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Bibliothek Die Minibücherei in der Ortsmitte

Das „Offene Bücherregal“ in Meitzendorf erfreut sich wachsender Beliebtheit. Rund 300 Bücher stehen aktuell zur Auswahl.

Von Sebastian Pötzsch 20.07.2020, 01:01

Meitzendorf l Das Dorfgemeinschaftshaus im Barleber Ortsteil Meitzendorf bildet mit der Heimatstube einen der kulturellen Anlaufpunkte. Die Ortschaft hat hier ein Büro, der Ortschaftsrat kommt in den Räumen regelmäßig zusammen und fast täglich treffen sich die Mitglieder von Vereinen und Gruppen.

Direkt am Eingangsbereich finden die Besucher zwei Regale, vollgestopft mit Büchern. Gerade steht Sigrun Werner davor und schmökert fleißig in den vielen Druckwerken. „Dieses Buch gefällt mir. Vielleicht nehme ich es gleich mit, obwohl ich es ja schon gelesen habe“, sagt sie und zeigt des Bestseller „Schattenspiel“ von Charlotte Link. Dabei handelt es sich um einen waschechten Krimi. Zwischen dem Berlin des Zweiten Weltkriegs, einem englischen Nobelinternat, den Gossen und Prachtvierteln von New York und London und den romantischen Gassen Wiens spinnt die Autorin in ihrem Werk ein Netz fataler, romantischer und angstvoller Beziehungen ...

Sigrun Werner ist die Vorsitzende des Meitzendorfer Kultur- und Sportvereins (MKSV), also jener Gemeinschaft, die das Projekt „Offenes Bücherregal“ aus der Taufe hob. Damals wurden aufgrund der finanziellen Lage die beiden Außenstellen der Gemeindebibliothek in Ebendorf und Meitzendorf geschlossen. „Deshalb hatten wir angeregt, eine Bücherwand aufzustellen. Wir wollten der Öffentlichkeit die Möglichkeit geben, weiterhin Publikationen, zu leihen, zu tauschen und zu lesen.“

Bereits Ende 2016 sei über ein Standort diskutiert worden, bis die Gemeinde den Vorschlag unterbreitet hatte, das Regal im Dorfgemeinschaftshaus aufzustellen. „Seit Januar 2017 steht es nun hier und erfreut sich wachsender Beliebtheit. Ich war erst vor zwei Tagen hier und sehe auf den ersten Blick, dass einige Bücher nicht mehr da und dafür neue hinzugekommen sind“, sagt die Vereinsvorsitzende.

Das System des „Offenen Bücherregals“ ist denn auch denkbar einfach. „Wenn jemand ein Buch hat, das er gern weiter empfehlen würde , kann er es in das Regal stellen und dafür natürlich auch wieder eines mitnehmen“, beschreibt Sigrun Werner. Das ausgeliehene Buch muss dabei nach dem Lesen nicht unbedingt wieder abgegeben werden“, das ist ganz dem Nutzer überlassen.“

Tatsächlich habe die Zahl der stets verfügbaren Titel seither nicht abgenommen, im Gegenteil. „Begonnen haben wir mit einem Regal, Kerstin Treffkorn hat dann ein zweites spendiert. Aktuell sind rund 300 Titel verfügbar“, erklärt die Vorsitzende. Dabei ist so gut wie jedes Genre vertreten: Belletristik, Krimis, historische Romane, Liebesromanzen, Fachbücher, Rezeptideen, Lexika und Reiseliteratur. Und alle diese Bücher stammen ausnahmslos aus privaten Haushalten.

Eines der letzten Bücher, die Sigrun Werner aus dem Fundus gelesen hat, war „Die Ländersammlerin“ von Nina Sedano. „Das kann ich nur empfehlen. Das Buch rekapituliert den ungewöhnlichen Lebensweg der Autorin und erzählt von ihren Abenteuern auf der ganzen Welt. Sie hat nämlich zahlreiche Länder bereist“, erzählt die Vereinschefin.

Und ihr fällt auf, dass ein anderes Buch fehlt, welches sie gerade erst gelesen hatte. „Das Trümmerkind“ lautet der Titel des Werkes von Mechthild Borrmann. Der 14-jährige Hanno Dietz kämpft mit seiner Familie im zerstörten Hamburg der Nachkriegsjahre ums Überleben, berichtet die Bücherfreundin und freut sich, dass das Projekt „Offenes Bücherregal“ so rege genutzt wird. „Da lohnt sich der Aufwand unserer Vereinsmitglieder. Um die Regale kümmert sich nämlich unsere Seniorensportgruppe“, erklärt sie weiter. Nicht nur für Sauberkeit sorgten die rüstigen Rentner. Hin und wieder müsse auch mal aufgeräumt werden. „Wir sind bestrebt, Bücher, die schon länger stehen und nur Staub anziehen, auszusortieren“, erklärt die Vereinschefin. Hin und wieder fänden sich auch alte Zeitschriften. „Es gibt Menschen, die meinen, bei sich ausmisten zu müssen. Dann legen sie hier diverses Material ab, das besser für die Mülltonne ist. Glücklicherweise kommt das aber nur sehr selten vor.“ Denn im Gegensatz zu ähnlichen Projekten in der Gemeinde sei hier der Vorteil, das die Minibücherei abschließbar ist.

Bücherwürmer, deren Interesse geweckt ist, haben fast täglich die Möglichkeit, im „Offenen Bücherregal“ zu schmökern. Nur freitags und an den Wochenenden ist das Dorfgemeinschaftshaus geschlossen. „Von Montag bis Donnerstag jeweils ab 17 Uhr treffen sich hier die Vereine. Dann steht die Tür offen“, erklärt Sigrun Werner. Zusätzlich kann das Gebäude dienstags von 9 bis 12 sowie von 13 bis 18 Uhr betreten werden, wenn nämlich auch das Ortschaftsbüro erreichbar ist.