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Klavierwettbewerb „Neue Sterne“ vor ungewisser Zukunft

Musikalisch eine Bereicherung, aber teuer für die Stadt Wernigerode: Der Klavierwettbewerb „Neue Sterne“ ist umstritten.

Von Ivonne Sielaff 17.10.2016, 01:01

Wernigerode l 1700 Besucher, 19 Teilnehmer aus 13 Ländern - die Veranstalter werten die fünfte Auflage des Klavierwettbewerbs „Neue Sterne“ als Erfolg. Um den internationale Musikwettstreit auch 2018 stemmen zu können, muss die Stadt tief in die Tasche greifen. Mit 10 600 Euro müsste die Veranstaltung, laut Rechnung der Stadtverwaltung, bezuschusst werden. Darunter Kosten für Miete, Werbung, Hilfskräfte und Ähnliches.

Zwar ist der Wettbewerb weit davon entfernt, finanziellen Gewinn einzufahren. Er rechne sich aber anderweitig. Er habe sich als „wichtiges internationales Ereignis im Kulturkalender der Stadt etabliert und erfreue sich eines breiten Publikums“, heißt es in der Begründung der Verwaltung. Er ermögliche „die Begegnung mit anspruchsvoller Klaviermusik und jungen Interpreten“.

Ob sich Wernigerode diesen Wettbewerb in Zeiten knapper Haushaltskassen auch 2018 leisten kann, darüber diskutieren und entscheiden die Stadträte in den kommenden Wochen. Schon vorab zeichnet sich eine hitzige Debatte ab. Während sich Rainer Schulze (SPD) vehement für eine Fortsetzung des Wettbewerbes einsetzt, signalisierte Thomas Schatz (Linke) Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Veranstaltung.

Inzwischen hat Schatz‘ Fraktion nachgelegt. Per Änderungsantrag wollen die Linken den Wettbewerb gleich ganz kippen. Es müsse gefragt werden, ob die mit dem Klavierwettbewerb verbundenen Ansprüche erfüllt werden und ob die finanziellen Aufwendungen bei alternativer Nutzung im Kulturbereich einen höheren Effekt erzielen könnten, heißt es in der Vorlage. Die realen Kosten würden weit über 10 600 Euro liegen. Dazu kommen die geringe Besucherresonanz und Einnahmepotenziale, die nicht ausgeschöpft werden. „Im Ergebnis wird jeder zahlende Besucher mit einem Betrag von 100 Euro subventioniert.“ Die Linken schlagen stattdessen vor, den Zuschuss für das Kammerorchester zu verwenden.

Die CDU/Haus&Grund-Fraktion spricht sich für den Erhalt des Wettbewerbes aus. Allerdings sollen die Kosten auf den Prüfstand gestellt werden, heißt es in der von Roland Richter, Cary Barner und André Weber unterzeichneten Erklärung. In ihrem Änderungsvorschlag zeigt die Fraktion Möglichkeiten zur Senkung der Kosten auf, darunter eine Anhebung der Ticketpreise sowie eine Absage der 2000-Euro-Förderung für den Verein „Freunde jüdischer Kunst und Kultur“, der den Wettbewerb mit veranstaltet. Dadurch könnte der städtische Zuschuss auf 8900 Euro reduziert werden. Dies sei ein Kompromiss, der beiden Seiten gerecht werde und den „alljährlichen Zwist im Stadtrat“ auflöse, heißt es in der Erklärung weiter.

Hintergrund: Der Klavierwettbewerb „Neue Sterne“ wurde 2010 von dem Pianisten Albert Mamriev ins Leben gerufen. Der Wert der Veranstaltung als kulturelle Bereicherung ist unumstritten. Allerdings wurden die verhältnismäßig hohen Kosten und das geringe Besucherinteresse von Anfang an kritisiert. Der Wettbewerb stand vor einem Jahr fast vor dem Aus. Der Kulturausschuss hatte den geforderten Zuschuss über 15 000 Euro zunächst abgelehnt. Erst nachdem die Kosten um 5000 Euro abgespeckt wurden, erteilte der Stadtrat seine Zusage.