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Stadtverwaltung Klares Nein zu Samstagsservice

Andere Städte öffnen Bürgerbüro oder Einwohnermeldeamt auch samstags. Nicht so in Wernigerode. Es gebe keinen Bedarf.

Von Ivonne Sielaff 10.11.2017, 00:01

Wernigerode l Ein Bürgerbüro, das auch sonnabends offen hat: Was in anderen Städten bestens funktioniert, soll in Wernigerode nicht möglich sein. Im Rathaus sträubt man sich regelrecht dagegen, die Öffnungszeiten der Bürgerinfo zu erweitern. „Es gibt keinen Grund dafür, sonnabends aufzumachen“, sagt Ordnungsdezernent Volker Friedrich gegenüber der Volksstimme.

Gründe sieht Matthias Winkelmann sehr wohl. „Viele Wernigeröder arbeiten in Schichten oder außerhalb“, argumentiert der CDU-Stadtrat. Sie sollten die Möglichkeit haben, bestimmte Anliegen auch am Sonnabend erledigen zu können – ob es die Beantragung eines Ausweises ist oder die Ummeldung des Wohnortes. „Das hat etwas mit Service zu tun.“

Bereits Anfang 2017 wurde die Idee im Ordnungsausschuss diskutiert. Winkelmann hatte damals eine einjährige Probephase angeregt. Die Verwaltung sagte zu, das Anliegen zu prüfen.

Dies sei inzwischen geschehen, informiert Dezernent Friedrich. „Wir haben uns darauf verständigt, dass alles bleibt, wie es ist.“ Vor vier Jahren waren die Öffnungszeiten zuletzt angepasst worden. Der Mittwoch fiel weg, mit Dienstag und Donnerstag wurden zwei lange Behördentage eingeführt. „Das wird gut angenommen“, sagt Friedrich. Für den Sonnabend sehe er dagegen „praktisch keinen Bedarf“. „Wir haben das beobachtet, das muss man uns auch mal glauben.“

Zumal der Probebetrieb laut Friedrich mit einem „Riesenaufwand“ verbunden wäre. „Wir müssten die Kasse besetzen, dazu zwei Sachbearbeiter in der Bürgerinfo.“ Das bedeute, drei Leute für mehrere Stunden aus dem Wochendienst abzuziehen. „Dafür würde wahrscheinlich der lange Dienstag wegfallen.“

Der Ordnungsdezernent sieht noch weitere Hindernisse. Die Heizung müsste bereits um vier Uhr morgens hochgefahren werden, um „ordentliche Temperaturen“ im Bürgerbüro am Nicolaiplatz zu haben. Zudem biete der Software-Anbieter sonnabends keinen technischen Support für die EDV-Anlage.

Für Matthias Winkelmann sind das Ausflüchte. „Nicht gewollt, nicht gekonnt. Ich finde, die Verwaltung macht es sich hier zu einfach.“ Andere Städte im Harzkreis würden es vormachen – wie Harzgerode zum Beispiel, so Winkelmann.

Die Mitarbeiter des Harzgeröder Einwohnermeldeamtes haben die Sonnabend-Öffnungszeiten selbst angeregt, informiert Cathleen Steimecke auf Volksstimme-Nachfrage. Die technische Umsetzung sei „nicht schwierig“ gewesen, so die Chefin der Hauptverwaltung in Harzgerode. „Es spielt keine Rolle, ob die Sprechzeiten unter der Woche oder am Wochenende abgewickelt werden“, so Steimecke weiter. „Die Technik ist ja vorhanden.“ Jeden Sonnabend werde ein Mitarbeiter für zwei Stunden eingesetzt. Die geleistete Arbeit werde „ganz unproblematisch“ über das Stundenkonto erfasst. „Unsere Erfahrungen sind ausnahmslos positiv“, so die Rathausmitarbeiterin.

In Wernigerodes Nachbarstädten Halberstadt und Blankenburg, in denen die Sonnabend-Öffnungszeiten seit Jahren praktiziert werden, sind die Erfahrungen ähnlich.„So schwer kann es also nicht sein“, sagt Matthias Winkelmann, der nach wie vor auf einen Probelauf dringt.

Die Verwaltung soll zu Papier bringen, „was uns das kostet“, so die Forderung von Winkelmanns Parteikollege Reinhard Wurzel im jüngsten Ordnungsausschuss. „Die EDV muss funktionieren, ein bis zwei Personen – das müsste dann in den Stellenplan und in den Haushaltsplan aufgenommen werden“, so Wurzel.

Ordnungsdezernent Friedrich steht der Idee weiter ablehnend gegenüber. „Das bringt nichts“, sagt er. Die „Kardinalfrage“ bei einem solchen Testbetrieb seien die Kriterien. Wie viele Besucher müssten das Bürgerbüro samstags aufsuchen, damit der Probelauf als gelungen oder gescheitert erklärt werden kann? „Wer soll das festlegen? Das wird schwierig. Deshalb versuchen wir es gar nicht erst.“

Stattdessen weisen Volker Friedrich und seine Ordnungsamtschefin Anja Münzberg auf die Flexibilität der Mitarbeiter im Bürgerbüro hin. „Bei Notfällen wird alles versucht, was möglich ist, um den Leuten zu helfen“, versichert der Ordnungsdezernent. „Da öffnen wir schon mal am Feiertag oder außerhalb der Sprechzeiten.“ Das würden die Sachbearbeiterinnen schon seit Jahrzehnten so handhaben, ergänzt Amtsleiterin Anja Münzberg. Betroffene könnten sich ganz unkompliziert unter der Telefonnummer (0 39 43) 65 43 30 melden und einen Termin vereinbaren.