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SPD-Kandidatenkür im Wahlkreis 16: Siegel setzt sich gegen Hennig und Kolle durch Nach heftiger Kritik knapper Wahlsieg

Von Tom Koch 23.06.2010, 05:19

Drübeck. Mahnend, beinahe beschwörend werden die Genossen von SPD-Kreischef Michael Schubert zur Geschlossenheit aufgerufen. 29 De- legierte haben über ihren gemeinsamen Kandidaten für die Landtagswahl im kommenden März zu befinden – und das bei drei Bewerbern. Pikant auch, gleich zwei sind Mitglied im selben SPD-Ortsverein.

Kloster Drübeck war am Montagabend Versammlungsort für diese Kür der Sozialdemokraten. SPD-Mitglieder von Günthersberge über Harzgerode, Stiege und weiteren Orten der neuen Oberharzstadt sowie aus Wernigerode haben Delegierte entsandt. Sie sollen ihren Herausforderer von Angela Gorr bestimmen, die Wernigeröder CDU-Landtagsabgeordnete ist bekanntlich von ihrer Partei bereits einmütig für den Landtagswahlkreis 16 nominiert worden.

Mit Mario Hennig (Harzgerode) sowie Avery Kolle und Siegfried Siegel (beide Wernigerode) bewirbt sich ein Trio um die Delegiertenstimmen. Wobei Siegel den klaren Vorteil auf seiner Seite weiß, dass der mitgliederstarke Wernigeröder Verband knapp mehr als die Hälfte der "Drübecker" Stimmen auf sich vereinen kann.

Der Schubertsche Geschlossenheits-Appell kommt nicht von ungefähr: Es ist keine acht Wochen her, da lieferten sich der Kreischef aus Halberstadt und Avery Kolle via Volksstimme einen Schlagabtausch. Grund dafür war, dass Kolle im Zorn über die eigenen Spitzengenossen sein Amt als Vize-Kreischef aufgegeben hatte.

Einigkeit angemahnt

Kolle war es auch, der Siegel zwar "für einen geeigneten Kandidaten" hält, ihm jedoch abspricht, "über eine breite Zustimmung an der Basis zu verfügen". Seine Argumentation: Nur 23 der 75 Wernigeröder Genossen hätten sich an der Abstimmung beteiligt.

Mario Hennig legt in seiner Vorstellung den Schwerpunkt auf eine Bildungslandschaft, die Schulen in den Dörfern erhält, auf eine Politik der sozialen Gerechtigkeit und verweist auf einen großen politischen Erfolg in seinem Heimatort Harzgerode: "Wir haben gegen den Trend unseren SPD-Bürgermeister-Kandidaten durchgebracht. Mein zweitschönster Tag nach dem Mauerfall."

Avery Kolle kritisiert zunächst, dass die ältesten Genossen aus dem Oberharz die weiteste Anreise hätten, zumal in einen Ort außerhalb des Wahlkreises, das sei auch zutiefst unökologisch. Dann folgt eine Generalabrechnung mit seiner SPD wegen "der dilletantischen Gebietsreform". Niemand habe "das Raubrittertum von Thomas B. gestoppt" – gemeint ist Thales CDU-Bürgermeister Balcerowski – und alle Zusagen von Innenminister Holger Hövelmann und Staatssekretär Rüdiger Erben (beide SPD) zum starken Oberharz würden sich jetzt als falsch erweisen.

Siegfried Siegel versucht mit seinem kommunalpolitischen Engagement seit 1990, dem Dienst in den Gremien der evangelischen Kirche und seinem Einsatz in der DRK-Bergwacht zu punkten. Als Stadtrat sei er keinesfalls nur Abnicker, stets ein kritischer Geist. Dies und seine soziale Herkunft als (derzeit beschäftigungsloser) Arbeiter stünden der SPD und dem Landtag gut zu Gesicht. Siegel: "Meine Maxime lautet: Für eine Politik, die dem Gemeinwohl verpflichtet ist."

Für den SPD-Landtagskandidaten Siegfried Siegel stimmten 16 der 29 Delegierten, für Mario Hennig sieben und für Avery Kolle sechs Sozialdemokraten. Beifall und Glückwünsche für den Wernigeröder Stadtrat gab es auch von den unterlegenen Konkurrenten.