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Umweltverschmutzung Styropor in der Holtemme sorgt für Empörung

Der Volksstimme-Bericht über das Styropor am Rande der Holtemme hat unter den Lesern große Resonanz gefunden.

17.04.2020, 09:21

Wernigerode (kr) l Dass an der Holtemme vielerorts Styropor liegt, löst bei zahlreichen Wernigerödern großen Ärger aus. Vom Gelände der Firma E.T.M. sind Ende Februar Kunststoffplatten in den Fluss geweht worden und haben sich im Uferbereich verteilt (die Volksstimme berichtete). „Ich bin empört, verärgert, wütend, traurig“, schreibt etwa Jörg Berthold an die Redaktion.

Er sieht ein „Hin- und Hergeschiebe von Verantwortung“, das zu ökologischem Schaden geführt habe. „Natürlich mag Styropor nicht wasserschädlich sein. Aber was ist mit den Fischen und Vögeln, die es über die Nahrungskette aufnehmen?“ Dass E.T.M. immer noch untätig sei, sei nicht mehr als „Fahrlässigkeit“ zu bezeichnen. „Die Spur der Vermüllung ist überall sichtbar“, so Berthold. Er fragt: „Warum unternimmt die zuständige Behörde nichts gegen den Verursacher, damit endlich die Styroporabfälle aus der Holtemmenaue verschwinden?“ Im Umweltschadensgesetz sei eine Sanierungspflicht festgeelgt. „Auch der moralische Schaden gegenüber uns Verbrauchern ist groß, versuchen wir doch Plastikmüll weitestgehend zu vermeiden. Hier wird dieses Bestreben mit Füßen getreten“, so der Wernigeröder, der Mitglied der Inittiative „Parents for Future“ ist. Der Firma solle man „in dieser ökologisch sensiblen Landschaft“ die Betriebserlaubnis entziehen. „Man darf keinen dritten Unfall zulassen und riskieren!“ Es sei fraglich, ob E.T.M. dies „gewährleisten und glaubhaft zusichern“ könne.

Über die Verschmutzung der Holtemme ärgert sich auch Klaus Hartmann. Der Wernigeröder wohnt nahe des Flusses und geht häufig am Ufer spazieren. Daher weiß er: „Bis ,Abels Mühle‘ liegt noch richtig viel Styropor herum.“ Das ziehe sich weiter bis Minsleben und wahrscheinlich in Richtung Halberstadt noch weiter.

Es sei sehr löblich, dass einzelne Anwohner wie Manfred Niedung in Eigeninitiative an der Furt und dem Wehr am Kupferhammer säckeweise Styropor eingesammelt haben. Doch das sei an sich keine Lösung. „Ich kann nicht nachvollziehen, dass man die Verschmutzung nicht beseitigen kann und es der betreffenden Firma in Rechnung stellt, wenn diese nicht reagiert“, so Hartmann. Er verstehe nicht, wie es sein könne, dass Styropor als gewässerunschädlich gelte, ohne zu berücksichtigen, dass es dennoch eine Gefahr für die Umwelt sei. „Jeder sieht nur seinen kleinen Bereich.“ Fatal sei dies, wenn es zur Untätigkeit von Behörden führe. „Überall gibt es immer ein Kompetenzgerangel, bis der Schaden richtig groß ist“, so der Volksstimme-Leser.

Dass E.T.M. den Schaden beseitigen muss, davon ist Bärbel Heyder überzeugt. Die Werniegröderin habe bei einer Radtour von der Steinernen Renne in Richtung Stadt festgestellt, dass noch viel Styropor herumliegt. „Es ist uns richtig aufgefallen.“ Es könne doch nicht sein, dass eine solche Verschmutzung zugelassen werde. „Der Betrieb muss unbedingt aufgefordert werden, das zu entsorgen“, so Bärbel Heyder.

Das sieht Peter Osten genauso. Er bezweifelt, dass die Stadtverwaltung nicht handeln und gegen den Verursacher nicht vorgehen dürfe, solange das Wasser in der Holtemme ungehindert fließe. „Wie ist es mit anderen Rechtsvorschriften, deren Verletzung nicht ganz fernliegt“, fragt der Wernigeröder in einem Brief an Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos), welcher der Redaktion vorliegt. Womöglich gebe es im städtischen Ordnungsamt „Fortbildungsbedarf“, so Osten. Dass Mikroplastik die Gewässer belaste, sei allgemein bekannt, etwa durch die Ausstellung „Plastic Ocean“ des Künstlers Guido Scharfenberg 2014 in der Hochschule Harz.

Dabei müsse man lokal denken, so Ulrich Eichler, der mit dem Wildfisch- und Gewässerschutzverein Anzeige erstattet hat (die Volksstimme berichtete). Man habe angesichts der „Vergiftung und Vermüllung unserer Flüsse und Ozeane“ oft ärmere Staaten in Asien und Afrika im Blick, so Eichler. Doch Umweltfrevel vor Ort dürften nicht bagatellisiert werden. Dies gelte umso mehr, als der Standort im Tal der Steinernen Renne „einer sehr verantwortungsvollen und umweltgerechten Betriebsführung“ bedürfe.