Digitales Rathaus in der Börde Barleben stellt Pass-Automaten auf
Einwohner der Gemeinde Barleben können sich bald einen Behördengang sparen und ihre Ausweise an einer Dokumentenausgabebox abholen. Was für Bürger jetzt wichtig ist.

Barleben - Barleben ist auf Wachstumskurs. Nicht nur Unternehmen zieht es in die Gemeinde vor den Toren Magdeburgs. Auch die Zahl der Einwohner nimmt stetig zu. Deshalb ist das Arbeitspensum der Mitarbeiter des Verwaltung hoch, vor allem für jene des Einwohnermeldeamtes. Doch das soll sich ändern.
Um den Bürgern den einen oder anderen Behördengang zu ersparen, wird noch bis Jahresende eine sogenannte Dokumentenausgabebox, kurz Dokbox, aufgestellt. Das haben die Mitglieder des Gemeinderates während ihrer jüngsten Sitzung mit einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen mehrheitlich beschlossen.
Gerät kommt neben die Bibliothek
Das Gerät soll auf dem Hof des ehemaligen Feuerwehrgerätehauses direkt neben der Bibliothek in der Ernst-Thälmann-Straße aufgestellt werden. Wie aus der Verwaltung zu erfahren war, sind während der Standortsuche verschiedene Aspekte in Betracht gezogen worden. „Insbesondere ging es darum, einen barrierefreien und zeitlich nahezu unbegrenzten Zugang anzubieten“, heißt es. Mit den Räumlichkeiten im Garagenkomplex neben der Bibliothek sei eine Liegenschaft gefunden worden, „die entsprechend saniert zu einem zentralen Anlaufpunkt für digitale Services der Gemeinde ausgebaut werden soll“. Der Zugang zu dem Automat soll für Bürger an sieben Tagen der Woche möglich sein. An dem ausgewählten Standort sollen ebenfalls der bereits vorhandene Bürgerterminal und ein Erweiterungsangebot der Bibliothek zur Abholung oder Abgabe der Medien in dem erweiterten zeitlichen Rahmen untergebracht werden.
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„Wir sind schon voll dabei. Die Umbauarbeiten laufen auf vollen Touren“, sagt Thomas Zaschke. Laut dem Pressesprecher der Gemeinde seien die Trockenbauarbeiten bereits abgeschlossen. Demnächst würden die Malerarbeiten durchgeführt. Für das Vorhaben hatte die Gemeinde Mittel aus dem Förderprogramm „Sachsen-Anhalt Digital 2030“ beim Ministerium für Infrastruktur und Digitales beantragt und kürzlich den Bewilligungsbescheid erhalten. Zu den Gesamtkosten konnte der Gemeindesprecher noch keine Angaben machen.
Die Nutzung der Dokbox wird freiwillig und kostenfrei sein und ähnlich wie eine Paketstation funktionieren. Das heißt: Bürger können bei der Beantragung ihres Reisepasses künftig angeben, ob sie das fertige Dokument im Büro des Einwohnermeldeamtes oder aber in der Ausgabebox gleich neben der Bibliothek abholen möchten. Voraussetzung dafür ist lediglich ein SMS-fähiges Mobiltelefon. Bei der Beantragung wird die Mobilfunknummer gespeichert. Sobald der Reisepass fertig ist und in die Dokumentenausgabebox eingelegt wurde, erhält der Kunde eine SMS mit Lieferbestätigung und einem sechsstelligen Zahlencode. Damit kann er sich an der Dokumentenbox identifiziert. Dann öffnet sich ein Fach, in dem der Reisepass hinterlegt ist.
Behördengänge mit dem Smartphone

Für das Vorhaben hatte die Gemeinde Barleben Mittel aus dem Förderprogramm „Sachsen-Anhalt Digital 2030“ beim Ministerium für Infrastruktur und Digitales beantragt und kürzlich den Bewilligungsbescheid erhalten. Somit sind von den knapp 61.400 Euro Anschaffungskosten rund 55.200 Euro förderfähig.
Mit der Installation des Pass-Automaten will die Barleber Gemeindeverwaltung bürgerfreundlicher werden. „Die Dokbox ist ein weiterer Schritt zu mehr Digitalisierung“, hebt Pressesprecher Thomas Zaschke hervor. So war im Jahr 2022 eine Online-Terminvergabe auf der Barleber Internetseite freigeschaltet worden, um im Einwohnermeldeamt die Arbeitsabläufe besser koordinieren zu können. Außerdem sind in den Ortschaften sogenannte Bürgerterminals aufgestellt worden. An den Monitoren können Einwohner behördliche Dienste nutzen, ohne selbst in den Büros der Verwaltungsmitarbeiter erscheinen zu müssen. Zu den Angeboten gehören das Beantragen von Führungszeugnissen, Auskünfte des Finanzamtes, Rentenauskünfte und das Abfragen des persönlichen Punktestandes beim Fahreignungsregister in Flensburg.

Und die Digitalisierungspläne reichen weiter. So soll das Serviceangebot der Dokbox künftig auf andere Verwaltungsbereiche erweitert werden. Geplant ist etwa die Ausgabe von Verträgen, Schlüsselkarten beziehungsweise Schlüsseln, Urkunden, Fundsachen sowie von anderen Unterlagen außerhalb der regulären Sprech- und Öffnungszeiten.
Box schon in Magdeburg, Dresden und Frankfurt
Die Idee von einer automatischen Dokumentenausgabe kam wohl von den Mitarbeiterinnen des Einwohnermeldeamtes selbst. Dabei dürften sich die Damen Anregungen aus Magdeburg oder anderen deutschen Kommunen geholt haben. In der Landeshauptstadt ist die erste Dokumentenausgabebox bereits im September vergangenen Jahres von Oberbürgermeisterin Simone Borris in Betrieb genommen worden. Das Gerät im Eingangsbereich des Verwaltungsgebäudes der Ausländerbehörde in der Julius-Bremer-Straße gibt elektronische Aufenthaltstitel und Reiseausweise auch außerhalb der Öffnungszeiten aus. Mit ihr sollen die Ausländerbehörde und die Antragsteller entlastet werden.
Mehr dazu lesen hier: Wo Magdeburgs erste Dokumentenausgabebox in Betrieb ging.
Weitere Ausgabeboxen für Dokumente wie Reisepässe stehen beispielsweise in Frankfurt am Main, Dresden und in Düsseldorf.