1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Bauprojekt im Harz: Wie ein berühmtes Fachwerkhaus in Wernigerode schön bleibt und sicher wird

Bauprojekt im Harz Wie ein berühmtes Fachwerkhaus in Wernigerode schön bleibt und sicher wird

Das Krummelsche Haus in der Altstadt Wernigerodes ist mit seiner außergewöhnlichen Fassade ein wahrer Hingucker. Jetzt rückten Bauarbeiter an. Warum?

22.07.2024, 07:30
Das Krummelsche Haus in Wernigerode ist ein besonderes Gebäude – Sanierungen und Umbauten sind daher eine Herausforderung.
Das Krummelsche Haus in Wernigerode ist ein besonderes Gebäude – Sanierungen und Umbauten sind daher eine Herausforderung. Foto: Sandra Reulecke

Wernigerode/vs. - Das Krummelsche Haus , Breite Straße 72, ist weltbekannt. Als dreigeschossiges barockes Fachwerkhaus von Kornhändler Henricus Krummel 1674 errichtet, gehört es mit seinen geschnitzten üppigen Holzfassaden zu den Touristenattraktionen der Stadt. Als Zeugnis vergangener Baukultur muss es trotzdem heutigen Sicherheitsnormen entsprechen. Vor allem die Dachfenster sind zu klein, um sich im Havariefall daraus zu retten oder der Feuerwehr den Zutritt zu ermöglichen – ebenso beim Nachbarhaus Breite Straße 70. Eine Herausforderung für den Hauseigentümer, die Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft Wernigerode (GWW) und die untere Denkmalschutzbehörde.

Eine Lösung fand das Architektenbüros Qbatur Planungsgenossenschaft eG aus Quedlinburg, heißt es in einer Mitteilung der GWW. Die Qbatur-Architekten sind spezialisiert auf Denkmalbauten und wie man ihnen eine zeitgemäße Zukunft bescheren kann. „Denkmäler, die nicht mehr den heutigen Sicherheits- und Brandschutzbestimmungen genügen, verlieren ihre Nutzungserlaubnis. Und ohne Nutzung sind sie letztlich dem Verfall preisgegeben. Deshalb ist es wichtig, Kompromisse mit den Denkmalschutzbehörden zu finden. Darin haben wir reichlich Erfahrung“, wird Architekt Rudolph Koehler von der Qbatur Planungsgenossenschaft in der Mitteilung zitiert.

Das entscheidende Fenster

Eigentlich ging es nur darum, in beiden Denkmal-Dachgeschossen ein breiteres Rettungsfenster einbauen zu können, so Rudolph Koehler weiter. Die Lösung der Quedlinburger lag dann im Detail. Die Holzständer des Fachwerks im Dachgeschoss beider Häuser wurden leicht versetzt, damit in der Breiten Straße 70 ein Rettungsfenster und im Krummelschen Haus zwei breitere rettungstaugliche Fenster im Dach eingebaut werden konnten. Alles so schonend wie möglich und für den Laien kaum erkennbar. Aber für den Fachmann kompromissfähig. „Baubeginn war im Sommer 2023. Jetzt ist das Projekt abgeschlossen, inklusive der Fassadensanierung des Hauses Nummer 70. Durch die Lage in der Fußgängerzone und deren speziellen Bedürfnissen mussten wir die Bauplanung etwas verlängern, aber alles hat nach Plan geklappt. Und alle Beteiligten seien sehr zufrieden mit der Lösung“, so Rudolph Koehler.

Auf die nötige Wirtschaftlichkeit der Baumaßnahmen unter Denkmalschutzaspekten verweist GWW-Vermietungsleiterin Kristin Grunewald. „Erst das wirtschaftliche Betreiben von Denkmal-Wohnbauten gibt ihnen eine gesicherte Zukunft und Werterhaltung“, hebt die GWW-Prokuristin hervor.

Weitere Pläne

„Dank der Renovierungsarbeiten und brandschutztechnischen Ertüchtigung können wir in der Breite Straße 70 bald auch zwei neue Wohnungen in unseren Bestand aufnehmen und zur Vermietung anbieten. Der Innenausbau erfolgt gegenwärtig. Es entstehen hier Zwei-Raum-Wohnungen in der vierten Etage“, freut sich Kristin Grunewald.

„Ein Viertel unserer 3.000 GWW-Wohnungen hat eine Geschichte, die vom Mittelalter bis in die 50er-Jahre des 19. Jahrhunderts zurückgeht. Neben unseren Plattenbauten haben wir auch diese historischen Bauten im Visier. Auch sie werden fit für die Zukunft gemacht“, sagt GWW-Geschäftsführer Christian Zeigermann.