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Kehrtwende Tunnel vom Tisch: Deutsche Bahn plant Brücke in Wolmirstedt

Wolmirstedt wird keine Unterführung bekommen. Stattdessen hat sich die Deutsche Bahn den Vorschlägen der Bürger und Stadträte geöffnet.

Von Gudrun Billowie Aktualisiert: 23.08.2024, 19:14
Strahlende Gesicher bei den Mitgliedern der Bürgerinitiative „Ostumfahrung. Jetzt!“ um Lutz Kleinsorge (6.v.r.): Die Brücke kommt.
Strahlende Gesicher bei den Mitgliedern der Bürgerinitiative „Ostumfahrung. Jetzt!“ um Lutz Kleinsorge (6.v.r.): Die Brücke kommt. Foto: Gudrun Billowie

Wolmirstedt. - Die Deutsche Bahn wird in Wolmirstedt eine Brücke über die Bahnschienen bauen. Das teilte das Unternehmen mit. Damit sind die ursprünglichen Tunnelpläne vom Tisch.

Deutsche Bahn plant Brücke an Bahnschienen in Wolmirstedt

Strahlende Gesichter gab es deshalb bei den Mitgliedern der Bürgerinitiative „Ostumfahrung. Jetzt!“. Die Mitstreiter um Lutz Kleinsorge freuen sich unbändig, dass die Bahn nun statt des Tunnels eine Brücke bauen will. „Phänomenal“, sagen sie, „uns fällt ein Stein vom Herzen“ und: „Wir freuen uns, dass auch unsere Enkel und Urenkel hier noch Kastanien sammeln können.“ Für einen Tunnel wären die Bäume in der Bahnhofstraße gefallen.

Wolmirstedt bekommt Brücke über die Bahn.
Wolmirstedt bekommt Brücke über die Bahn.
Quelle. CDU Wolmirstedt

Die Brücke soll nun östlich des Gewerbegebiets Handwerkerring und westlich der Bahnanlagen entlang der Hochspannungsleitung bis zum Anschluss an die Rogätzer Straße entstehen. Am Handwerkerring wird dafür eine neue Straße gebaut.

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Damit gehen alle Wünsche aus Wolmirstedt in Erfüllung. Über ein Jahr lang hatte die Bürgerinitiative „Ostumfahrung. Jetzt!“ gekämpft, dass statt des Tunnels eine Brücke gebaut wird und ist vorerst am Ziel. Geklärt ist nun auch die Frage, wer die Anschlussstraßen zur Brücke bezahlt. Auch das übernimmt die Bahn.

Unterführung für Fußgänger in Wolmirstedt

Autofahrer werden auf der Brücke etwa vier Minuten länger in Richtung Stadtzentrum unterwegs sein als bisher. Fußgänger und Radfahrer bekommen eine neue Unterführung in der Bahnhofstraße.

Mit den neuen Bahnplänen steht auch dem Projekt „Ladestraße“ nichts mehr im Wege. Die Stadt Wolmirstedt wollte am Ende des Fußgängertunnels, der von den Bahnsteigen in die Ladestraße führt, Parkplätze und eine Bushaltestelle für Pendler schaffen. Das war mit den Tunnelplänen fragwürdig geworden, ist nun aber wieder möglich.

Keine Umleitung während Bauphase nötig

Und noch ein Problem bleibt den Wolmirstedtern erspart: Während der Bauphase muss keine Umleitung geschaffen werden. Der Bahnübergang bleibt solange offen, bis die Brücke und die Personenunterführung fertig sind.

Bis dahin werden Bürger spüren, warum es dringend eine Lösung geben musste. Aufgrund des massiv steigenden Güterverkehrs werden die Schranken wesentlich länger geschlossen sein, als bisher. Und da kommt der Wermutstropfen ins Spiel: Eigentlich sollte der Tunnel 2028 fertig sein. Aufgrund der neuen Planungen muss die Bahn eine neue Terminkette erstellen. Es gibt also gerade keinen Start- und keinen Endtermin.

Zeitplan ungewiss

Mit dieser aktuellen Ungewissheit kann die Bürgerinitiative „Ostumfahrung. Jetzt!“ leben. Sie haben sich unter anderem gegen den Tunnel gewehrt, weil sie befürchteten, dass die zum Teil denkmalgeschützten Häuser am Straßenrand durch die Tunnelarbeiten beschädigt würden und noch mehr Schwerlastverkehr durch die Stadt fährt.

Die Bürgerinitiative hatte zunächst für die sogenannte Nordostspange plädiert, eine Trasse, die etwa in Höhe des Umspannwerks auf die Glindenberger Chaussee führen würde und schon lange im Flächennutzungsplan vermerkt war. Die Bahn hatte ebenfalls eine Brückenvariante erarbeitet, die allerdings sehr gigantisch war.

Schließlich hatten sich die CDU-Stadträte Dirk Hummelt und Uwe Claus der Sache angenommen und die jetzige Variante ins Spiel gebracht. „Wir haben uns das vor Ort angeschaut und gesehen, dass es bereits eine Art Plattenweg gibt“, sagt Dirk Hummelt, „außerdem ist das Gelände bereits leicht erhöht.“ Mit dieser Idee konnten sich auch die Mitstreiter der Bürgerinitiative sofort anfreunden. Die sogenannte CDU-Variante bekam überall Zustimmung. Und nun auch von der Bahn.

Bürgerinitiative macht weiter

Ist die Arbeit der Bürgerinitiative nun beendet? „Auf keinen Fall“, sagt Lutz Kleinsorge. Die Mitstreiter wollen sich weiterhin einbringen. Unter anderem sei es wichtig, dass Fahrzeuge nicht den Weg über die Gartenstraße nehmen. Das habe schon während der sechswöchigen Sperrung des Bahnübergangs wegen der Probebohrungen besonders im Berufs- und Schulverkehr zu chaotischen Zuständen geführt.

Darum muss die Brücke her

Der Bahnübergang in der Bahnhofstraße ist in seiner jetzigen Form nicht zukunftstauglich, weil der Güterverkehr exorbitant steigt und Autos lange warten müssten. Wolmirstedt liegt auf dem 250 Kilometer langen Ostkorridor Nord, der von Uelzen nach Halle führt und den Wirtschaftsraum Mitteldeutschland mit den Seehäfen an der Nordsee verbindet, Schlüsselindustrien vernetzt und eine attraktive Route nach Österreich, Tschechien und die Slowakei bietet.