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Raumfahrt Erinnerungen an Sigmund Jähn

Kosmonaut Sigmund Jähn ist mit 82 Jahren gestorben. Vor 41 Jahren war er in Wernigerode zu Gast.

24.09.2019, 00:28

Wernigerode l In der DDR war Sigmund Jähn ein Held. Auch jetzt, nach seinem Ableben, wird der gebürtige Vogtländer als erster Deutscher im All im Gedächtnis bleiben. In Erinnerung geblieben ist vielen älteren Wernigerödern auch seine Stippvisite in der bunten Stadt. Am 30. November 1978 - gut ein Vierteljahr nach seiner Weltraummission – stattete er der Stadt, zusammen mit seinem „Double“ Eberhard Köllner, einen Besuch ab.

„Winterwetter herrscht am Donnerstag in Wernigerode“, heißt es dazu in der Volksstimme vom 1. Dezember 1978. „Eine dünne Schneedecke und Fichtengrün auf dem Markt zaubern einen Hauch von Weihnachtsstimmung in diesen trüben Novembertag.“ Die Wernigeröder, die per Mundpropaganda von dem Ereignis erfahren hatten, begrüßten die beiden Gäste auf dem Markt mit Applaus, ist in der Volksstimme von damals zu lesen.

„Im Rathaus haben sich Angehörige des Klubs der Neuerer und Staatstitelträger versammelt. Sofort beginnt der bunte Frage-Antwort-Reigen.“ Dabei hätten sich Jähn und Köllner sehr bescheiden gegeben. Sie würden sich nicht von hunderttausenden anderen Menschen in der DDR unterscheiden. Jähn habe den Anwesenden „Proben von Kosmonautennahrung aus Sublimat“ gezeigt, heißt es in der Volksstimme von vor 41 Jahren weiter. „Er zeigt Fotos, die er mit der Kamera aus Dresden im Kosmos aufgenommen hat und stellt fest, wie schön die Erde bei einem Sonnenaufgang im Kosmos aussieht, wenn sie eine Aureole aus allen Farben des Regenbogens trägt.“

Jähn habe weiter aus dem Nähkästchen geplaudert. So berichtete er von der Keimfreiheit, die an Bord sehr wichtig war, um zu verhindern, dass eine Infektionskrankheit ausbricht. „Einmal in der Woche werde im Kosmos die Wäsche gewechselt. Die benutzte Unterwäsche kommt dann in entladene Progress-Transportraumschiffe und verbrennt mit ihnen in den dichten Schichten der Atmosphäre wie auch der übrige Müll, der in der Station anfällt.“ Weiter heißt es: „Die Raumflüge werden immer länger, immer produktiver und die Raumstationen immer größer. Salut-Stationen werden in nicht ferner Zeit zu großen Einheiten zusammengekoppelt, in denen in Serienproduktionen für irdische Verhältnisse ungewöhnliche Verbindungen erschmolzen werden. Mit diesem optimistischen Ausblick auf die Raumfahrt der Zukunft klingt dieses bewegende Forum aus.“

Wernigerode war 1978 nicht die einzige Station von Sigmund Jähn und Eberhard Köllner. Die beiden tourten durchs Land, besuchten Städte und Betriebe, beispielsweise auch in Deersheim, wurden als Helden der DDR herumgereicht. Die Presse von damals berichtete ausführlich von jedem dieser Besuche.

Auch der eigentliche Ausflug ins Weltall, oder in den Kosmos - wie es im DDR-Jargon hieß, fand in der DDR-Presse riesige Beachtung. Die Volksstimme berichtete tagaktuell mit Sonderausgaben beziehungsweise Sonderseiten von der achttägigen Reise. In wieweit die Berichterstattung damals von oben gesteuert war, sei dahin gestellt.

„Ein historisches Ereignis: Der erste Deutsche im Weltraum ist ein Sohn unserer Republik“, titelte die Volksstimme am Sonntag, 27. August 1978. Am Tag davor war der Jagdflieger Sigmund Jähn zusammen mit dem Russen Waleri Bykowski ins All gestartet. Zwei Jahre lang hatte sich der Vogtländer auf die Mission vorbereitet. Mit dem Raumschiff Sojus 31 flogen die beiden zur Raumstation Salut 6, mit der sie 125 Mal die Erde umkreisten. Während seines Aufenthalts im All führte Jähn zahlreiche wissenschaftlich-technische Experimente durch Unter anderem untersuchte er die Bildung von Kristallen und die Auswirkungen der Schwerelosigkeit. Kommentar

Welche Erinnerungen haben Sie noch an Sigmund Jähn? Können Sie, liebe Leser, sich noch an seinen Besuch in Wernigerode erinnern? Wenn ja, schreiben Sie uns: Volksstimme-Redaktion, Breite Straße 48, 38855 Wernigerode oder per E-Mail redaktion.wernigerode@volksstimme.de, Stichwort „Jähn“.