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Blinde Wenn die Augen nicht mehr wollen

Der erste Stammtisch der Volkssolidarität Barleben für Blinde und Sehschwache hat Betroffene an einen Tisch gebracht.

Von Vivian Hömke 16.01.2019, 00:01

Barleben l Rolf Böser leidet seit 16 Jahren an der unheilbaren und sehr seltenen Augenerkrankung „Pseudoxanthoma elasticum“ – kurz: PXE. „Nur etwa 800 bis 1000 Menschen in Deutschland sind davon betroffen“, erklärte der Barleber während der Vorstellungsrunde beim ersten Stammtisch für Blinde und Sehschwache am Montag. Die Folgen seiner Erkrankung sind für Rolf Böser verheerend: „Ich sehe mittig nichts mehr und außen herum ist alles verschwommen“, berichtete er. Und es werde von Jahr zu Jahr schlimmer.

Viel Verständnis für sein Leiden fand Rolf Böser bei den anderen Teilnehmern des Stammtisches, den die Ortsgruppe der Volkssolidarität ins Leben gerufen hat. Allen voran Hans-Joachim Krahl. Der Barleber war 22 Jahre lang Vorsitzender des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Sachsen-Anhalt und hatte sich gern bereit erklärt, die Leitung des Stammtisch für Betroffene in der Begegnungsstätte in Barleben zu übernehmen.

Hans-Joachim Krahl kennt sich nicht nur gut aus mit Krankheitsbildern, Anträgen für Blinden- und Sehbehindertengeld oder Hilfsmitteln für Sehschwache, er ist auch selbst betroffen. „Ich habe eine angeborene Kurzsichtigkeit und seit 15 Jahren immer wieder Netzhaut-Operationen gehabt“, erzählte er in der Runde. Auf dem linken Auge sei er blind, auf dem rechten leide er unter Grauem Star, hatte in der Vergangenheit auch eine künstliche Linse und sehe inzwischen alles verzerrt. „Die Ursache weiß keiner“, sagte Hans-Joachim Krahl.

Günter Schramke wiederum trägt seit 1949 links eine Augenprothese, nachdem er einen Glassplitter ins Auge bekommen hatte. Durch ständige Büroarbeit, sagte er, sei die Sehkraft auf seinem anderen Auge immer schlechter geworden. Ähnlich sei es bei Ingrid Voss, die ihre altersbedingte Makula-Degeneration – also die Rückbildung der Stelle des schärfsten Sehens in der Netzhaut – ebenfalls auf ihre jahrelange Arbeit am Computer zurückführt.

Lieselotte Söhner war zum Treffen gekommen, um sich unter anderem Tipps zu Hilfsmitteln geben zu lassen. Ihr Mann sei vor etwa fünf Jahren erblindet. Hans-Joachim Krahl empfahl ihr, sich bei diesen und ähnlichen Fragen an die Beratungsstelle des Blinden- und Sehbehindertenverbandes in Magdeburg zu wenden. Dort würden beispielsweise auch sogenannte Mobilitätstrainer vermittelt, die betroffenen Menschen zeigen, wie sie sich mit einem Blindenstock bewegen und wie sie sich an Ampeln oder im Zug verhalten sollten.

Insgesamt nahmen neben Hans-Joachim Krahl sechs weitere Menschen mit einer Sehbehinderung an der Auftaktveranstaltung des Stammtisches teil. Der nächste findet am 11. Februar ab 14.30 Uhr statt.