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Krieg im Gaza-Streifen Um Leben und Tod: Frau aus Wernigerode sammelt Geld für Flucht ihres Freundes aus Rafah

Die Wernigeröderin Regina Bernhardt sammelt Geld, um die Flucht ihres palästinensischen Freundes Mahmoud aus Rafah zu ermöglichen. 5.000 Euro sind nötig.

Von Ingo Kugenbuch Aktualisiert: 29.02.2024, 13:33
Auf der Flucht: Dieses Foto zeigt Mahmoud mit seinem Sohn Muhamad  nach der Evakuierung des Flüchtlingslagers Nuseirat auf dem Weg nach Rafah.
Auf der Flucht: Dieses Foto zeigt Mahmoud mit seinem Sohn Muhamad nach der Evakuierung des Flüchtlingslagers Nuseirat auf dem Weg nach Rafah. Foto: Mahmoud

Rafah/Wernigerode. - Der Krieg im Gaza-Streifen hat mit Wernigerode eigentlich nichts zu tun. Könnte man denken, schließlich liegt die Konfliktregion tausende Kilometer vom Harz entfernt − auf der anderen Seite des Mittelmeers. Und doch gibt es eine ganz starke Verbindung von Wernigerode in den Gaza-Streifen. Deren Geschichte erzählt dieser Artikel. Es geht dabei um Leben und Tod.

„Ich habe Gastfreundschaft, Wärme und Herzlichkeit erlebt“

Regina Bernhardt kennt Mahmoud − wir lassen seinen Nachnamen zu seinem Schutz weg − seit zehn Jahren. Sie haben damals gemeinsam an einem Training für Gewaltfreie Kommunikation im Westjordanland teilgenommen. 2015 besuchte die 60-Jährige, die als Deutschlehrerin an der Hochschule Harz arbeitet, Mahmoud und seine Familie im Gaza-Streifen. „Ich habe Gastfreundschaft, Wärme und Herzlichkeit erlebt“, sagt sie, „habe die ganze Familie kennengelernt, in ihrem schönen Haus übernachtet.“ Das Haus, in dem auch Mahmouds Brüder mit deren Familien sowie die Eltern wohnten, ist nun zerbombt, die Familie auf der Flucht und auseinandergerissen.

Nach dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober und dem Gegenangriff der israelischen Armee konnten der 38-jährige Pharma-Vertreter Mahmoud, seine Frau Arwa, 35, die Geografie studiert hat, sowie ihre drei Söhne Zain, 2, Ward, 11 und Muhammad, 12, zunächst noch in ihrem Haus bleiben, berichtet Regina Bernhardt. Doch nach zwei Wochen mussten sie ihre Heimat Gaza-Stadt verlassen. Zunächst kam die Familie zusammen mit Mahmouds Eltern und den Familien der Brüder, Schwester und Onkel im Flüchtlingslager Nuseirat unter. „Sie lebten mit 30 Personen in zwei Zimmern“, sagt Regina Bernhardt.

Regina Bernhardt hat Mahmoud und seine Familie 2015 in Gaza besucht.
Regina Bernhardt hat Mahmoud und seine Familie 2015 in Gaza besucht.
Foto: Bernhardt

Doch immerhin: Mahmoud konnte sein Handy jeden Tag mit Solarstrom aufladen und damit ins Internet gehen. „Wir hatten fast jede Nacht Kontakt“, erinnert sich Regina Bernhardt, „und konnten stundenlang schreiben.“ Als sie ihm sagte „Mahmoud, du musst schlafen“, weigerte er sich, wollte weiter mit der Welt in Verbindung bleiben. Auch mit Manja in Tel Aviv und John Shalom in Jerusalem − nicht direkt, aber über die Wernigeröderin. „Sie alle haben sich bei mir regelmäßig nach einander erkundigt und sich Gebete geschickt“, sagt Regina Bernhardt.

„Kein Klo, kein Wasser, kein Internet“

Doch dann brach der Kontakt zu der palästinensischen Familie ab, weil das Lager in Nuseirat im Dezember geräumt wurde und Mahmoud mit seiner Familie weiter gen Süden nach Rafah fliehen musste. „Dort gab es keinen freien Quadratmeter Platz, kein Klo, kein Wasser, kein Internet“, erfuhr Regina Bernhardt später. Die zuvor gut situierten Palästinenser lebten nun in „einem Kabuff, in dem eigentlich Tierfutter gelagert wird“.

Die gute Nachricht: Arwa und die Kinder konnten sich nun über die Grenze zu Verwandten in Ägypten retten. Das allerdings nur, weil ihre Familie im Westjordanland viele Tausend Dollar zusammengepumpt hat. Nun harrt dort nur noch Mahmoud aus − jeden Tag könnte der Bodenangriff der israelischen Armee auf die an Ägypten grenzende Stadt beginnen. 5.000 Euro − so viel soll seine Rettung kosten. Regina Bernhardt sammelt jetzt Geld für ihn. Sie habe, sagt sie, einen Weg gefunden, es ihm gefahrlos schicken zu können. „Es sind friedliebende Menschen, die alles verloren haben“, sagt Regina Bernhardt. „Sie haben es verdient, wieder als Familie vereint zu sein.“

Regina Bernhardt hat ein Konto bei der Harzsparkasse eingerichtet, auf das Geld für die Finanzierung der Flucht ihres Freundes Mahmoud gespendet werden kann. Sie schickt es dann in den Gaza-Streifen. Etwa 5.000 Euro werden benötigt. Regina Bernhardt, Iban: DE51 8105 2000 0400 2796 57, Stichwort: Mahmoud.