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Allgemeinmediziner Dr. Michael Sonnenburg feiert gestern 65. Geburtstag Loeffke: "Ein Hausarzt im besten Sinne"

Von Rainer Marschel 01.06.2010, 05:19

Mit dem Allgemeinmediziner Dr. Michael Sonnenburg feierte gestern ein außerordentlich beliebtes "Ilsenburger Urgestein" seinen 65. Geburtstag. Diesen Tag nahm Bürgermeister Denis Loeffke zum Anlass, den verdienstvollen Arzt um einen Eintrag in das Goldene Buch der Stadt zu bitten. Für Ende März 2011 kündigte er seinen Ruhestand an.

Ilsenburg. Geradezu symptomatisch ist es, wenn man in Ilsenburg spontan jemanden nach der Praxis von Dr. Sonnenburg fragt und prompt nicht nur die Adresse genannt bekommt, sondern auch noch den eigentlichen Anlass für die Frage überhaupt: "Der Doktor hat aber heute 65. Geburtstag."

In der Stadt scheint es offenbar kaum jemanden zu geben, der ihn nicht kennt. Gleich mehrere Generationen saßen schon bei ihm in den Wartezimmern, die übrigens nicht ohne Grund immer voll sind.

Dr. Sonnenburg kennt einfach jeder, im übrigen auch in Abbenrode und Stapelburg, wo er ebenfalls regelmäßige Sprechstunden abhält.

Die Eltern des Arztes stammen aus der Nähe von Stettin /Pommern. Geboren ist der spätere Mediziner in Burg bei Magdeburg. Der Vater arbeitet als kaufmännischer Angestellter, später als Werbeleiter, die Mutter ist Industrienäherin und Verkäuferin.

Bis zur Oberschule wächst Sonnenburg im Jerichower Land auf. Noch vor dem Medizinstudium (1965 bis ‘71) arbeitet er in einer der größten Schuhfabriken der DDR "Roter Stern". Danach geht er noch ein weiteres Jahr in einem Krankenhaus als Pfleger arbeiten. Letztlich ist es ein Tipp seines engsten Freundes und Kommilitonen, Prof. Wolfgang Wetzel (ein Neurologe aus Blankenburg), der ihn ab 1977 in Ilsenburg ansässig werden lässt. Abgesehen davon waren sich seine Frau und er einig darin, dass sie keinesfalls in der nahen Großstadt (Magdeburg) leben wollten.

"Beliebt? Ich bin natürlich und ausgeglichen, vielleicht deswegen"

Im übrigen kannte Sonnenburg Ilsenburg von einer Klassenfahrt aus seiner Kinderzeit. Quartier machte man damals in der heutigen Stapelburger Schule. Von dort wurde allen Ernstes über die B 6 nach Wernigerode und wieder zurückgewandert, Schlossbesichtigung inklusive. Der Harz muß ihm also schon zu dieser frühen Zeit imponiert haben. Daran sollte sich bis heute nichts ändern.

Kurioserweise kam Dr. Sonnenburg nach Ilsenburg, während sein Vorgänger Dr. Hackemesser nach Magdeburg wechselte.

"Arzt und Politiker lassen sich zeitlich kaum miteinander vereinbaren"

Zusammen mit Dr. Schlegel führen die Mediziner seit 1991 und bis heute als niedergelassene Ärzte eine Gemeinschaftspraxis in Ilsenburgs Faktoreistraße. In den frühen 90er Jahren ist der Jubilar auch Mitglied des ersten frei gewählten Stadtrates. Allerdings sollte sich recht schnell herausstellen, dass der zeitliche Aufwand als Kommunalpolitiker mit seinem eigentlichen Job schwer oder gar nicht vereinbar sein würde. 12 - Stunden - Schichten, Wochenend- und Nachtdienste würden ihren Tribut fordern: "Da muss man sich schon entscheiden". Insofern widmete er sich recht bald wieder ausschließlich seinem eigentlichen "Traumberuf", wie er ihn gestern selbst bezeichnete.

Am späten Vormittag gratuliert Ilsenburgs Bürgermeister Denis Loeffke mit einem Blumenstrauß. Sein vermeintlich riesiges Geschenk entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als das Goldene Buch der Stadt. Der Bitte, sich darin einzutragen, kommt der 65-Jährige nur zu gern nach. Noch ist die Liste der darin vermerkten Prominenten recht überschaubar (Loeffke: "Ich werde dafür sorgen, dass sich das künftig ändert"). Allerdings finden sich darin auch jetzt schon bemerkenswerte Eintragungen von Personen der Zeitgeschichte. Ab sofort steht also Sonnenburgs Name zusammen in einem Buch mit Ex-Außenminister Hans Dietrich Genscher, Lionel Jospin (Premierminister unter Chirac), Ungarns Außenminister Gyula Horn, Heimatforscher Hans Riefenstahl und auch dem neuen SPD-Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel. Bei dieser Gelegenheit bezeichnet Loeffke den Mediziner als "Hausarzt im besten Sinne, der sich in vielfacher Hinsicht in der Stadt besondere Verdienste erwarb".

Befragt danach, wie er sich denn seine sprichwörtliche Beliebtheit über Ilsenburg hinaus erklären könne, meint Dr. Sonnenburg: "Keine Ahnung. Ich bin naturverbunden, ausgeglichen und höre gern zu. Mich bringt eigentlich nichts so wirklich aus der Fassung. Vielleicht ja deswegen?"

Ende März 2011 hängt er seinen Arztkittel endgültig an den Nagel und will von da an nur noch vertretungsweise für die Patienten (von Dr. Schlegel) da sein.