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Corona Vereine: Weniger Spenden, und nun?

Die Folgen der Corona-Pandemie spüren Vereine in Wolmirstedt (Landkreis Börde) zunehmend. Woran liegt das?

Von Gudrun Billowie 26.11.2020, 00:01

Wolmirstedt l Das Wolmirstedter Tierheim kann zurzeit als Katzenkindergarten bezeichnen. Dort tummeln sich 47 Katzen, die meisten davon sind sehr jung, erst wenige Wochen alt. Warum ausgerechnet jetzt so viele Katzenbabys dort landen, kann Tierheimleiter Otfried Müller nicht verbindlich erklären. Viele stammen aus Gartenanlagen. Ob die fehlenden Reisemöglichkeiten im Sommer dazu geführt haben, dass sich mehr Menschen um die Tiere gekümmert haben, ist reine Spekulation, aber möglich. Keine Spekulation, sondern Tatsache ist, dass die Spenden zurückgehen. Das bemerkt der Tierschutzverein, doch auch andere Vereine und Institutionen sind davon betroffen. Und das hat mit Corona zu tun.

Hanna Klingenberg ist für die Öffentlichkeitsarbeit des Kinderhospizes der Pfeifferschen Stiftungen zuständig und nimmt gern jede Spende entgegen. In den vergangenen Jahren war sie vor allem in der Adventszeit oft unterwegs. Unternehmen haben gerade zum Jahresende für das Hospiz gespendet, bei Betriebsweihnachtsfeiern wurde gesammelt. Auch runde Geburtstage wurden oft zum Anlass genommen, statt Geschenken Spenden für das Kinderhospiz zu sammeln. Doch jetzt werden weder runde Geburtstage gefeiert, noch kommen Menschen zu Betriebsfeiern zusammen. Damit fehlen schlichtweg die Anlässe, bei denen Spenden gesammelt werden. Die Folge: Es fehlen die Spenden.

Das Kinderhospiz braucht die Unterstützung, denn die Kassen übernehmen nur 95 Prozent der Kosten, wenn ein schwerstkrankes Kind zeitweise oder bis zum Ende des kurzen Lebens betreut wird, meist zusammen mit der Familie. Da half die 1100-Euro-Spende enorm, die bei Wolmirstedts 1000-Lichter-Aktion zusammengekommen war.

Ebenso dankbar sind die Mitarbeiter des Wolmirstedter Tierschutzvereins, wenn Bürger an Tiere denken, die kein Zuhause haben. Sie freuen sich über jeden, der dem Tierheim mit Geld- oder Futterspenden die weitere Existenz ermöglicht. Denn auch dort gibt es kaum Möglichkeiten zu sparen.

„Wir müssen immer die Betriebskosten und Versicherungen für das Tierheim bezahlen“, sagt Leiter Otfried Müller. Und natürlich sehen es die Tierschützer als selbstverständlich an, Fundtiere aufzunehmen und zu betreuen.

Sie müssen gefüttert, aber auch medizinisch betreut werden, brauchen die üblichen Vorsorge-Impfungen oder Hilfe bei Krankheiten. Allein im vergangenen Monat wurden 3457 Euro Tierarztkosten ausgegeben.

Eigentlich ist das Tierheim dafür bekannt, mit Aktionen auf sich aufmerksam zu machen. Die Mitarbeiter zeigen beim Tag der offenen Tür und bei Tierheimfesten gern ihre Arbeit, organisieren Flohmärkte oder beteiligen sich an Stadt- und Ortsfesten. Durch solche Aktionen bleiben sie im Gespräch, akquirieren Spenden, doch seit Corona gibt es solche Gelegenheiten nicht mehr. Auch dadurch fehlen in diesem Jahr bereits Spenden im fünfstelligen Bereich. Weiterhin fehlen die Einnahmen durch Pensionstiere, weil viele Bürger nicht verreist sind und ihre Tiere nicht unterbringen mussten.

Die fehlenden Spenden lassen sich kaum ausgleichen, auch nicht durch Personalabbau, da ohnehin keine Personalkosten anfallen. „Wir arbeiten hier ehrenamtlich“, betont Otfried Müller. Dazu gibt es Bundesfreiwillige, Praktikanten, einen Mitarbeiter, der über das Jobcenter finanziert wird. Insgesamt stehen 23 Männer und Frauen zur Verfügung.

Trotz der Spendeneinbrüche durch Corona erleben die Tierheimmitarbeiter viele schöne Momente. Einkaufsmärkte stellen Futterspendenboxen auf, viele Tiere werden vermittelt. Auch die kleinen Katzenbabys sind derzeit gefragt und müssen nicht unendlich lange im Tierheim versorgt werden.

Während der Betrieb im Kinderhospiz oder im Tierheim weiterläuft, ruht er in Kulturvereinen wie dem OK-Live-Ensemble oder dem Schrankeverein. Doch auch dort müssen laufende Kosten bezahlt werden. Dem OK-Live-Ensemble sind zwar die festen Spender und Partner treu geblieben, aber es fehlen die Einnahmen durch die Auftritte. Selbst das Spendeneinwerben fällt schwer. „Wir werben ja meist für spezielle Projekte“, sagt OK-Live-Vorsitzende Rebecca Lange, „doch derzeit können wir kaum planen.“

Umso mehr freute sich Christina Laqua, Chefin des Schrankevereins, über eine 500-Euro-Spende aus dem Programm „Mobilfunk mit Herz“ für das Kinderfest im kommenden Jahr. „Davon wollen wir eine neue Torwand kaufen“, sagt sie und hofft, dass im Juni wieder draußen gefeiert werden kann.