1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Bei „Faust“ wird es romantisch

Schlossfestspiele Bei „Faust“ wird es romantisch

Die Vorbereitungen für die 22. Wernigeröder Schlossfestspiele laufen auf Hochtouren. Die Harzer Volksstimme stellt das Programm vor.

Von Ivonne Sielaff 22.06.2017, 01:01

Wernigerode l Ein rotes Paillettenkleid, darauf ein schwarzes Kreuz, das auf dem Kopf steht. Das Plakat für die Oper „Faust“ fällt auf und polarisiert. „Aber ein bisschen Provokation darf sein“, sagt Christian Juranek. Zusammen mit Christian Fitzner hat der Schlosschef das Programm für die Wernigeröder Schlossfestspiele vorgestellt.

„Alles wie gehabt“, fasst es Christian Fitzner kurz zusammen, um dann doch ein bisschen ausführlicher zu werden. First Night, Wandelkonzerte, Familienstück, Last Night – und im Mittelpunkt die Oper, so der Leiter des Philharmonischen Kammerorchesters. Beim traditionellen Eröffnungskonzert dürfen sich die Besucher auf Musik von Beethoven, Haydn und Luigi Cherubini sowie auf den Solisten Simon Höfele an der Trompete freuen.

Die beliebten Wandelkonzerte in den Räumen des Schlosses seien schon jetzt stark nachgefragt. Es gebe aber noch Tickets für die sechs Termine, versichert Fitzner. Mit Vorfreude blickt er dem Familienkonzert „Der hässliche Vogel“ entgegen. „Ich habe richtig Lust darauf. Wir gestalten das Konzert zusammen mit der Freien Grundschule.“ Das Stück sei „sehr bezaubernd, hat eine wunderbare Moral“. Er hoffe, dass es gut bei den Besuchern ankommt.

Auch auf die Last Night, das Abschlusskonzert der Schlossfestspiele, freut sich der Orchesterchef – wohl auch, weil er dabei auf einen alten Bekannten trifft. „Wir haben Mike Svoboda als Solo-Posaunist engagiert. Das ist ein Studienkollege von mir“, verrät er. Svoboda sei schon damals durch seine Originalität aufgefallen und habe in den vergangenen Jahren große Karriere gemacht. „Ich habe ihn im Radio gehört, wollte ihn schon vor zwei, drei Jahren engagieren.“ Damals sei der Musiker ausgebucht gewesen. Für 2017 hatte Fitzner Glück. „Ich hatte bisher keine Programmabsprache mit ihm. Aber ich bin sicher, es wird unkonventionell und originell.“

Was die Oper angeht, hängt Fitzner immer noch die umstrittene „Wildschütz“-Inszenierung von Maximilian Ponader von 2016 nach. „Ich verspreche, diesmal wird es keine Plastik-Perücken geben.“ „Faust“ von dem Franzosen Charles Gounod lasse sich eng verzahnen mit dem Brocken, dem Harz und Walpurgis – eine Oper wie geschrieben für das Wernigeröder Schloss. Gounod sei für den klassischen Zuhören ein „nicht überfordernder“ Komponist. Die Besucher erwarte französische Romantik. „Die Dialoge bringen wir auf Deutsch. Nur den einen oder anderen Titel lassen wir in Französisch, weil das einfach besser zur Musik passt.“

Zur Inszenierung von Regisseurin Birgit Kronshage will der Orchesterchef noch nichts verraten. Nur so viel: „Es könnte eine Oper der Herzen werden – wenn die Ästhetik stimmt.“ Zur Freude von Christian Juranek soll das Schloss in die Handlung einbezogen werden. „Das Schloss wird eine große Rolle spielen“, so Juranek. Das Solistenensemble wird in den Chorpassagen wieder durch die Wernigeröder Singakademie ergänzt. „Der Chor erhält in diesem Jahr aber massive Unterstützung durch semi-professionelle Sänger“, informiert Christian Fitzner.

Insgesamt sechs Opernvorstellungen stehen auf dem Programm. „Auf die Nachmittagsvorstellung im Marstall verzichten wir“, sagt Fitzner. Grund dafür sei die mangelnde Resonanz in den Vorjahren. Eine weitere Neuerung betrifft die Pausen innerhalb der Aufführungen. „Wir verlängern sie auf 40 Minuten.“ Das hätten sich viele Opern-Besucher gewünscht. Sie könnten während der Pause in aller Ruhe Getränke und Snacks im Schloss-Innenhof und auf den Schlossterrassen genießen. Dort sollen auch Toiletten zur Verfügung stehen. „Wir wollen den Andrang auf die Toiletten im Innenhof entschärfen.“ Vor der Vorstellung hätten Gäste Gelegenheit, im Restaurant „Schlossterrassen“ a-la-carte zu essen oder im Schloss-Café das Opernmenü zu sich nehmen.

Sollten Musiker und Besucher wegen schlechten Wetters in den Marstall umziehen müssen, werde es auch dort eine Bewirtung geben. „Das bleibt aber hoffentlich nur die Notlösung“, so Christian Fitzner.