Survival-Treffen Tagelang im nassen Wald

Freunde des Überlebens in freier Natur aus ganz Deutschland verbringen drei Tage im Wald bei Benneckenstein.

Von Burkhard Falkner 10.01.2018, 00:01

Benneckenstein l Das erste Bushcraft- und Survival-Neujahrstreffen der Stadt Oberharz in Benneckenstein beginnt in gemütlicher Runde und fast bei Frühlingswetter. Nach und nach trudeln die Teilnehmer aus allen Teilen Deutschlands ein. Paul aus Potsdam, Jens aus Goslar, Survival- oder Überlebens-Freunde aus dem Friesland, aus Bautzen und von anderswo.

Im normalen Berufsleben sind sie Manager, Schornsteinfeger, Firmeninhaber, Computerfachleute oder auch Kollegen von René Golz, der sich seit Jahren dem Überleben in freier Natur ohne große Hilfsmittel verschrieben hat und das erfolgreich als Tourismus-Angebot in Benneckenstein etabliert.

Um die 40 Frauen und Männer sind es schließlich, die René Golz zum Erstling seines Treffens begrüßt. Sie wissen nach der Begrüßung sofort, was zu tun ist - eine Schlafstätte herrichten. Der eine baut ein Zelt sogar mit Ofen auf. Dem anderen reicht ein sogenanntes Tarp, eine Plane, geschickt gefaltet, für die Übernachtung. Zu essen gibt es Frischfleisch für alle. Oberharzer Jäger waren erfolgreich und lieferten ein Reh - im Ganzen natürlich, wie es sich für echte Survival-Aktivisten gehört.

Das schöne Stück Wild wird unter Anleigung von Golz zerteilt. Alexandra Boschke, seine Lebens- und Geschäftspartnerin, besorgt einen sehr großen Topf. Die Suppe daraus schmeckt und wärmt. Dann kommt die Nacht und Schnee.

Mit dem haben einige der Überlebenskünstler dann doch nicht gerechnet und beginnen zu frieren. Wohl dem, der wie Jens einen Ofen dabei hat, und sein Zelt auf nahezu tropische 20 Grad heizt. Das ist überlebenstechnisch nicht ganz astrein, wie Puristen dieses Sport lächelnd meinen. Sie haben mit den bis zu minus vier Grad absinkenden Temperaturen aber auch ihr Tun. Niemand gibt auf. Auch nicht, als Wind den Schnee ins Zelt weht.

„Weil sie das Zelt statt mit der Öffnung nach Süden nach Norden aufgebaut haben“, benennt René Golz diese „Erfahrung“. Andere haben einfach zu wenig Socken gegen die kalte Nässe mit. „So sammelt man Erfahrungen“, heißt es später lapidar am Lagerfeuer beim gemeinsamen Auswerten. Spaß an dem Abenteuer hatten alle, und das nächste mal wiederkommen wollen sie auch.

„Es war ein Probelauf, um erst einmal zu sehen, wie sowas ankommt“, resümiert René Golz das Treffen. Es sei „cool“, gewesen, gilt also als gelungen. Für das nächste Mal werde er Vorträge, Workshops und ähnliches vorbereiten.

Ob der größte Wunsch der meisten Teilnehmer für das Neujahrstreffen 2019 aufgeht, ist allerdings offen. Sie wünschen sich nämlich viel Schnee, dann seien Socken und Zelte trockener zu halten, könne die Kälte nicht so an den Körper, heißt es allenthalben.

Für René Golz ist das dreitägige Treffen der denkbar beste Start ins neue Jahr, wie er erfreut berichtet. Der inzwischen als Waldmensch bekannte Survival-Führer hat diese Woche in Zusammenarbeit mit dem Ostharzer Fahrzeugmuseum Benneckenstein und Quadfahrern bereits eine Tagestour mit Gruppen absolviert. Und Ende des Monats führt er Gäste zu einer fünftägigen Tour in den Wald. Sie ist ausgebucht.