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Handel Wochenmarkt soll auf Nico ziehen

Nach Wunsch der Verwaltung soll der Wernigeröder Wochenmarkt dauerhaft auf den Nico umziehen. Die Händler sind dagegen.

Von Ivonne Sielaff 06.04.2017, 01:01

Wernigerode l Die Nachricht hat sich wie ein Lauffeuer auf dem Wernigeröder Wochenmarkt verbreitet: Die Stadt will den Markt auf den Nicolaiplatz verlegen. Per Ausschreibung werden Händler für die nächsten vier Jahre gesucht.

Wolfgang Bergfeld verkauft seit Anfang der 1990er Jahre Blumen und Gemüse auf dem Markt. Für die Pläne der Stadtverwaltung hat er kein Verständnis. „Der Markt gehört auf den Markt“, sagt der Wernigeröder. „Das ist nun mal so.“ Er und die anderen Händler befürchten erhebliche Umsatzeinbußen, wenn sie mit ihren Ständen auf den 100 Meter entfernten Nico umziehen. „Dort herrscht nur Durchlaufverkehr“, sagt Bergfeld. Die Verkäufer standen schon öfter übergangsweise auf dem Nico, wenn der Platz vor dem Rathaus für Veranstaltungen genutzt wurde. „Da haben wir unsere Erfahrungen gemacht.“

Der Wochenmarkt gehöre zum Stadtbild, sagt eine Händlerin. „Wenn der Umsatz ausbleibt, sind unsere Jobs in Gefahr. Davor habe ich Angst.“ Bei Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) würden sie kein Gehör finden. „Da ist traurig für Wernigerode“, sagt die Frau.

Deshalb haben die Standbetreiber des Wochenmarktes eine Unterschriftenaktion gestartet. „Mehr als 1000 Leute haben bereits unterzeichnet“, so Wolfgang Bergfeld. Die Liste wolle er den Stadträten überreichen. Denn der Beschluss über die neue Marktsatzung und damit die Verlegung des Wochenmarktes liegt in ihrer Hand. Nur dass Wernigerodes Lokalpolitiker in den Entscheidungsprozess bisher nicht einbezogen worden sind. „Das ist erstaunlich. Ich frage mich, wann und wo die Änderung behandelt wird“, so Sabine Wetzel (Bündnis 90/Die Grünen), die das Thema in der Sitzung des Hauptausschusses zur Sprache brachte.

Es brauche sich niemand übergangen zu fühlen, sagt Ordnungsdezernent Volker Friedrich gegenüber der Volksstimme. „Es liegt noch kein neuer Entwurf für eine Marktsatzung vor. Aber er kommt bald.“ Im Ordnungsamt werde daran gearbeitet. „Es gibt eine klare Aussage der Verwaltungsspitze, dass der Markt zukünftig auf dem Nico stattfinden soll“, so Friedrich. „Das setzen wir mit dem Satzungsentwurf um.“ Was dafür spricht? Das seien beispielsweise die Touristiker, die seit Jahren Druck machen. „Viele Besucher fragen sich, warum wir die schöne Sicht zum Rathaus zweimal in der Woche mit Buden zustellen.“ Die Verkaufsstände würden dienstags und freitags den Eingang zur Touristinformation verbauen, wird ebenso kritisiert.

Zudem präsentiert sich Wernigerode gern als Hochzeitstadt. „Ich kann nachvollziehen, dass Hochzeitpaare nicht von der Rathaustreppe in der Pommesbude landen wollen“, sagt Friedrich. „Sie wollen die Sichtachse bis zum Brunnen für sich haben – und keine Bananenstauden dazwischen.“

Der Nicolaiplatz sei durchaus eine Alternative. „Durch die staubige Oberfläche gab es früher lebensmittelrechtliche Probleme“, so der Ordnungsdezernent. „Das haben wir inzwischen behoben.“ Der Platz sei fußläufig gut, wenn nicht sogar besser als der Markt zu erreichen. „Dort kommen genauso viele Besucher vorbei. Wo ist denn der Unterschied zum Markt?“ Ziel sei eine möglichst stabile Stellordnung, so dass „nach einer Anlaufphase jeder Kunde seinen Stand wieder findet“.

Für die Bedenken der Händler habe er Verständnis, sagt der Dezernent. „Aber ich betone noch einmal: Es hat keiner Anspruch auf seinen Platz“, so Friedrich. Letzten Endes seien es die Stadträte, die die Entscheidung treffen. „Ob Markt oder Nico – das Ergebnis ist noch völlig offen. Aber dafür ist die politische Diskussion da. Und diese moderiere ich gerne.“