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Hochwasserschutz Neue Fußgänger-Brücke für Wernigerode

Die Holtemme-Straßenbrücke in Wernigerodes Kruskastraße ist bei Hochwasser ein Nadelöhr. Deshalb soll ein Neubau her.

Von Dennis Lotzmann 08.12.2018, 00:01

Wernigerode l Macht die Natur euch Untertan: Der in tiefsten realsozialistischen Zeiten propagierte Slogan, ist nicht erst seit gestern passé. Angesichts zahlreicher Hochwasser in der jüngsten Vergangenheit sind sich Fachleute längst darin einig, dass Bäche und Flüsse Raum benötigen, um sich bei Hochwasser außerhalb von Ortschaften ausbreiten zu können. Innerorts sind es vor allem Engstellen, die beseitigt werden müssen, um die Fluten möglichst rasch und ohne Schaden abfließen zu lassen - so auch in Wernigerode.

Die Holtemme-Brücke im Verlauf der Wernigeröder Kruskastraße hat sich beim jüngsten Hochwasser im Sommer 2017 als Nadelöhr erwiesen. Um es zu weiten, gibt es aus Sicht von Bauplanern nur einen Weg: Die Brücke muss weg, weil sie viel zu tief liegt. Der Ersatzbau soll aus baulichen Gründen ein Kompromiss sein. Statt einer Straßenbrücke ist ein kombinierter Übergang für Passanten und Radfahrer geplant. Nur so, erklärt Christian Hoffmann, Bauleiter im städtischen Tiefbauamt, lasse sich die notwendige Querschnittsaufweitung für die Holtemme erreichen.

Die Verantwortlichen im Tiefbauamt machen bei der Realisierung Dampf. Nach Hoffmanns Worten haben sie für 2019 die notwendigen Kosten für die Planungen des Ersatzbaus im Haushalt angemeldet. Das Ziel ist klar: In spätestens einem Jahr soll feststehen, wie die neue Querung zwischen Kruskastraße und der Straße Am Auerhahn im Detail aussehen soll. „Wenn wir diesen Plan halten, könnten wir im Jahr 2020 mit der Realisierung beginnen“, skizziert Hoffmann den angestrebten Zeitplan.

Wenn die angemeldeten Planungskosten im Etat 2019 bleiben. Aktuell müssen die Verantwortlichen im Rathaus auf Druck der CDU-Fraktion rund 2,8 Millionen Euro einsparen. „Wir sehen bei uns kein Sparpotenzial“, erinnert Tiefbauer Hoffmann. Das aber dürfte – mit Blick auf den tanzenden Rotstift – nur ein Wunsch sein.

Bleibt es bei den Planungen, wird in der Kruskastraße ein klassischer Kompromiss Formen annehmen. Da die Brücke den Hochwasserpegel einer rechnerisch alle 100 Jahre erwarteten Flut schadlos passieren lassen soll (HQ 100), muss sie deutlich angehoben werden. Um welchen Wert genau, vermag Hoffmann wegen der fehlenden Planungen jetzt noch nicht zu sagen.

Christoph Ertl, zuständiger Flussbereichsleiter im Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW), geht davon aus, dass die Unterkante der neuen Brücke rund 1,60 Meter höher als die bisherige liegen muss. „Wir brauchen den Durchflussraum für ein HQ-100-Hochwasser und zusätzlich einen Freibord, um Treibgut passieren zu lassen“, erklärt der Fachmann. Jenen Freibord setzen Fachleute bei rund 50 Zentimetern an, damit Treibgut nicht sofort an den Brückenkörper anschlägt.

Im Sommer 2017 stand der Scheitel-Pegel der Holtemme bereits oberhalb von besagter Brücken-Unterkante. Und: Bis heute ist nach Ertls Worten nicht klar, um was für ein Hochwasser es sich damals gehandelt hat. „In Mahndorf bei Halberstadt wurde es als HQ-100, also als 100-jährliches Hochwasser, eingeschätzt. Das könnte man in etwa auf Wernigerode übertragen“, so der LHW-Flussbereichsleiter.

„Würden wir unter dieser Maßgabe eine Straßenbrücke bauen, bräuchten wir eine sehr lange Rampe, um den Verkehr hinauf und darüber zu führen“, erklärt Tiefbau-Experte Hoffmann. Das würde letztlich dazu führen, dass den Anwohnern in beiden Straßen besagte Rampe direkt vor ihre Häuser gesetzt würde. „Und das wird niemand ernsthaft wollen.“ Außerdem ist das Wohngebiet mit Kruska-, Goethe- und Kesselmühlenstraße über die Ilsenburger Straße (B 244) und die Friedrichstraße direkt erreichbar.