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Gesundheit Wie sauber ist Barbys Brunnenwasser?

Die Arbeitsgruppe für Umwelttoxikologie bot in Barby die Möglichkeit, sich zu Fragen der Wasser- und Bodenqualität zu informieren. Wie lautet das Ergebnis?

Von Thomas Linßner 25.07.2023, 17:09
Rund ein Dutzend Personen nutzte gestern das Angbot des sächsischen AfU-Labors im städtischen Bauhof.
Rund ein Dutzend Personen nutzte gestern das Angbot des sächsischen AfU-Labors im städtischen Bauhof. Fotos: Thomas Linßner

Barby - Ein leiser Hauch von Laborklima herrschte gestern im Bauhof der Stadt Barby, als Lothar Ritzki sein Messgerät aufbaute. Damit konnte allerdings nur der pH-Wert des Wassers gemessen werden. Die wesentlich komplizierteren Apparaturen zur Bestimmung des Nitratgehaltes hat das sächsische Labor nicht mehr dabei. Temperaturschwankungen und Transport würden die Werte verfälschen.

Ritzki, der Maschinenbauingenieur im Ruhestand, sammelte also Wasserproben ein, die dann im Labor Mittweida genau untersucht werden. „Die Leute bekommen etwa nach zwei Wochen Bescheid und dann auch die Rechnung“, so Ritzki.

Häuser mit eigenem Brunnen

Einer der Kunden ist Thomas Warnecke aus Pömmelte. Er will wissen, ob sein Brunnenwasser Trinkwasserqualität hat. Er trinke es zwar nicht, aber manchmal werde es beim Einkochen von Obst und Gemüse verwendet. Während Lothar Ritzki die Flasche beschriftet und Warneckes Adresse notiert, ist Zeit, in die Grundwasser-Geschichte des Dorfes einzutauchen. Nur wenige Häuser wurden in Pömmelte Anfang der 80er Jahre an das Trinkwassernetz angeschlossen, als Glinde eine zentrale Leitung bekam. In Pömmelte erfolgte das erst flächendeckend in den 90er Jahren. Dementsprechend viele Brunnen gibt es heute. Bis dahin schöpfte jedes Haus aus seinem eigenen Brunnen, der zuweilen unweit der (undichten) Klärgruben lag. Weil man schon damals die Wasserqualität im ländlichen Raum skeptisch beäugte, wurde die Hygieneabteilung des Kreises aktiviert, um das Wasser zu beproben. Vor allem junge Familien wollten wissen, ob sich das Pumpen-Wasser für Baby-Nahrung eignete. Ob die einzelnen Hausbrunnen beprobt wurden, wissen die älteren Einwohner nicht mehr.

Der pH-Wert kann sofort betimmt werden, Nitrat nicht.
Der pH-Wert kann sofort betimmt werden, Nitrat nicht.
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Wasser verfärbt

Einigen Kunden aus Barby fällt seit 2013 eine deutliche Erhöhung des Eisengehalts im Wasser auf. Damals waren besonders die Bereiche am Stadtrand von Drängewasser überschwemmt. Deswegen ist Annemarie Zaschke aus dem Colphuser Damm gekommen. Ihr Brunnenwasser werde sowieso nicht getrunken, aber ist es auch für Gartenpflanzen geeignet? Wenn man es auf Gehwegplatten spritzt, bleibe nach Trocknung ein brauner Film. Die Antwort bekommt Frau Zaschke in zwei Wochen.

Ein ähnliches Problem hat ein Mann aus der Groß Rosenburger Gartenstraße. Das Wasser in seinem Pool sehe schon bei der Füllung durchweg grün aus.

Ein ganz anderes Problem hat Marko Halla aus Barby. In seinem Schrebergarten (Pömmelter Straße) wachse das Gemüse nicht so recht, was früher anders war. Er hat ein Tütchen mit Erde dabei. Nach Auswertung der Probe wird feststehen, welchen Dünger der Garten braucht.

Bevor er sich in Richtung Nienburg auf die Socken macht, erklärt Lothar Ritzki, woran es vermutlich liegt: Das Nitrat-verunreinigte Grundwasser dehnt sich besonders in ländlichen Gebieten aus, wo die Felder intensiv genutzt werden. Die Belastung sei, so auch das Bundesumweltministerium, in mehreren Regionen zu hoch. Sie führe „zu deutlichen Auswirkungen bei der Trinkwassergewinnung und verursacht vermehrte Anstrengungen zum Schutz der Trinkwasserressourcen.“