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Jahresbilanz Bibliothek ist ein Ort der Begegnung

Die Wolmirstedter Bibliothekarinnen blicken optimistisch ins neue Jahr. Die Zusammenarbeit mit den Schulen soll gefestigt werden.

Von Gudrun Billowie 01.02.2017, 00:01

Wolmirstedt l Im Zeitalter des Internets, der schnellen digitalen Informationen, ist da eine Bibliothek überhaupt nötig? Bibliotheksleiterin Bastienne Schröter kennt darauf nur die klare Antwort: Ja.

Die Zahlen geben ihr Recht. Rund 10 000 Besucher fanden im vergangenen Jahr den Weg in die Wolmirstedter Stadtbibliothek. Das sind etwa so viele, wie in den Jahren zuvor. Diese Besucher haben zwar nicht mehr ganz so viele Bücher, Hörbücher, Zeitschriften oder CDs zuvor ausgeliehen, aber die Bibliotheksleiterin weiß: „Das entspricht dem Landestrend.“

Eine Bibliothek sei ohnehin weit mehr, als eine Verleihanstalt. „Wir verstehen uns als Treffpunkt für Jung und Alt“, sagt Bastienne Schröter, „und auch für Menschen, die verstanden haben, dass man nicht alles selbst besitzen muss.“

Dennoch haben sich die Gewohnheiten der Nutzer geändert und mit ihnen die Angebote der Bibliothek. Viele haben gar keine Zeit mehr, stundenlang in den Regalen nach dem richtigen Buch zu stöbern. Müssen sie auch nicht, denn Bücherwürmer können längst entspannt am heimischen oder dem Bibliotheksrechner im Medienkatalog „vorgucken“.

Der Medienkatalog ist auf der Internetseite der Stadtbibliothek abgebildet. In ein Suchfeld werden Schlagworte wie beispielsweise Indien oder Feuerwehr eingegeben und schon schlägt der Computer mehrere Titel zu diesen Themen vor. Besser noch: Grüne und rote Balken zeigen an, ob das gewünschte Buch im Regal steht oder entliehen ist.

Ebenso gefragt ist die Onleihe. Darüber werden Bücher auf elektronische Lesegeräte geladen. Ein direkter Besuch in der Bibliothek ist dafür nicht erforderlich, es kann auch außerhalb der Öffnungszeiten entliehen werden. „Die Onleihe nutzen Menschen, die auswärts arbeiten, in den Urlaub fahren oder weitab von Wolmirstedt wohnen“, weiß Bastienne Schröter. Tendenz steigend.

Ebenfalls steigt die Zahl der Kinder, die die Bibliothek benutzen, es kamen 2016 zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Damit zeigt die Arbeit der Bibliothekarinnen Früchte, denn vor allem den Jüngsten widmen sie die Veranstaltungen. Allein 25 Mal wurden Kindergartenkinder empfangen, damit sie sich auf den Bibliotheksführerschein vorbereiten konnten und ihn letztlich bekamen. Drei Mal durften Kinder den singenden Autor Andreas Hüging erleben. Klassen der Gerhard-Schöne-Schule und der Diesterweg-Grundschule kommen regelmäßig und leihen Bücher aus.

Die Leseförderung für Kinder wird von der Allgemeinen Wohnungsgenossenschaft mit einem ein Jahr gültigen Bibliotheksgutschein unterstützt.

Der Lesesommer XXL, das Bilderbuchkino, das erstmals vor Weihnachten aufgebaut wurde und wieder vor Ostern gezeigt wird, die monatliche Vorlesezeit für Kinder sowie die Vorlesewettbewerbe richten sich ebenfalls ausschließlich an das junge Publikum.

Bei allen Veranstaltungen kann sich die Bibliothek auf den Bibliotheksförderverein „Lesezauber“ mit dem Vorsitzenden Heinz Natzel verlassen. Die Mitglieder agieren als Vorleser, Kuchenbäcker, vor allem sorgen sie mit Bücherflohmärkten für Geld, von dem wiederum Bücher gekauft werden. „Wir werden auch in diesem Jahr wieder zwei Bücherflohmärkte im Lindenpark ausrichten“, blickt Bastienne Schröter voraus.

Mit Hilfe der Spenden, die außerdem vom Lionsclub Ohrekreis kommen, kann die Bibliothek auch unabhängig vom Stadthaushalt Leserwünsche erfüllen. Trotz noch unbestätigten Stadthaushalts wurden bereits erste Bücher gekauft. Dazu trug auch eine Wolmirstedter Familie bei, die 500 Euro überreicht hatte. Im vergangenen Jahr gab es zudem 2500 Euro Landesgeld für den Medienkauf, 1600 Euro für die Zusammenarbeit von Schule und Bibliothek und 1588 Euro für das Online-Portal.

Erwachsene werden auch 2017 zu Autorenlesungen eingeladen. Die über viele Jahre monatlich ausgerichteten Lesetee-Abende wird es in Zukunft allerdings nicht mehr so oft geben. Dafür brüten Bastienne Schröter und Dagmar Müller eine neue Idee aus. „Uns schwebt ein Lesetreff am Nachmittag vor, an dem Lesebegeisterte zusammenkommen und sich austauschen können“, verrät Bastienne Schröter. Für solche Treffen, wie auch für die Vorlesezeit für Kinder, eignet sich der Mittwoch womöglich bestens, denn an diesem neuen Schließtag wird es keinen Besucherverkehr geben.

Dass es Lesebegeisterte gibt, ist unstrittig. Trotzdem sei es nicht immer einfach, die Leserwünsche vorherzusehen und entsprechend zu ordern. Besonders Ratgeber sind kaum noch gefragt, vermutlich informieren sich die Bürger zunehmend im Internet. Aber: Krimis, Frauenromane und historische Romane gehen immer, wissen die Bibliothekarinnen. Sie wollen gern für jeden Geschmack etwa bieten und das ist keine leichte Sache bei fast 90 000 Neuerscheinungen pro Jahr. „Wir orientieren uns an Spiegel-Bestsellerlisten und Buchbesprechungen“, sagt Bastienne Schröter. Sie selbst freut sich dieses Jahr auf viele tolle neue Bücher und ist gespannt, wie die Leute die neuen Öffnungszeiten annehmen.