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Bildung 100 Prozent sind nicht immer genug

In den Wernigeröder Grundschulen ist im neuen Schuljahr der Unterricht gesichert. Reserven sind aber kaum vorhanden. Baulich tut sich etwas.

Von Katrin Schröder 02.09.2019, 01:01

Wernigerode l Die Zuckertüten sind geleert, Bücher und Hefte eingeschlagen: Der Schulalltag hat inzwischen die Erstklässler eingeholt. 252 Mädchen und Jungen sind im August in Wernigerode eingeschult worden, berichtete Silvia Lisowski, Amtsleiterin für Schule, Kultur und Sport, im Schulausschuss. 229 Kinder besuchen die städtischen Grundschulen, 23 Einschüler sind in der Freien Grundschule angemeldet.

Die Unterrichtsversorgung ist überall im Land ein Thema. Laut Experten droht Sachsen-Anhalt eine Versorgungsquote von nur noch 96 Prozent, in Einzelschulen unter 80 Prozent. Sachsen-Anhalt peilt aber 103 Prozent an, um Ausfälle etwa bei Erkrankungen zu verhindern. Auf dem Papier ist in Wernigerodes Grundschulen nahezu alles in Ordnung. Knapp 100 Prozent Versorgung meldet die Stadtfeld-Grundschule, 100 Prozent sind es in der Diesterweg-Schule, 101 Prozent in der Francke-Schule. Dort haben zwei junge Kolleginnen angefangen, zugleich ist aber eine Lehrkraft langzeiterkrankt. Wie die Diesterweg-Schule soll die Francke-Schule noch eine zweite pädagogische Mitarbeiterin bekommen.

Fast 100 Prozent erreicht die Harzblick-Schule. Die Freie Grundschule meldet 100 Prozent. In der Grundschule Silstedt läge die Versorgung bei mehr als 100 Prozent, wäre nicht eine Lehrkraft langzeitkrank. „In einer einzügigen Schule mit wenigen Lehrkräften bedeutet das auf einen Schlag eine Unterversorgung im zweistelligen Prozentbereich“, sagt Sozialdezernent Rüdiger Dorff.

Er sagt: „100 Prozent hört sich nur augenscheinlich gut an.“ Damit seien aber lediglich die Pflichtstunden abgedeckt. Bei Krankheit, Fortbildungen und Klassenfahrten reiche das nicht aus. Das Land kalkuliere eine Abwesenheitsquote von drei Prozent. „Ob dies bei steigendem Krankenstand angemessen ist, sei dahingestellt.“

Wernigerode gehe es zwar noch vergleichweise gut, was an der Attraktivität der Stadt und dem höheren Bewerberinteresse für freie Stellen liegen könnte. In anderen Landesteilen sei es schwerer, Nachwuchs zu finden. „Im Grunde leiden aber auch die Grundschulen in Wernigerode an einer zu knapp bemessenen Lehrerzahl durch das Land“, so Dorff.

Baulich tut sich derweil einiges, wie Silvia Lisowski berichtete. Auf dem Schulhof der Stadtfeld-Grundschule hatten seit geraumer Zeit zwei Nassstellen für Probleme gesorgt. „Diese wurden durch Drainagen trocken gelegt. Die ersten Regenfälle haben gezeigt, dass wir das Problem damit offenbar beseitigt haben“, sagte Silvia Lisowski. Nun solle der Fallsand unter dem großen Spielgerät auf dem Schulhof erneuert werden.

Der neue Zaun der Diesterweg-Schule steht kurz vor der Fertigstellung. Derweil läuft die Planung für die Mensa. Zum Jahresende erwarte man den Förderbescheid, so die Amtsleiterin. Binnen eines Jahres soll das Gebäude mit 120 Plätzen errichtet werden. Im September steht die Sanierung der Jungentoiletten im Plan, zwei Klassenzimmer sollen in den Herbstferien erneuert werden.

Bei der Francke-Schule steht seit Jahren die Komplettsanierung im Raum. Wahrscheinlich werde diese zusammen mit der Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft Wernigerode (GWW) geplant. Die kommunale Tochterfirma habe Zustimmung signalisiert, so Rüdiger Dorff. Rechtlich gebe es keine Hürden. Offen sei die Form der Kooperation. „Ziel ist es, dass wir im Herbst den Variantenvergleich vornehmen.“

In der Harzblick-Grundschule hatte man mit den Folgen eines Einbruchsversuchs in Schule und Sporthalle zu kämpfen. „Das Verbundglas der Türen hat standgehalten“, berichtet die Amtsleiterin. Dennoch sei hoher Sachschaden entstanden, der von der Versicherung komplett abgedeckt wurde. Sauberlaufzone und Lehrerzimmer wurden instandgesetzt, in der Turnhalle, die von außen erneuert wurde, beginnt nun die Innensanierung. Ein Jahr lang kann das Gebäude nicht genutzt werden, Ersatz ist die Sporthalle Mann. „Der Transport der Schüler ist abgesichert“, so Silvia Lisowski. In der Freien Grundschule wurden drei Räume mit Schallschutz ausgestattet, sagt Leiterin Andrea Probst.