1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Wernigeröderin mit Herz für Hasen

Tierzucht Wernigeröderin mit Herz für Hasen

Susanne Friedrich aus Wernigerode züchtet Sieger. Die 30-Jährige ist mit ihren Hasen vor Kurzem Deutsche Meisterin geworden.

Von Julia Bruns 11.02.2018, 07:12

Wernigerode l Es ist das Jahr 1996. Neun Jahre ist sie alt, als Susanne Friedrich mit ihren Eltern und dem kleinen Bruder durch die Hallen einer Landwirtschaftsausstellung in Magdeburg schlendert. „Dort wurden auch Kaninchen präsentiert“, erinnert sich die heute 30-Jährige. „Ich sah eine Russenhäsin und wollte sie unbedingt haben. Noch auf der Ausstellung haben wir sie gekauft.“ Rote Augen, schwarze Ohren und Nase, alle vier Läufe schwarz – so sehen „Russen“ idealerweise aus. Für Susanne Friedrich noch immer eine der schönsten Rassen. „Was ich nicht wusste: Die Häsin war tragend“, sagt sie. Mit dem Wurf trat sie in den Verein G 571 Ilsenburg ein, in dem sie heute noch Mitglied ist. Ehrenamtlich engagiert sie sich im Kreisverband als zweite Vorsitzende und im Landesverband als Pressesprecherin.

„Zum Geburtstag habe ich dann ein Buch bekommen: den Kaninchenkompass, eine Zusammenstellung von allen anerkannten Kaninchenrassen“, erzählt sie. „Mein Favorit war die Rasse Separator. Diese war jedoch sehr selten, es war sehr schwierig Zuchttiere zu bekommen und auch der Zuchtstand ließ zu wünschen übrig.“ Diese nicht sehr weit verbreitete Rasse züchtet sie bis heute, und das mit großem Erfolg. Mit einem Wurf ist sie zuletzt Deutsche Meisterin bei der 33. Bundeskaninchenschau in Leipzig Mitte Dezember 2017 geworden.

Was macht sie besser als andere Züchter? „Ich habe ein gutes Händchen bei der Suche nach dem richtigen Gegenpart“, verrät sie. So gebe es Tiere mit gewissen Stärken und Schwächen. „Es gehört Glück dazu, zwei Kaninchen zueinander zu führen, die sich ausgleichen. Das perfekte Tier gibt es nicht.“ Ein bisschen sei es, wie Lotterie spielen. 26.000 Kaninchen waren bei der Bundeskaninchenschau in Leipzig dabei. In ihrer Kategorie waren 136 Konkurrenztiere vertreten. Zwei der vier Tiere, mit denen sie gewann, sind verkauft. „Zwei habe ich zur Zucht behalten“, sagt die junge Mutter.

Die Kaninchen gibt die Familie meist an Halter ab, einige auch zum Schlachten. „Gesünderes Fleisch gibt es nicht“, ist ihr Vater Hans-Georg Friedrich überzeugt. „Ich kann sie nicht selbst schlachten, aber ich esse sie auch selbst“, sagt Susanne Friedrich. Mittlerweile ist die ganze Familie im Langohr-Fieber. Ihren Bruder steckte sie mit ihrer Begeisterung für die Kaninchenzucht direkt 1996 an. Er spezialisierte sich auf Farbzwerge. Vater Hans-Georg Friedrich unterstützt seine Kinder seit 2004, als er die Zucht der Russenkaninchen übernahm, um ihnen den Rücken für andere Rassen freizuhalten. Und auch die Mutter hilft bei der Versorgung der putzigen Haustiere.

Etwa 200 Kaninchen halten die Friedrichs auf ihrem Grundstück am Ortsausgang von Wernigerode Richtung Ilsenburg. Farbenzwerge sind darunter, Russen, Separatoren, Russenzwerge – und eines, das so gar nicht ins Schema passt. Ein sechs Jahre alter Langhaar-Widder. „Ja, diese wilde Mischung ist mein Liebling“, sagt sie. „Ich habe sie in der Zoohandlung entdeckt und musste sie mit nach Hause nehmen.“ Einen Namen hat die Kaninchendame zwar nicht – allerdings strotzt sie dennoch vor Selbstbewusstsein, hoppelt frech über den Hof, fangen lässt sie sich nur mit viel Kreativität und Ausdauer.

Bald geht bei den Friedrichs die anstrengende, aber auch schöne Zeit wieder los. „Wenn im Frühjahr die Jungen geboren werden, muss ich regelmäßig schauen, dass sie nicht aus dem schützenden Nest gezogen werden“, erklärt sie. Für sie sei es Routine, die 200 Tiere täglich mit frischem Heu, Wasser und Grundnahrungsmitteln zu versorgen. Wenn die Jungtiere geboren wurden, erhalten die Häsinnen zwei Rationen für die Milchproduktion. „Die Ausstellungszeit geht im September/Oktober los“, sagt sie. Für die Bewertung müssen die Tiere ein bestimmtes Gewicht erreicht haben, bei Separatoren sind es mindestens drei Kilogramm. „Bei der Bewertung kommt es auf die Fellqualität, die Körperform, die Deckfarbe, den Pflegezustand, das Gewicht, Kopfform und darauf an, wie sie sich präsentieren“, berichtet sie.

Schon früh kam Susanne Friedrich mit Tieren in Kontakt. „Meine Eltern hatten einen Landwirtschaftsbetrieb, und ich wuchs gemeinsam mit meinen Geschwistern auf einem Bauernhof auf. Neben Rindern, Schweinen, Hühnern und Enten hatten wir auch Kaninchen“, berichtet sie.

Auch beruflich schlägt sich die Tierliebe nieder: So studiert sie Tiermedizin in Leipzig, derzeit ist sie noch in Elternzeit. „Mir macht es Spaß, mich mit Tieren zu beschäftigen“, sagt sie und streichelt ein Kaninchen. „Ich interessiere mich natürlich am meisten im Studium für Kleintiere.“ Zweite große Leidenschaft sind ihre drei altdeutschen Hütehunde Dolly, Ebby und Kaya, und der Border Collie Rocco. „Alle vier sind absolute Arbeitshunde, die aktiv im Hundesport geführt werden“, berichtet sie.