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Unfall Warum entfernt nach einem Unfall in Wolmirstedt niemand das Blut?

Ein schwerer Unfall ereignete sich in der Nacht zu Freitag, 7. Oktober. Ein Kradfahrer verunglückte in der Schwimmbadstraße. Die Unfallspuren waren auch Tage später zu sehen.

Von Gudrun Billowie Aktualisiert: 13.10.2022, 12:21
Die Blutspruren nach dem Unfall in der Heinrich-Heine-Straße wurden tagelang nicht beseitigt.
Die Blutspruren nach dem Unfall in der Heinrich-Heine-Straße wurden tagelang nicht beseitigt. Foto: Yves Hummelt

Wolmirstedt - Der Unfall in der Nacht zum Freitag war schwer, ereignete sich in der Schwimmbadstraße. Polizei und Krankenwagen waren vor Ort, der Verunglückte verlor viel Blut. Das wurde nicht entfernt, sodass Freitagfrüh Kinder auf dem Schulweg an der Unfallstelle vorbeigingen. Warum hat sich niemand um die Blutflecken gekümmert?

Anwohner sind empört. Sie haben in der Nacht den schrecklichen Unfall gesehen, doch was sie am nächsten Morgen erlebten, verschlug ihnen noch einmal die Sprache. Noch immer war die Spuren auf der Straße unübersehbar, noch immer waren die Blutlachen nicht beseitigt.

Autos fuhren durch die Lachen

Autos fuhren durch die roten, spritzende Pfützen und Kinder gingen auf dem Weg zur Schule daran vorbei. Manche hätten mit Stöckchen in der Lache gerührt, sagt Ellen Pfalz, die ihren Fahrradladen in dieser Straße betreibt. Sie habe die Kinder daraufhin angesprochen, da habe sie noch gedacht, das sei eine Ölpfütze. Später seien die Mitarbeiter des Wirtschaftshofes mit der Kehrmaschine hindurchgefahren.

Erst durch Yves Hummelt sei sie aufgeklärt worden, dass die Lachen auf der Straße Blutlachen sind. Er wohnt neben der Unfallstelle und gehörte in der Nacht zu den Ersthelfern. Als er die Blutlachen am Morgen immer noch auf der Straße sah, meldete er sich umgehend im Ordnungsamt des Rathauses und forderte, dass die Spuren beseitigt werden. „Wie pietätlos ist das gegenüber dem Unfallopfer, die Spuren so lange auf der Straße zu lassen?“ Doch es passiert: Nichts.

„Es hieß, die Polizei kommt noch mal wieder“, sagt Ordnungsamtsmitarbeiter Frank Schröder. Es war nicht klar, ob die Spurensicherung abgeschlossen ist, ob der Unfallort noch einmal begutachtet werden soll. Also wurde keine Reinigung veranlasst.

Bei Polizei und Ordnungsamt aus dem Blick geraten

Doch die Polizei hat nicht weiter informiert und sah sich auch nicht in der Pflicht, nach Abschluss der Untersuchungsarbeiten die Straße reinigen zu lassen. „Sofern keine Verkehrsbeeinträchtigung aus Flüssigkeiten resultiert, wird die Polizei nicht gefahrenabwehrend im Rahmen der Eilzuständigkeit tätig“, heißt es.

Allerdings sei es üblich, sagt Polizeisprecher Matthias Lütkemüller, dass mit dem Ende der Ermittlungen auch die Absperrungen verschwinden. Sobald also nichts mehr abgesperrt ist, kann gereinigt werden. Das wisse auch das Ordnungsamt.

Doch bei Polizei und Ordnungsamt schienen die Unfallspuren im Laufe des Freitags aus dem Blick geraten zu sein, ebenso am darauffolgenden Wochenende. Also trocknete das Blut vor sich hin, die Flecken waren weiterhin deutlich sichtbar.

Yves Hummelt versteht die Welt nicht mehr. Er ist nicht nur Anwohner, sondern auch Löschmeister bei der Feuerwehr und erlebt regelmäßig, dass sein Team zur Spurenbeseitigung gerufen wird. Zumeist sind es Ölspuren, die mit einem speziellen Bindemittel aufgenommen werden, bei Blut genügt in der Regel Wasser.

Diese Arbeit übernehmen Feuerwehrleute auch unaufgefordert, wenn sie ohnehin vor Ort sind. „So etwas zu sehen, macht doch etwas mit Menschen“, sagt Yves Hummelt. Um Unbeteiligte nicht zu belasten, werden beispielsweise nach einem Suizid Loks gereinigt, bevor sie in den nächsten Bahnhof einfahren.

Doch diesmal gab es keinen Aufruf zum Feuerwehreinsatz. Auch nach dem Wochenende kümmerte sich zunächst niemand, der Montag verstrich. Erst am Dienstag behandelten die Mitarbeiter des Wirtschaftshofes die Flecken mit einem speziellen Schaum. Entfernt sind sie dennoch nicht restlos, sondern tief in die Fahrbahn eingedrungen.