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Klavierwettbewerb Wernigerodes "Neue Sterne" in heißer Phase

Dreieinhalb Wochen vorm Start des Klavierwettbewerbs "Neue Sterne": Für die Sieger-Preise wird in der Glasmanufaktur Derenburg geschwitzt.

Von Holger Manigk 14.03.2018, 00:01

Wernigerode l Schweißperlen rinnen Torsten Kunze über die Stirn. Der Glasbläser in der Derenburger Manufaktur blickt prüfend auf den glühenden Klumpen Rohglas, den er eben aus dem 1200 Grad heißen Ofen gezogen hat und nun langsam in Form dreht. Binnen einer Viertelstunde dreht der Harzkristall-Mitarbeiter aus dem Ball einen Teller in den Wernigeröder Stadtfarben rot und weiß.

Die filigrane Trophäe soll am 14. April einer der drei Erstplatzierten des Internationalen Klavierwettbewerbs „Neue Sterne“ in den Händen halten. „Schön, dass wir im zweiten Jahr in Folge den besten Pianisten ein Stück Harzer Glasbläser-Tradition schenken können“, sagt Christian Fischer. Wernigerodes Dezernent für Gemeinwesen schaut gebannt zu, wie die Vorbereitungen für den Wettstreit von 54 Musikern aus 16 Nationen in die heiße Phase starten.

Dafür wälzt Kunze den flüssigen Glaskörper in weißem Pulver. Viermal wendet der Derenburger die glühbirnenförmige Masse in dem feingemahlenen Glas, erhitzt sie wieder und wälzt sie erneut, bis er zufrieden ist. „So färben wir den Außenrand des Tellers, weiß er umschließt den Innenteil in Korallrot.“ In seinem Beruf komme es auf ein ruhiges Händchen und Geschick an, sagt der Glasmacher und hält die wie mit Puderzucker überzogene Form erneut in den Ofen.

Anschließend bügelt Kunze eine Seite der Glaskugel platt, öffnet sie mit einer zweiten Glasmacher-Pfeife auf der anderen Seite. Noch einmal ab in den Ofen, dann dreht der Derenburger die zählfüssige Masse – zu einem roten Teller mit weißem Außenrand.

Das rund drei Kilo schwere Unikat mit einem Durchmesser von 30 Zentimetern wird nun in den Tempa-Ofen gelegt. Dort härtet das Glas noch einen Tag bei rund 500 Grad Celsius aus. „Wenn wir es sofort auf Zimmertemperatur runterkühlen würden, könnte es Risse und Sprünge geben“, erkläutert Harzkristall-Marketingleiter Ferdinand Benesch die lanwierige Prozedur. Am Freitag will die Glasmanufaktur, gleichzeitig Sponsor des Festivals, die drei fertigen Sieger-Teller an die Organisatoren der „Neuen Sterne“ übergeben.

Sie versprechen viele Neuerungen für die sechste Auflage des international beachteten Wettbewerbs: Erstmals spielen die Pianisten – unter anderem aus Israel, Japan und den USA – an einem großem Steinway-Flügel. Neben mehreren Festivalkonzerten an Harzer Schulen geben die drei Gewinner Preisträger-Vorstellungen. Das Finale wird am 14. April im Marstall ausgespielt.