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Baustelle Ohre: Brücke und Haus wachsen

Die neue Ohrebrücke in Wolmirstedt wächst. Auch im danebenliegenden Neubau sind die Handwerker wieder aktiv.

Von Gudrun Billowie 03.11.2017, 00:01

Wolmirstedt l Die neue Brücke über die Ohre nimmt langsam Gestalt an. Inmitten der Holzkonstruktion wirkt sie, als würde sich bald ein gigantisches Bauwerk über das kleine Flüsschen spannen. Dem ist aber nicht so. Die neue Brücke wird anderthalb Meter schmaler als die alte geraten, nur noch auf einer Seite wird ein Gehweg vorhanden sein. Den Autos steht eine 5,10 Meter breite Fahrbahn zur Verfügung. Mehr wird als nicht nötig erachtet, da die neue Flussquerung vor allem Fußgängern und Radfahrern dienen soll. Der eigentliche Fahrzeugverkehr fließt auf der Nachbarbrücke.

Vor allem die Elbeuer hatten sich gewünscht, dass neben der großen Ohrebrücke weiterhin eine kleine Brücke vorhanden sein soll, die sich gefahrlos zu Fuß oder per Fahrrad überqueren lässt. Die entsteht nun mit den Geldern des Bundesprogramms, das zur Beseitigung von Schäden des Juni-Hochwassers 2013 aufgelegt wurde.

Ursprünglich sollte sie 680.000 Euro kosten, aufgrund unerwarteter Hindernisse mussten noch einmal 380.000 Euro draufgelegt werden. Findlinge waren im Untergrund aufgetaucht, sodass Spundwände für den Bau der Brückenpfeiler und Widerlager nicht wie geplant gesetzt werden konnten. Eine andere Technologie musste her. Nun ist die neue Ohrebrücke ein Millionenobjekt. Auch die zusätzliche Summe stammt aus dem Bundeshaushalt.

Am Ende des Jahres soll die neue Brücke fertig sein. Der aus Stahlbeton errichtete Plattenbau wird nur noch von einem Mittelpfeiler gestützt. Das lässt der Ohre mehr Raum, um unter der Brücke hindurchzufließen. Die alte Brücke wurde von zwei Mittelpfeilern getragen.

Im Rathaus war zum Jahresbeginn der Vorschlag entstanden, dieser Brücke einen Namen zu geben. Anregungen aus der Bevölkerung gab es bereits. Jungfernbrücke, Elbeuer Brücke, Promenadenbrücke, Katharinenbrücke, Bürgermeister-Eisenhart-Brücke, Kurfürst-Joachim-Friedrich-Brücke, Magdeburger Brücke, Dr.-Hans-Jürgen-Zander-Brücke oder Tile-Schulte-Brücke wurden in die Waagschale geworfen. Eine Entscheidung wurde noch nicht getroffen. Ein Arbeitskreis werde sich mit der Namensgebung befassen, heißt es aus dem Bürgermeisterbüro.

„Wir sind für den Namen `Elbeuer Brücke`“ bekräftigt Heidemarie Knust. Sie steht den Senioren vor, die sich regelmäßig im Elbeuer Sportlerheim unter dem Dach des SSV Stern Elbeu treffen. „Etwas anderes können wir uns gar nicht vorstellen.“ Schließlich verbinde diese Brücke Wolmirstedt mit dem Ortsteil Elbeu.

Diese Verbindung gibt es, solange die Elbeuer zurückdenken können. Die alte Ohrebrücke stammte aus dem Jahr 1915 und war schon sehr lange sehr baufällig. Beton bröckelte ab, die Tragfähigkeit war nicht mehr garantiert, die Seitenbereiche wurden seit langem gesichert.

Im Jahr 2012, drei Jahre vor dem einhundertsten Geburtstag der Brücke, nahm im Stadtrat die Diskussion über deren Zukunft Fahrt auf. Damals wurde heftig darüber diskutiert, ob sie saniert oder abgerissen wird oder ob an ihrer Stelle eine Neue entstehen soll. Gutachten waren gefertigt und Preise verglichen worden. Damals wurde geschätzt, dass allein der Abriss 145.000 Euro kosten würde. Dass schlussendlich die alte Brücke doch noch ersetzt wird, ganz nah neben der großen, ist in der Bevölkerung bis heute umstritten.

Ebenso scheiden sich die Geister der Bürger am Neubau hinter der Brücke. Im Jungfernstieg 37 errichtet der Wolmirstedter Hartmut Hoppe ein Haus, dessen Architektur an den Bauhausstil angelehnt ist. Dafür wurde bereits 2015 die Baugrube ausgehoben, Archäologen entdeckten damals darin Reste des Vorgängerbaus „Wildemanns Kneipe“. Die war vermutlich in den 1970er Jahren abgerissen worden, seither blieb dieses Fleckchen Erde unbebaut. Bis Hartmut Hoppe sich entschieden hat, das Haus zu errichten.

Der Rohbau steht schon ein Jahr lang, dann stockten die Arbeiten. Bauherr Hoppe erklärte das mit Baumängeln, die vor dem Weiterbau behoben werden mussten. Nun sind wieder Bauarbeiter am Werk, im Innenbereich, vor allem im Keller. Noch in diesem Monat sollen die überdimensionalen Fenster eingesetzt werden, erklärt der Bauherr auf Volksstimme-Nachfrage, dann soll im Laufe der Wintermonate innen weiter ausgebaut werden.

Immer wieder hätten Diebe die Baustelle heimgesucht und Kabel abgeschnitten, Werkzeuge und Baustellenschilder gestohlen. Wann das Haus bezugsfertig ist, kann der Bauherr noch nicht sagen. „Wir arbeiten Schritt für Schritt.“

Die Architektur des lichtdurchfluteten Hauses war seinerzeit im Bauausschuss wohlwollend zur Kenntnis genommen worden. Aus denkmalpflegerischer Sicht spricht offenbar nichts gegen den modernen Stil. Der Jungfernstieg gehört zwar zum Sanierungsgebiet, aber nicht zum denkmalgeschützten Bereich der Stadt. Der architektonische Kontrapunkt zwischen alter Schmiede, neuapostolischer Kirche, Ohrebrücke, Blick auf die Domäne und dem Gebäudezug der ehemaligen Lederfabrikanten Möbis ist vom Bauherrn Hartmut Hoppe gewollt und mit Denkmalpflegern abgestimmt.