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Nachhaltigkeitspreis Wernigerode will in Solarstrom investieren

Wernigerode und Hoi An haben den Deutschen Nachhaltigkeitspreis gewonnen. Doch was anfangen mit der Siegprämie von 60.000 Euro?

Von Regina Urbat 21.12.2018, 00:01

Wernigerode l Das Ereignis ist noch gut in Erinnerung. Die Stadt Wernigerode wurde am 7. Dezember 2018 mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2019 ausgezeichnet. Als Grund nannte die gleichnamige Stiftung die erfolgreich gelebte Partnerschaft der Harzstadt mit der Kommune Hoi An in Vietnam.

2013 besiegelt, ist sie die erste deutsch-vietnamesische Städtpartnerschaft. Die Jury beeindruckten die gemeinsamen Projekte – vor allem in der globalen Klimapartnerschaft. So wurde über ein Förderprojekt eine Photovoltaikanlage in Wernigerode konzipiert und im Februar 2018 auf dem Dach der Tourismusorganisation in Hoi An in Betrieb genommen.

„Wir haben gehofft, gebangt und uns am Ende riesig über den Gewinn des Preises gefreut, den für uns Oberbürgermeister Peter Gaffert in Empfang genommen hat“, sagt Katrin Anders. Die Rathausmitarbeiterin leitet und koordiniert das Projekt „Kommunale Klimapatenschenschaft“ in Wernigerode und war bei der Preisverleihung in Düsseldorf live dabei. Ebenso Huong Trute, die die Städtepartnerschaft ins Leben gerufen hat und sie mit Vereinsmitgliedern des Wernigeröder Interkulturellen Netzwerks mit Leben erfüllt.

Beide Frauen zeigten sich im Volksstimme-Gespräch von der Resonanz auf die Ehrung beeindruckt. Das habe sie motiviert, diese Partnerschaft weiter so konstruktiv auszubauen, zumal es im Vorfeld kritische Stimmen gegeben hatte.

Die Nachhaltigkeit in Bezug auf den CO2-Ausstoß bei Flugreisen zwischen Deutschland und Vietnam wurde in Frage gestellt. „Es ist schade, wenn man sich nicht freuen kann“, sagt Huong Trute. Die Gastronomin wisse sehr gut, dass die persönliche Zusammenarbeit mit Menschen aus Wernigerode in ihrem Heimatland „viel mehr geschätzt“ werde. In Hoi An konkret seien Achtung und Vertrauen enorm gewachsen. „Deshalb müssen wir für unser nächstes gemeinsames Klimaprojekt nicht unbedingt nach Vietnam fliegen“, fügt Katrin Anders schmunzelnd hinzu.

Es geht nämlich darum, wie beide Städte das Preisgeld von jeweils 30.000 Euro in ein Klimaprojekt investieren. Neben der Zweckbindung gebe es noch die Auflagen, dass die Investition sichtbar seien muss, viele Menschen etwas davon haben sowie von Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit begleitet wird. Somit fiel die ursprüngliche Idee, das Geld für die gemeinsame Ausbildung von Fachkräften in der Gastronomie zu verwenden, aus, sagt Katrin Anders. Noch in Düsseldorf haben sich die Wernigeröder und der Vertreter aus Hoi An entschieden, das Preisgeld im kommenden Jahr in erneuerbare Energien zu investieren.

Die Vietnamesen wollen die Bewässerung ihrer touristischen Gemüsedörfer auf Naturstrom umrüsten und dafür nun selbst Photovoltaikanlagen bauen. Die Wasserpumpen werden durch Dieselgeneratoren und Kohlestrom angestrieben. Gelingt die Umstellung, werden die Öko-Gärten, wo Besucher mithelfen können und wo Kochkurse stattfinden, „mit Sicherheit Schule machen“, sagt Huong Trute. Die Zuversicht nimmt sie aus ihren Erfahrungen.

Das Umweltbewusstsein in Vietnam sei im Wandel. Beispielsweise werden in Hoi An auf Anraten der Wernigeröder längt keine schwimmenden Glückslichter mehr aus Styropor verkauft, sondern aus Pappe. „Die verrottet im Meer.“

In eine Photovoltaikanlage zu investieren, „passt genau in unser Klimaschutzkonzept“, sagt Ulrich Eichler. Als Umweltbeauftragter der Stadt Wernigerode erinnert er an das erklärte Ziel, 20 Prozent CO2 bis 2030 zu minimieren. Das bedeute, 16 Prozent der Stromerzeugung müsse die Stadt auf die Produktion durch erneuerbare Ernergien umstellen.

„Windräder fallen aus, Biogasanlegen sind für uns nicht effizient genug. So bleibt Sonnenstrom“, sagt Eichler. Eine Photovoltaikanlage könnte aufs Dach des Schafstalls im Bürgerpark oder der Turnhalle im Harzblick. Beide Varianten werden nun geprüft, entscheiden muss dann der Stadtrat.