruhig. „Dafür bin ich richtig dankbar“, sagt Leiterin Ines Friedrich. Denn Ruhe herrscht beim Wernigeröder Ableger des bundesweiten Nachhilfe-Anbieters derzeit nur selten. Der Grund ist der Umbau des ehemaligen Wernigeröder Finanzamtes in eine Seniorenwohnanlage. Der Studienkreis ist der letzte Mieter im Erdgeschoss des Hauses.

Vor allem der Baulärm setzt Lehrern und Schülern zu, berichtet Nachhilfelehrer Dieter Baumbach. „Im Englischraum hat man sein eigenes Wort kaum verstanden“, sagt Ines Friedrich. Besonders laut war es, als die Bauarbeiter die Betonböden über den Unterrichtsräumen mit dem Presslufthammer bearbeiteten. „Man hat gedacht, jeden Moment kommt die Decke herunter“, schildert Dieter Baumbach.

75 Kinder und Jugendliche werden derzeit von 14 Lehrern unterrichtet. Die drei Räume sind täglich von 14 bis 18.30 Uhr ausgebucht, sagt Ines Friedrich. Sie weiß von weiteren Widrigkeiten zu berichten. Vor zwei Wochen sei das Wasser ohne Vorwarnung abgestellt worden, Mitarbeiter und Schüler konnten die Toilette nicht benutzen. Außerdem seien unverhofft die Heizung abgestellt und die Telefon- und Internetverbindung gekappt worden.

Beim Bauherrn, der MDU-Gruppe in Meißen, zeigt man sich erstaunt. Bisher hätten sich die Mieter nicht bei dem Unternehmen beschwert, teilt Oliver May, Geschäftsführer der MDU-Gruppe, auf Volksstimme-Nachfrage mit. „Der komplette Bauablauf ist darauf ausgerichtet, dem Studienkreis bis zum Ende des laufenden Mietvertrages eine normale Nutzung seiner Geschäftsräume im Objekt zu ermöglichen", schreibt er.

Dazu gehöre, dass deren Räume erst zum Schluss umgebaut werden. Das Abstellen des Wassers für eine Stunde sei wegen der Bauarbeiten nötig gewesen. Die Mieter seien überrascht worden, weil vormittags in ihrem Büro niemand anzutreffen war.

Die Havarie bei der Heizung habe „nichts mit dem Baugeschehen zu tun“ gehabt. Ebenso sei „eine Unterbrechung der Telefon-und Internetverbindung weder durch uns, noch durch bauausführende Unternehmen veranlasst“ worden.

Das will Dieter Baumbach nicht so stehen lassen. „Die einzigen, die so etwas verursachen konnten, sind die Firmen, die im Haus arbeiten." Auch der technische Service der Telekom hat den Mietern per Brief bescheinigt, dass die Leitungen durch Bauarbeiten beschädigt worden seien. Mittlerweile ist die Heizung komplett herausgerissen, als Ersatz erhielten die Mieter Heizlüfter, berichtet Ines Friedrich. „Ich habe mir eine dicke Jacke mitgebracht. Trotzdem ist es recht frisch."

Doch Dieter Baumbach sagt: „Wir wollen keinen Streit vom Zaun brechen. Wir möchten ein vernünftiges Gespräch sowie rechtzeitige Informationen zur Klärung von Problemen." Einen Vorschlag hat Ines Friedrich. „Von 6 bis 14 Uhr kann über uns ohne Probleme gearbeitet werden." Ihr Wunsch: Lärmintensive Bauarbeiten sollten in dieser Zeit erledigt werden, damit die Schüler nachmittags mehr Ruhe haben.

Das versuchen die Bauherren bereits, versichert MDU-Geschäftsführer Oliver May. Jedoch müssten Ruhezeiten und Lärmschutz einhalten. Angesichts des komplexen Umbaus könnte man Belastungen nicht ausschließen. Bei aller Rücksichtnahme sei klar, dass „das Baugeschehen für die Arbeit des Studienkreises auf Dauer natürlich nicht optimal" sei.

Dass der Nachhilfe-Anbieter eine neue Bleibe braucht, steht fest. Eine schriftliche Kündigung gibt es noch nicht, die Kündigungsfrist beträgt sechs Monate. „Rein formal warten wir derzeit auf die gerichtliche Aufhebung der Zwangsverwaltung des Objektes, die gegenüber dem vorherigen Eigentümer verhängt wurde", so May. Telefonisch seien die Mieter informiert worden. Er bietet Hilfe bei der Suche von Ausweichräumen an, nötige Umbauten wolle man bezahlen.