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Denkmalschutz Das Torhaus West wird ein Eiscafé

Das "Torhaus West" in Wolmirstedt wird wieder hergerichtet. Das Gemäuer aus dem 18. Jahrhundert soll ein Eiscafé werden.

Von Gudrun Billowie 26.07.2018, 01:01

Wolmirstedt l Als Wolmirstedt im Jahr 2009 seine tausendjährige Geschichte feierte, erstrahlte die Schlossdomäne in neuem Glanz. Das historische Ensemble war in den Jahren zuvor liebevoll und für viel Geld hergerichtet worden. Lediglich das „Torhaus West“, das Gebäude neben dem Eingang zum Lustgraben, behielt sein altes Gesicht. Niemand wollte es haben, Sprayer haben es bereits mit Graffiti verschandelt. Doch jetzt steht diesem Haus ein zweiter Frühling bevor. Roland Bohlein hat es vor einem halben Jahr gekauft und will daraus ein Eiscafé zaubern.

„Ich habe mich in die Bude verliebt“, sagt er und seit sie ihm gehört, werkelt er regelmäßig am Gemäuer herum. Die Fenster sind schon ersetzt. Die hat er bei einem gewissen Dr. Toni Thielen in St. Ingbert an der französischen Grenze ausfindig gemacht, der hat sie ihm für kleines Geld überlassen.

Das „Torhaus West“ wurde im 18. Jahrhundert in die Umfassungsmauer der Vorburg für Arbeiter und Handwerker der Domäne gebaut. Domänenbewohner waren eine besondere Spezies, wurden damals nicht als Einwohner der Stadt, sondern gesondert betrachtet. Das berichtet ein Schild, dass an der Mauer befestigt und unter Efeuranken versteckt ist.

„Sobald auch dieses Torhaus hergerichtet ist, wird die gesamte Domäne noch einmal aufgewertet“, freut sich Anette Pilz über die Tatkraft des neuen Eigentümers. Die Museumsleiterin wurde während der Abendspaziergänge des Museums schon häufig gefragt, was aus diesem Haus werden solle.

Noch kommt es außen grau und verputzt daher. Die Schale wirkt weniger historisch als der Kern, doch der Anblick täuscht. Unter dem Putz verbirgt sich eine robuste Feldsteinmauer, die an manchen Stellen mit Ziegeln geflickt wurde. Der Eigentümer will dem Haus sein ursprüngliches Gesicht zurückgeben. „Den Putz werde ich abschlagen und das Mauerwerk verfugen“, sagt Roland Bohlein. Dann wird das „Torhaus West“ von außen ebenso wirken, wie das Torhaus neben der Bibliothek.

Das Dach wird seine Form behalten, sich auch künftig sanft über den Dachstuhl schwingen. Defekte Ziegel wurden bereits durch historische Ziegel ersetzt.

Innen hat sich schon einiges verändert. Die Rundbögen zwischen den Räumen wurden freigelegt, alte Feldsteine gefunden und aufbewahrt, falls Lücken in der Außenfassade gefüllt werden müssen.

„Das Haus erzählt viele Geschichten“, sagt Roland Bohlein. Zum Beispiel die Badwände. Flache Steine dienen als Wandverkleidung, die haben die Kinder der ehemaligen Bewohnerfamilie in Ermangelung von Fliesen einst auf dem Feld gesammelt. „Eigentlich müssten die Wände so erhalten bleiben“, sinniert Bohlein. Aber er weiß, dass sich Gedanken und Pläne entwickeln.

Das Eismachen ist für den 59-Jährigen kein Problem. Die Berechtigung dafür hat er bereits mit 18 Jahren erhalten, hat es bei Horst Paul gelernt, der die legendäre Eisdiele „Eis-Paul“ in der Burgstraße geführt hat. Dessen Sohn Ingolf und Frau Rosemarie haben sie bis Oktober 2017 betrieben und mit dem Eintritt in den Ruhestand das Geschäft nach 89 Jahren geschlossen. Doch der Kreis schließt sich. Roland Bohlein hat die Eismaschinen gekauft und lässt sie auf der Schlossdomäne weiterarbeiten, derzeit im Katharinensaal. Am liebsten würde er schon im kommenden Frühjahr im „Torhaus West“ Eis servieren. „Doch weil ich viel selber daran arbeite, wird es wohl erst im Frühjahr 2020 soweit sein.“