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Die Leukämie ist zurück Jugendlicher aus der Börde braucht dringend einen Stammzellenspender

Der Verein „Blaue Nase hilft“ unterstützt Familien mit krebskranken Kindern. Dazu gehört auch der 17-jährige Rene Splettstößer, der dringend eine Stammzellenspende benötigt. Wieder einmal.

Von Gudrun Billowie Aktualisiert: 01.11.2022, 20:25
Dorit Benn organisiert in Biederitz den Lady-Fashion-Flohmarkt, hat mit ihren Mitstreiterinnen durch  Kuchenverkauf 764,40 Euro  eingenommen und „Blaue Nase hilft“ zur Verfügung gestellt. Lebenspartner und Bauunternehmer (Biederitzer Baugesellschaft) Reinhard Bruchmüller hat noch einmal 750 Euro draufgepackt. Roger Altenburg nutzt das Geld für Weihnachtsgeschenke für krebskranke Kinder.
Dorit Benn organisiert in Biederitz den Lady-Fashion-Flohmarkt, hat mit ihren Mitstreiterinnen durch Kuchenverkauf 764,40 Euro eingenommen und „Blaue Nase hilft“ zur Verfügung gestellt. Lebenspartner und Bauunternehmer (Biederitzer Baugesellschaft) Reinhard Bruchmüller hat noch einmal 750 Euro draufgepackt. Roger Altenburg nutzt das Geld für Weihnachtsgeschenke für krebskranke Kinder. Foto: Gudrun Billowie

Wolmirstedt - Der Krebs ist zurück. Damit erlebt Rene Splettstößer aus der Börde wieder einen Wettlauf gegen die Zeit, wieder braucht er dringend eine Stammzellenspende. Bis Mitte November sollte ein genetischer Zwilling gefunden sein, damit der Blutkrebs aus dem Körper des 17-Jährigen verbannt werden kann.

Rene wird in der Universitätsmedizin betreut, seit dem 17. Oktober liegt er im Krankenhaus, bekommt Chemotherapie, die zweite inzwischen. Seine Mutter Alexandra Witzorke verbringt jede freie Minute am Krankenbett ihres Sohnes, hofft und bangt mit ihm, beide versuchen, die schwere Zeit mit Humor zu meistern, den haben sie durch alle tiefen Täler gerettet.

Zum zweiten Mal ist Stammzellenspender Geburtstagswunsch

Rene ist am 21. Oktober 17 Jahre alt geworden, es war bereits der zweite Geburtstag in Folge, an dem sein größter Wunsch eine Stammzellenspende war. Die erste Transplantation bekam er einen Tag nach dem 16. Geburtstag, da war die Zeit bereits knapp geworden, lange hätten die Organe der Leukämie nicht mehr standgehalten.

Anschließend hatte sich Rene zurück ins Leben gekämpft. Er durfte nach Hause, seine Kraft wuchs. Zunächst konnte er mit einer Gehhilfe laufen, hat sich damit nicht zufrieden gegeben. „Er ist sogar wieder mit dem Fahrrad zur Physiotherapie gefahren“, berichtet seine Mutter. Vor wenigen Wochen jedoch kehrte der Krebs zurück. „Seither“, sagt Alexandra Witzorke, „stehen wir wieder am Anfang.“

Rückfallquote liegt bei 35 bis 45 Prozent

„Die Rückfallquote nach einer Stammzelltransplantation liegt bei etwa 35 bis 45 Prozent“, erklärt Dr. med. Denise Wolleschak, Leitende Oberärztin und Leiterin der Knochenmark-Transplantations-Einheit der Universitätsklinik für Hämatologie und Onkologie Magdeburg, „sie wird von vielen Faktoren wie zum Beispiel dem Ansprechen auf frühere Therapien, dem Konditionierungsprotokoll und der Spenderauswahl beeinflusst.“

Trotz allem: Rene gibt die Hoffnung nicht auf. Am 14. November wird er wieder in die Universitätsklinik Halle einziehen, wird dort für die Transplantation vorbereitet. Wieder wird ein Stammzellenspender gesucht. Wieder wird die Zeit knapp.

Eine zweite Blutstammzellentransplantation von einem Fremdspender ist unter anderem möglich, wenn der Kranke über eine gute körperliche Fitness verfügt, es nach der ersten Transplantation keine Spender-gegen-Wirt-Reaktion gab, keine wesentlichen Begleiterkrankungen vorliegen, erklärt Dr. Wolleschak.

In der Regel dauere es etwa sechs Wochen, bis ein Spender gefunden wird, in Deutschland liegt die Erfolgsrate bei 80 Prozent.

Im Zentralen Knochenmarkspenderregister waren im September rund 9,85 Millionen nationale und 40,3 Millionen internationale Spender registriert. Trotz dieser immensen Zahl gleicht die Suche nach dem genetischen Zwilling einer Nadel im Heuhaufen.

Alexandra Witzorke macht alles, um ihrem Sohn die Zeit zu erleichtern. Sie kocht, nimmt das Essen mit ins Krankenhaus, diesmal gibt es Hühnerfrikassee und Reis, eine von Renes Lieblingsmahlzeiten. Sie bleibt bei ihm, manchmal schauen sie Serien.

Zur Sorge um die Gesundheit gesellen sich weitere Nöte

Die Sorge um Renes Gesundheit, um sein Leben, ist nicht die einzige Sorge, die diese Familie belastet. Die Fahrten von zu Hause in die Klinik kosten Geld, hinzu kommen Umbauarbeiten im Haus. Rene benötigt eine gewisse Barrierefreiheit, das Immunsystem darf nicht belastet werden. Außerdem muss Alexandra Witzorke ihre Arbeit, die Sorge ums den Sohn sowie die Zeit für Besuche unter einen Hut bekommen. Diese Probleme teilt sie mit allen Familien krebskranker Kinder.

Diese Sorgen möchte der Verein „Blaue Nase hilft“ lindern. Das Team um Roger Altenburg sammelt Spenden, zurzeit profitieren deutschlandweit 23 Familien. Der Verein organisiert zudem Typisierungsaktionen, damit Stammzellenspender gefunden werden. Für jede Typisierung sind mindestens 40 Euro fällig, davon werden Material und die Laboruntersuchung bezahlt. Diese Kosten werden von den Krankenkassen nicht übernommen.

Am 3. und am 8. November typisieren die Blauen Nasen in Stendal, am 5. November in Bismark. Alexandra Witzorke hofft, dass dort oder irgendwo auf der Welt ein passender Spender für Rene gefunden wird und hat auch alle anderen im Blick, die an Leukämie leiden. „Was für Rene gut ist, hilft auch allen anderen, die so eine Erkrankung haben.“