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Musikschüler spielen im Museum Wolmirstedt - Idee einer Kunst- und Kultur GmbH beanstandet Eltern nutzen Konzert, um Kritik zu äußern

Von Regina Malsch 11.09.2013, 01:15

Ein Konzert zum 35. Geburtstag der Kreismusikschule im Museum Wolmirstedt haben Eltern genutzt, um sich gegen die Bildung einer gemeinnützigen Kunst- und Kultur GmbH auszusprechen. Sie befürchten, dass die Beiträge steigen und die Qualität der Ausbildung sinkt.

Wolmirstedt l Die Plätze im Kreismuseum auf der Schlossdomäne in Wolmirstedt reichten nicht, so groß war das Interesse an dem Konzert der Kreismusikschule. Hauptsächlich Eltern der musizierenden Jungen und Mädchen waren gekommen. Schnell wurde aber klar, dass es den Besuchern nicht nur um die Musik ging.

Gleich nach der Begrüßung durch Musikschulleiter Armin Hartwig ergriff Thomas Schlenker (Die Grünen), Mitglied des Ortschaftsrates Glindenberg, das Wort. Er sprach davon, dass, wie er, viele Eltern durch die Pläne der Kreisverwaltung verunsichert seien. "Selbst der beste Schwimmer wird nach einem Sprung in die Niagara-Fälle nicht wieder auftauchen. So dürfte es der Musikschule gehen, wenn sie unter dem Dach einer GmbH ins Wasser geworfen wird." Für diesen recht drastischen Vergleich gab es tosenden Applaus.

Auch für den Vorschlag von mehreren Besuchern, zum Kreisausschuss am heutigen Mittwoch und zur Sitzung des Kreistages am 18. September Präsens zu zeigen, gab es allgemeine Zustimmung. An diesen beiden Tagen steht die umstrittene Beschlussvorlage der Kreisverwaltung auf der Tagesordnung.

"Noch können wir Einfluss nehmen", sagte Evelyn Ratzeburg, Mitglied des Fördervereins der Musikschule, die sich das Konzept angesehen und große Bedenken hat. "Wieso brauchen wir für Musikschule, Kreismuseum oder Volkshochschule ein neues Dach? Alle diese Einrichtungen haben sich unter dem Dach der Kreisverwaltung in den letzten Jahren doch sehr gut entwickelt. Ob diese positive Bilanz in einer GmbH fortgeschrieben werden kann, ist zweifelhaft", fügte sie hinzu.

"Gibt es im Bördekreis nach der Privatisierung nur noch Kultur für Besserverdienende?"

Olivia Kunkel, Mutter einer Musikschülerin

Auch wenn der Kultur- und Sozialausschuss die Vorlage abgelehnt habe, wofür sich Evelyn Ratzeburg im Namen der Eltern bedankte, sei die Kuh noch nicht vom Eis.

Dann lauschten erst einmal alle andächtig dem Spiel der kleinen Musikusse. Kurz nach Schulbeginn war von den Lehrern und Schülern ein kleines Programm improvisiert worden. Nicht alles klappte reibungslos, was aber eher von Vorteil war. Die Eltern konnten nämlich mal live erleben, wie die Lehrer mit den Schülern arbeiten. Und so klappte es mit dem Laternentanz (Geige und Klavier) dann doch noch.

Als erste Formation war das Gitarrenorchester mit modernen Stücken von Brigitte Kilp und Dieter Kreidler zu erleben, später dann das mehrfach ausgezeichnete Klarinettenquartett mit "Himmel und Erde". Henriette Zedler aus Colbitz, erst sechs Jahre alt, bekam für ihre Interpretation von "Hänsel und Gretel" besonders viel Beifall.

Pia Kunkel gab auf der Gitarre ein Stück ihres Lehrers Michael Brod zum Besten. Unmittelbar nach ihrem Auftritt erhob sich ihre Mutter Olivia Kunkel vom Platz und hielt ein Plädoyer für die Musikschule. Sie erzählte, dass drei ihrer Kinder Musikschüler sind. Die Älteste, Pia, habe mit fünf Jahren angefangen, konnte eher Noten lesen als Buchstaben. Nach sieben Jahren Ausbildung wird sie nun auf das Musikstudium vorbereitet. Jetzt mache sie sich aber große Sorgen. "Was geschieht mit den Ergänzungsfächern wie Musiktheorie oder Ensemble? Wie gestalten sich die Gebühren? Kann eine Familie noch drei Musikschüler finanzieren? Gibt es im Bördekreis nach der Privatisierung nur noch Kultur für Besserverdienende? Und bleibt bei einer möglichen Fluktuation die Qualität erhalten?"

Viele Fragen, auf die derzeit keiner eine Antwort hat. Offensichtlich, so der Tenor der Eltern, drehe sich alles mal wieder nur ums Geld. Deshalb passte der Abschlusstitel des Konzerts "Money, money, money" von ABBA wie die Faust aufs Auge. Einer der Väter rief: "Das Lied sollten wir Landrat Hans Walker widmen."