Musik und Literatur in Ilsenburg Finale für Harzer Kleinkunst-Reihe: Warum es beliebtes Format nach 35 Jahren nicht mehr gibt
„Hausmusik & Literatur“ hat 35 Jahre die Kulturszene in der Harz-Stadt Ilsenburg mitgeprägt. Nun ist Schluss für die Kleinkunst-Reihe. Das sind die Gründe für das Aus.

Ilsenburg. - Ein bunter Klecks im kulturellen Leben der Stadt Ilsenburg ist Geschichte. Die Kleinkunst-Reihe „Hausmusik & Literatur“ wurde am vergangenen Freitag in der Ilsestadt zum letzten Mal veranstaltet. Abseits der Stars in der Harzlandhalle und der überwiegend klassischen Musikangebote im Kloster Ilsenburg, hatte sich die Reihe einen festen Platz im Kulturangebot erobert. Jetzt ist nach 35 Jahren Schluss.
„Leider muss ich die Veranstaltungen aufgeben, denn die Gesundheit bereitet mir Probleme“, sagt Annegret Bischoff, die ebenso wie Pianistin Barbara Hofmann von Anfang an dabei ist. In den letzten Jahrzehnten konzipierte sie die Programme, durchstöberte als begeisterte Literatur-Liebhaberin unzählige Gedicht- und Anekdotenbände und stimmte sich mit ihren musikalischen Mitstreitern thematisch ab.
Keine Nachfolger für Harzer Kleinkunst-Reihe in Sicht
„Ich habe zuletzt nach Leuten gesucht, die diese Reihe fortführen können, aber es hat sich niemand gefunden“, sagt Annegret Bischoff, die als ehemalige Deutschlehrerin in der Kleinkunst-Reihe ihre große literarische Leidenschaft ausleben konnte. Das Aus der Veranstaltungen sei ihr sehr ans Herz gegangen.
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Gestartet ist die Reihe vor 35 Jahren noch ohne einen festen Namen. Ins Leben gerufen wurde sie vom damaligen Ilsenburger Pfarrer Frank Tiedemann. Er wollte einige Jahre nach der Wende das Pfarrhaus mit Leben erfüllen und hatte die Grundidee. In mehreren Gesprächen überzeugte er die damals noch aktive Lehrerin Annegret Bischoff zur Mitarbeit. Barbara Hofmann, seinerzeit auch noch recht neu in Ilsenburg, übernahm den musikalischen Part am Klavier. Die ersten Proben stimmten alle optimistisch.
Premiere der Veranstaltung in Ilsenburg fiel komplett ins Wasser
Doch das erste Programm fiel total ins Wasser. „Wir hatten uns alle gut vorbereitet, und dann ging genau am Tag unserer geplanten Premiere ein heftiger Regenschauer über Ilsenburg nieder. Nicht ein Besucher erschien deshalb und wir waren alle enttäuscht. Aber Aufgeben war keine Option“, sagt Annegret Bischoff. Und so wagten sie wenig später einen zweiten Versuch, der regenfrei und sehr gut besucht war. Und dies sollte sich fortsetzen.
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Anfangs waren nach den Plänen Frank Tiedemanns vier Vorstellungen im Jahr zu unterschiedlichen Themen geplant. Dies wurde so auch einige Jahre praktiziert. Dann wurde Frank Tiedemann in eine andere Gemeinde versetzt und Annegret Bischoff übernahm die Regie des Ganzen.
„Hausmusik & Literatur“ fand einmal im Monat statt
Auf Wunsch der Besucher wurde aus der einen Veranstaltung im Quartal eine Veranstaltung pro Monat. Die Sommerferien ausgeklammert, wurden bis zuletzt zehn Programme pro Jahr gestaltet. Und da vor allem Barbara Hofmann auch noch andere berufliche Verpflichtungen hatte, wechselten die musikalischen Parts der Reihe öfter. Rose-Anita Hammelsbeck mit ihrer Geige gehörte ebenso zu den Mitwirkenden wie der Kirchenchor, Oliver Thuro mit seiner Posaune oder auch Gründer Frank Tiedemann, der zu Gastauftritten anreiste.
Jedes der Programme hatte seinen eigenen Charakter, passte zur Jahreszeit oder widmete sich einem bedeutenden Schriftsteller. Zum Abschluss versammelten sich viele Stammgäste noch einmal im Pfarrhaus und gaben dem letzten Gastspiel einen würdigen Rahmen.