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Ansichten „Schätze“ legen neuen Kalender vor

Das Ehepaar Schatz hat in einem Fotokalender die Entwicklung Wolmirstedts festgehalten. Sie vergleichen alte und neue Ansichten.

Von Gudrun Billowie 22.09.2017, 01:01

Wolmirstedt l Renate und Burkhard Schatz verfügen über einen riesigen Fundus alter Wolmirstedter Ansichten. Viel Zeit ihres bisherigen Rentnerdaseins haben sie damit verbracht, die alten Farb-Dias einzuscannen und als digitale Ansichten auf dem Rechner zu speichern. Das ermöglicht ihnen, verschiedene Bilder zusammen zu montieren, das alte Wolmirstedt dem neuen gegenüberzustellen, Ansichten verschmelzen zu lassen, die 50 Jahre auseinanderliegen. Durch diese Bild-in-Bild-Technik wird der Lauf der Wolmirstedter Stadtgeschichte sehr deutlich sichtbar. Zwölf solcher Fotomontagen zieren einen handgemachten Kalender für das Jahr 2018.

Der Januar verschafft einen Gesamtüberblick, zeigt die Silhouette Wolmirstedts. Die wurde 1950 in etwa von der Ohrebrücke aus fotografiert. Dieselbe Stelle hat sich Renate Schatz in den vergangenen Monaten für ein aktuelles Foto wieder gesucht und somit eine beinahe identische Perspektive erhalten. Inzwischen sind die Bäume im Blickfeld sehr hoch gewachsen“, hat die Wolmirstedterin festgestellt. Deshalb musste sie in einer Jahreszeit fotografieren, in der die Baumriesen laublos dastehen, die Silhouette sollte erkennbar sein.

Renate Schatz braucht etwa ein Jahr, um die Bilder für den Kalender zusammenzutragen. „Das Licht muss stimmen“, sagt sie, „die Jahreszeit auch.“ Manchmal schaut sie aus dem Fenster und entdeckt, in Wolmirstedt herrscht das perfekte Fotowetter, der Himmel ist blau, vielleicht schaukeln weiße Wolken über der Stadt. Sie macht sich mit ihrem Mann auf den Weg zum Objekt der Fotografenbegierde und dann ist gerade der Tag, an dem der Papiermüll abgeholt wird und die schöne Ansicht ist mit blauen Tonnen versperrt. „Darüber ärgere ich mich sehr oft“, sagt sie, wohlwissend natürlich, dass blaue Tonnen irgendwann entleert werden müssen.

Trotzdem, es gibt Tage, da gelingen die Fotos. So gibt es ein schönes Bild des Gebäudes, in dem das Jobcenter untergebracht ist. Dahinein ist eine Ansicht der Gaststätte „Kristall“ aus dem Jahr 1973 montiert, an die sich viele Wolmirstedter erinnern.

Immer wieder werden auch Menschengruppen aus vergangener Zeit in die heutigen Ansichten geschoben. Dazu gehört die Formation einer historischen Stadtwache, die in ihren blau-weißen Uniformen noch einmal für den Festumzug zur 950-Jahrfeier Wolmirstedts wiederbelebt wurde. Damals zog die Formation am heutigen Rathaus vorbei, also wurde sie für den Kalender vor ein aktuelles Foto des Hauses gesetzt. „Die Kostüme wurden später einem Karnevalsverein übergeben“, weiß Burkhard Schatz.

„Schwierig war es, eine aktuelle Verbindung zur Küchenhorngaststätte herzustellen“, erzählt Renate Schatz. Die verfiel nach der Wende sichtlich, inzwischen ist die ehemalige Ausflugsgaststätte nur noch ein Haufen Schutt. Dieser Anblick sollte kein Kalenderblatt verunzieren, deshalb haben die Schatzens einer Aufnahme aus dem Jahr 1965 ein Bild aus dem Jahr 2016 gegenübergestellt, da stand zumindest noch eine Ruine.

Eine historische Kostbarkeit ist ein Foto des Junkerhofes aus dem Jahr 1936. Der befand sich zwischen der heutigen Halle der Freundschaft und der ehemaligen Schule in der Burgstraße und gehörte der Zuckerfabrikantenfamilie Loss. Alte Wolmirstedter erinnern sich noch an den prächtigen Park und das Gewächshaus, in dem sogar Agaven überwinterten, sowie einen wandhoch weißgekachelten Kuhstall.

„Wir möchten mit den Fotos in diesem Kalender erreichen, dass sich die Wolmirstedter auf den Weg machen und die Geschichte ihrer Stadt aufspüren“, sagt Renate Schatz. Die Schatzens haben durch die Fotografiearbeiten selbst einen innigen Blick bekommen, sehen hässliche und schöne Ecken sehr deutlich, wie durch ein Brennglas.

Die Kalender fertigen Renate und Burkhard Schatz per Hand, es gibt nur wenige, jedes Bild wird einzeln auf die Seiten geklebt. „Wir wissen, dass viele Wolmirstedter diese Kalender gern haben und auch an Familienmitglieder verschenken, die woanders ein zu Hause gefunden haben“, weiß Renate Schatz. Sie sind ausschließlich im Lottoladen in der Damaschketraße erhältlich.