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Wernigerodes Friedhofsgärtner richten Anlagen für die "stillen Tage" her Gedenken ganz ohne Laub - keine Chance

Von Jens Müller 12.11.2011, 05:24

Gedenktage wie Allerheiligen, Volkstrauertag, Buß- und Bettag sowie Totensonntag prägen den Monat November. Für viele Menschen geben sie Anlass, die Friedhöfe zu besuchen. Die Harzer Volksstimme schaute sich um und stellt Menschen vor, die auf Friedhöfen arbeiten. Heute Teil I: die Friedhofsgärtner.

Wernigerode l Friedhöfe gelten gemeinhin als Orte der Ruhe und Besinnung. Doch gestern zerschnitten dröhnende Motorgeräusche die Stille am Eichberg. Die Mitarbeiter des Wernigeröder Zentralfriedhofs waren mit ihren Laubsaugern unterwegs, um die Grabanlagen und Wege von kleinen Zweigen und Blättern zu befreien. "In diesem Jahr ärgert uns das Laub besonders", sagt Doris Bendix, die als Saisonkraft zwischen April und November auf dem Friedhof arbeitet. In den zurückliegenden Jahren waren Mitte November alle Blätter bereits von den Bäumen gefallen. Doch diesmal ist alles anders. "Vor dem Volkstrauertag werden wir noch alles harken, aber es gibt null Chance, dass das gesamte Laub weg ist", so die Reddeberanerin.

Neben ihr arbeiten auf dem städtischen Friedhof sechs weitere, allerdings fest angestellte Kollegen. "Früher waren wir mal 20", erinnert sich Mario Roitsch, der seit 1980 auf dem Zentralfriedhof arbeitet. Doch während einst das Laub mühsam mit Besen zusammengekehrt wurde, hilft heute moderne Technik. Vor dem Volkstrauertag packen auch Auszubildende des Wernigeröder Gartenamtes mit an, um das Laub in große Container zu füllen. Derweil deckt Doris Bendix die Grabanlagen für die Gefallenen der beiden Weltkriege mit Tannengrün ab, wo morgen um 11.30 Uhr die offizielle Gedenkstunde zum Volkstrauertag beginnt. Zu ihren Aufgaben zählt unter anderem auch das Stutzen der Hecken und das Pflanzen von Blumen. Ihre männlichen Kollegen heben außerdem Gräber aus, wobei die Erdbestattungen stark zurückgegangen sind. Am häufigsten finden in Hasserode Urnenbeisetzungen statt.

Wernigerodes Friedhofsgärtner haben am Eichberg ein riesiges Areal zu hegen und zu pflegen. Rund 16 Hektar misst der Zentralfriedhof, der 1885 angelegt wurde. Zwar ist die Berglage vor allem für ältere Menschen beschwerlich. "Aber es ist landschaftlich ein sehr schöner Friedhof", schwärmt Petra Bormann. Dabei verweist sie nicht nur auf den großen Baumbestand sowie mehrere kunstvoll gestaltete Grabanlagen - unter anderem von der Familie Gruson, Honig und Hübner. "Hier gibt es viele verschiedene Vogelarten, Feuersalamander, Eichhörnchen und einmal im Jahr sogar Hirschkäfer zu sehen", weiß die Friedhofsgärtnerin zu berichten.

"Wir machen uns seit langem Gedanken über Alternativen."

Petra Bormann, Friedhofsgärtnerin

Etwas schade findet sie, dass immer mehr Menschen die traditionellen Grabstellen auflösen. Sei es aus finanziellen Gründen oder aus Angst, dass sie von den Hinterbliebenen nicht mehr gepflegt werden. "Wir machen uns schon seit langem Gedanken über Alternativen", sagt Petra Bormann. Unter anderem wurde eigens das Birkenwäldchen angelegt, das von ihren Mitarbeitern gepflegt wird. Angeboten werden auch Urnengemeinschaftsanlagen, auf denen Platten mit den Namen der Verstorbenen angebracht sind. "Auch dort haben Hinterbliebene die Möglichkeit, Blumen niederzulegen."