Überlebenstraining Im Wald sind alle gleich

Die Zahl der Gäste, die in Benneckenstein das Überleben im Wald erlernen wollen, nimmt seit Jahren zu. Sogar aus Schweden kommen Anfragen.

Von Burkhard Falkner 24.04.2016, 01:01

Benneckenstein l Im Wald eine Unterkunft oder einfach eine Bude bauen und mal ohne allen modernen Schnickschnack eine Nacht verbringen, nur mit Mutter Natur und der Aussicht auf ein echtes Abenteuer - das wünschen sich wohl viele Jungs und auch Mädchen à la Ronja Räubertochter gern mal.

Das ist aber auch Wunsch vieler Zeitgenossen älterer Bauart. An die 300 Gäste jedenfalls erwartet René Golz in diesem Jahr zu seinen Überlebensausflügen, den Survival-Touren in den Oberharzer Wald bei Benneckenstein. Kommt das so, und danach sieht es aus, wäre das wieder ein Rekord.

Denn vom Start weg haben René Golz und Alexandra Boschke mit ihrer Geschäftsidee immer mehr Zuspruch. 2014 gingen 120 Touristen mit dem Experten fürs Überleben für ein oder mehrere Tage in den Wald. 2015 kamen 265 Gäste aus nah und fern mit. „Dieses Jahr habe ich jetzt schon 187 Anmeldungen, hochgerechnet werden es bis Dezember wohl um die 300 Gäste sein“, rechnet Golz der Volksstimme vor.

Hauptsächlich kämen seine Gäste, um Natur pur zu erleben, um abzuschalten, auszusteigen, so seine Erfahrung. Manche kämen auch, um ihre eigenen Überlebenskräfte zu testen. Dazu bieten die stets auch sicherheitstechnisch betreuten Survival-Touren von René Golz und Alexandra Boschke reichlich Gelegenheit.

Gilt es doch bei so einer Tour, ohne Kuschelbett, Fresspaket und Strom eine Nacht in einem dafür reservierten Waldstück zu verbringen. Lager bauen, Nahrung besorgen, Feuer ohne Streichholz anzünden - das sind dann elementare Aufgaben. Dazu komme die Freude an der Natur, eine Belebung der Sinne, Abenteuer und Spaß in der Truppe, wie der Trainer zu berichten weiß.

Selbst ein Junggesellenabschied wurde schon als Überlebenstour gefeiert, berichtet Golz. Auch Kindergeburtstage. „Die waren in meinem Geschäftskonzept nie vorgesehen“, gibt der Experte gerne zu. Er stelle sich auf jeden ein, egal, ob Mann oder Frau, Laie oder Freak. Polizisten seien mit ihm ebenso schon unterwegs gewesen wie Geheimdienstleute und der Sicherheitschef der Amerikanischen Botschaft in Deutschland, so Golz rückblickend. Alles ganz unterchiedliche Leute. „Aber im Wald sind wir alle gleich. Und das macht meinen Job zum besten der Welt“, sagt Golz mit überzeugendem leichten Lächeln. Manchmal lerne auch er noch.

„Ein Kunde, der sowas noch nie gemacht hatte, kam beim Feuerbohren auf eine ganz neue Technik, einfacher als meine und effektiver. Nach 25 Jahren Berufserfahrung nehme ich die Methode natürlich an“, so der Benneckensteiner.

Seine Künste sind inzwischen längst auch bei Filmleuten bekannt. Gerade wird ein Team des TV-Senders MDR zu Dreharbeiten mit Musik erwartet. René Golz ist gespannt und bereitet sich schon vor. Ebenso auf einen Flug nach Schweden.

Dort ist seine kundige Begleitung für einige Kurse im Jahr gefragt. „Das ist schon cool“, freut sich der Überlebenskünstler. Er muss nun lange suchen, um Zeit für einen Flug nach Schweden zu finden. Denn die Wochenenden im Harz sind bereits bis in den Herbst hinein für Überlebenstouren gebucht.