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Bundesverdienstkreuz Höchste Ehre für Brocken-Benno

Nun steht Brocken-Benno in einer Reihe mit Roland Kaiser und Andreas Kieling. Der berühmte Harz-Wanderer erhält das Bundesverdienstkreuz.

Von Holger Manigk 01.09.2020, 16:43

Wernigerode l Höchste Ehre für Brocken-Benno: Bevor er gegen Ende der Woche wieder auf seinen geliebten Berg kraxelt, hat der wohl berühmteste Harzwanderer am Dienstag (1. September) einen wichtigen Termin in Magdeburg gehabt. In der Staatskanzlei hat Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) dem Wernigeröder das Bundesverdienstkreuz am Bande überreicht – nur im Kreis seiner Familie, mit Verspätung wegen Corona.

„Das ist eine große Überraschung für mich – und ein Ansporn, weiterhin Menschen aus aller Welt für unsere Region zu begeistern“, reagiert der Ausgezeichnete auf die Ehrung. Benno Schmidt, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, habe „unermüdlich dafür gearbeitet, den Harz, seine Landschaft und die mit ihr verbundene einzigartige Kulturgeschichte populär zu machen“, teilt die Landesregierung mit.

„Sie sind für viele Menschen zu einem Beispiel für Heimatverbundenheit und Naturliebe geworden“, würdigte Haseloff den 88-Jährigen. Darüber hinaus mache der Wernigeröder Mut, im Alter aktiv und sportlich zu bleiben. Vor allem habe Benno zu „einer lebendigen Erinnerungskultur beigetragen, denn bis in das Jahr 1989 hinein war der Brocken eines der Symbole für die Teilung Deutschlands und Europas“, so das Landesoberhaupt.

Zu seinen Erfolgen zählt der umtriebige Harzer den Gedenkstein „Brocken wieder frei“ am Gipfelplateau sowie die Ausweisung des Harzer Grenzwegs entlang der ehemaligen Teilungslinie Deutschlands und des Teufelsstiegs auf den Spuren von Johann Wolfgang von Goethe. Dazu ist der Harzklub-Wanderführer Sonderbotschafter der Harzer Wandernadel und des Naturmonuments Grünes Band in Sachsen-Anhalt.

Für den Mann mit Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde für die meisten Brocken-Aufstiege ist das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland nicht die erste Auszeichnung. Bereits im Juli 2018 hatte ihm der Ministerpräsident in 1141 Metern Höhe den Landesverdienstorden verliehen.

Das Jahr 2020 war ein schweres für den international bekannten Wernigeröder: Sieben Monate musste er seine Wanderungen auf „seinen“ Berg aussetzen: Zunächst machte ihm eine Darmkrebs-Erkankung einen Strich durch die Rechnung, dann Corona. Wegen der Pandemie fiel die geplante große Feier am 22. Mai zu seinem 88. Geburtstag im Goethesaal des Brockenhotels aus.

„Doch obwohl keine Einladungen verschickt wurden, haben mich an die 150 Wanderer auf dem Gipfel beglückwünscht – natürlich unter Einhaltung der Kontaktbeschränkungen“, blickt Benno zurück. Dazu habe er um die 100 Karten und Briefe mit Gratulationen sowie Genesungswünschen aus ganz Deutschland erhalten. „Das zeigt mir, dass das Interesse immer noch da ist.“

Zwar müsse der rüstige Rentner alle zwei Wochen zur Chemotherapie und sei nach drei Operationen nicht wieder ganz bei Kräften, doch die Touren auf den berühmten Gipfel habe er inzwischen wieder aufgenommen. „Seit Ende Mai bin ich viermal auf den Brocken gewandert, mal mit meiner Tochter Susann, mal mit dem ehemaligen Landrat Michael Ermrich. Dieses Gefühl hat mir gefehlt“, sagt Schmidt.

„Als mich dabei Harz-Urlauber aus Bayern, von der Nordsee und den Niederlanden erkannten und nach Fotos und Wandertipps fragten, war die alte Sehnsucht sofort wieder da.“ Dabei laufe er nun seltener über den Eckerlochstieg, sondern über die alte Bobbahn – weil diese Route weniger steinig und gefährlich sei.

Die Monate, in denen er seine Bilanz von 8888 Brocken-Besteigungen nicht ausbauen konnte, nutzte er für kürzere Runden rund um die bunte Stadt am Harz mit seiner Frau Helga – und dazu, Anfragen zu seinem vor zwei Jahren erschienenen Buch zu beantworten. „Das hat sich zu einem echten Bestseller beim Online-Versandhandel Amazon entwickelt, der Erfolg ist überwältigend“, sagt Brocken-Benno. Doch für eines sei dieser kein Ersatz, wie er schmunzelnd eingesteht: „Ein Tag ohne Brocken ist und bleibt ein verlorener Tag.“