1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Nachtschicht auf Abfallbergen in Blankenburg

Recyclinghof-Brand Nachtschicht auf Abfallbergen in Blankenburg

Die Löscharbeiten auf einem Recyclinghof in Blankenburg sind beendet. Der Brand hielt die Feuerwehr mehr als eine Woche in Atem.

Von Jens Müller 04.09.2020, 01:01

Blankenburg l Seit mehr als einer Woche brennen auf dem Recyclinghof am Platenberg in Blankenburg riesige Mengen Holzabfälle. Der Rauch, verbunden mit einem beißenden Gestank nach Müll, zieht seither in die Stadt. Vor allem die Bewohner im Regenstein und im Gehren bekommen die Auswirkungen zu spüren. Dort heißt es: Fenster lieber geschlossen halten. Auch die Wasserentnahme aus dem Stollengraben und dem Zapfenbach wird aktuell nicht empfohlen, da das dort hineinfließende Löschwasser kontaminiert sein könnte. Mit Ergebnissen der zu Wochenbeginn genommenen Proben rechnet das Umweltamt des Landkreises Harz am Freitag, 4. September.

Währenddessen laufen die Löscharbeiten auf dem Betriebsgelände weiter: Das Prozedere ist seit Tagen dasselbe: Die Mitarbeiter der Recyclingfirma tragen das organische Material mit schwerer Technik ab und breiten es auf dem inzwischen von weiteren Abfällen beräumten Areal aus. Am späten Nachmittag rücken dann die Kameraden der Blankenburger Feuerwehren an, die sich tagweise abwechseln und dann jeweils bis in die Nacht hinein die Holzabfälle ablöschen, wie Einsatzleiter Alexander Beck erläutert. „Zusätzlich kontrollieren wir dreimal täglich die Arbeiten. Wir stehen 24 Stunden lang mit dem Betreiber in Kontakt. Das Zusammenspiel mit den Mitarbeitern vor Ort hat dabei sehr gut geklappt“, so Blankenburgs Wehrleiter.

Aufgrund der Höhe der Abfallberge war diese Arbeitsweise die einzige Möglichkeit, das Feuer endgültig zu löschen. Deshalb hat er kein Verständnis für beleidigende und übertriebene Kritik an der Arbeit seiner Kameraden. „Wir tun alles für den Schutz der Bevölkerung“, betonen Bürgermeister und Wehrleiter unisono und bitten auch um ein Mindestmaß an Vertrauen: „Unsere Kameraden sind so gut ausgebildet, dass sie solche Lagen professionell abarbeiten können.“ Dass es bei dieser enormen Menge an Holz zu Rauchentwicklung kommt, sei leider nicht zu vermeiden. Alexander Beck: „Wir haben alles mögliche versucht, es so gut es geht einzudämmen.“ Mehr sei nicht leistbar gewesen. Zumal das organische Material auch die Gefahr der Selbstenzündung berge. „Wenn wir es anders gemacht hätten, wäre vermutlich der gesamte Betrieb in Flammen aufgegangen.“

Insgesamt, so der Wehrleiter, wurden innerhalb der vergangenen zehn Tage rund zehn Millionen Liter Löschwasser, 600 Liter Schaummittel und 120 Schläuche für die Brandbekämpfung auf der Anlage eingesetzt. Die Kosten trägt übrigens komplett der Steuerzahler.

Bleibt die Frage nach den Konsequenzen. Für Bürgermeister Heiko Breithaupt (CDU) steht eindeutig fest: So kann es nicht weitergehen. Augenscheinlich, so das Stadtoberhaupt, wurde auf der Anlage mehr Abfall als erlaubt gelagert. „Aus meiner Sicht ist es höchst zweifelhaft, dass die Anlage unter diesen Bedingungen weiter so betrieben werden kann“, sagte er. Auch Torsten Sinnecker, Leiter des Kreis-Umweltamtes, wolle die im wahrsten Sinn aufgeflammte Kritik nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Zwar sei die jüngste Kontrolle des Betriebes, die genau einen Tag vor dem ersten Brand vorgenommen wurde, noch nicht ausgewertet, doch werde ganz genau und kritisch hingeschaut, ob alle Vorgaben zu Lagermengen, Materialtrennung, Immissions- bis hin zu vorbeugendem Brandschutz eingehalten wurden. Er kündigte bereits weitere Gespräche mit dem Betreiber an, um vor allem die Lagerordnung effektiver zu lösen und wie es insgesamt mit dem Betrieb weitergeht. Sein Ziel sei dabei aber immer eine einvernehmliche Lösung.